Amnesty bezeichnet Waffengewalt in den USA als Menschenrechtskrise
In den USA nehmen die Opfer von Waffengewalt zu und die Gesetze werden kaum verschärft. Amnesty spricht von einer «Menschenrechtskrise».
Das Wichtigste in Kürze
- Die zunehmende Waffengewalt in den USA bereitet Amnesty International Sorgen.
- Damit werde die Sicherheit, ein Grundpfeiler der Menschenrechte, gefährdet, heisst es.
Die in den USA verbreitete Waffengewalt hat sich laut einem Bericht von Amnesty International zu einer «Menschenrechtskrise» entwickelt.
Trotz der enormen Anzahl an Schusswaffen in den USA und der vielen Toten durch Waffengewalt gebe es «auf Bundesebene erschreckend wenige Regulierungen, die tausende Menschenleben retten könnten», heisst es in dem Bericht, den die Menschenrechtsorganisation heute Mittwoch vorstellte.
«Die US-Regierung räumt dem Recht auf Waffenbesitz eine höhere Bedeutung ein als grundlegenden Menschenrechten», erklärte die Amnesty-Direktorin in den Vereinigten Staaten, Margaret Huang. Obwohl «zahlreiche Lösungen» zur Eindämmung der Waffengewalt vorgeschlagen worden seien, zeige sich «ein erschreckender Mangel an politischem Willen, Menschenleben zu schützen».
Sicherheit sei Grundpfeiler der Menschenrechte
Der Bericht «In der Schusslinie: Menschenrechte und die US-Waffengewaltkrise» legt dar, dass anders als in den meisten anderen Ländern in den USA Regulierungs- und Kontrollsysteme für den Waffenbesitz wie landesweite Registrierungssysteme fehlten. Ausserdem verlangten 30 der 50 US-Bundesstaaten keinen Waffenschein oder eine andere Genehmigung für den Kauf von Pistolen.
Amnesty argumentiert, wegen der Waffengewalt könnten «die Menschenrechte für niemanden in den USA als sicher gelten». Schliesslich sei die Möglichkeit, ein Leben in Sicherheit und frei von Angst zu führen, «der Grundpfeiler der Menschenrechte», erklärte Huang.
Viele Tote und Verletzte
Der Bericht führt aus, dass laut der aktuellsten Statistik aus dem Jahr 2016 in den USA binnen eines Jahres fast 39'000 Menschen durch Waffen getötet worden seien, darunter mehr als 1600 Kinder. 39'000 weitere seien verletzt worden.
Schusswaffenangriffe mit vielen Opfern wie das Massaker im Februar an einer Schule in Parkland im Bundesstaat Florida hätten «tiefe emotionale und psychische Auswirkungen auf Überlebende und Angehörige», heisst es in dem Bericht weiter. Weitaus häufiger seien aber Einzeltaten mit Schusswaffen, «die das tägliche Leben von Gemeinschaften in den gesamten USA erschüttern», auch wenn sie in den Medien keinen grossen Widerhall fänden.
Der Amnesty-Bericht untersucht auch, welche Auswirkungen Waffengewalt auf Afroamerikaner hat. Demnach ist die Gefahr für Schwarze in den USA, durch Waffengewalt zu sterben, 20 Mal höher als in der Vergleichsgruppe weisser US-Bürger. Unter schwarzen Männern und Jungen zwischen 15 und 34 Jahren stelle Waffengewalt die häufigste Todesursache dar. Auch Kinder und Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, seien überdurchschnittlich häufig von Waffengewalt betroffen.
Als Konsequenz aus dem Parkland-Massaker mit 17 Todesopfern hatten Schüler die Kampagne «March For Our Lives» (Deutsch: Marsch für unsere Leben) gegen die Waffengewalt in den USA gestartet. Sie erhielten landesweit Unterstützung. Die Kampagne hat allerdings bislang kaum zu konkreten Ergebnissen geführt. Auf Bundesebene gab es bisher keine Restriktionen im Waffenrecht. US-Präsident Donald Trump steht auf der Seite der mächtigen Waffenlobby NRA.