Apostolische Visitatoren beenden Woelki-Untersuchung in Köln
«Wo geht's denn hier zur Inquisition?», fragte ein Gesprächspartner die Gesandten des Papstes in Köln. So schlimm war's dann aber gar nicht. Doch für einen könnte der Besuch unangenehme Folgen haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Apostolischen Visitatoren haben ihre Untersuchung im Erzbistum Köln abgeschlossen.
Eine Woche lang befragten die beiden Gesandten des Papstes Vertreter des grössten deutschen Bistums zu der seit Monaten schwelenden Vertrauenskrise um Kardinal Rainer Maria Woelki.
Am Dienstag reisten der Stockholmer Kardinal Anders Arborelius und der Rotterdamer Bischof Hans van den Hende wieder ab. Sie würden nun einen Bericht für Papst Franziskus erstellen, teilte eine Sprecherin von van den Hende der Deutschen Presse-Agentur mit. Angenommen wird, dass dieser Bericht über Woelkis Zukunft entscheiden könnte.
Aus Kirchenkreisen war zu erfahren, dass sich viele der Befragten gegenüber den Visitatoren kritisch über Woelki geäussert haben. Dabei gehe es keineswegs nur um Opfer sexuellen Missbrauchs oder bekannte Kritiker des Kardinals, sondern teilweise auch um Kirchenleute, die ähnlich konservative Ansichten vertreten wie er. Auch mit Woelki selbst haben die Visitatoren gesprochen.
Ein weiterer Gesprächspartner war der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD), der als Vorsitzender des Diözesanrates die praktizierenden Katholiken des Erzbistums vertritt. «Es war ein gutes Gespräch», sagte Kurzbach am Dienstag der dpa. «Ich hatte den Eindruck, dass sie gut zugehört haben.» Das hatten auch schon mehrere Missbrauchsopfer betont. Patrick Bauer, ehemals Mitglied im Betroffenenbeirat, erzählte: «Ich habe am Anfang aus Jux gefragt "Wo geht's denn hier zur Inquisition?" Aber genau das war es nicht.» Arborelius und van den Hende hätten sich als sehr empathische Zuhörer erwiesen.
Die beiden Visitatoren würden nun zeitnah den Bericht für den Papst erstellen, erläuterte der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller. Dieser Bericht werde auf ihre beiden Prüfaufträge eingehen: Das sei zum einen der Umgang des Erzbistums mit Fällen von sexuellem Missbrauch und den Betroffenen, zum anderen die schwierige pastorale Lage im Erzbistum. Es gibt seit Monaten eine Welle von Kirchenaustritten und Rücktrittsforderungen an Kardinal Woelki. Der 64-Jährige will jedoch im Amt bleiben.
Abgefasst werde der Bericht auf Italienisch, sagte Schüller. «Der Bericht geht nur an Papst Franziskus und den Präfekten der Bischofskongregation Kardinal Quellet. Er ist geheim und wird nach aller Erfahrung nicht veröffentlicht, es sei denn, der Papst ordnet dies an.» Wie der Papst am Ende über Woelki entscheide, sei offen.
In der vergangenen Woche hatte Franziskus ein Rücktrittsgesuch des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx abgelehnt. Marx hatte wegen des Missbrauchsskandals in der Kirche auf sein Amt verzichten wollen.
Der Fall Woelki liegt nach allgemeiner Einschätzung jedoch anders. Marx hatte seinen Rücktritt als Repräsentant der katholischen Kirche angeboten, ohne dass er persönlich unter Druck stand. Woelki hat den Rückhalt eines grossen Teils der Gläubigen in seinem Bistum verloren. Zu seiner Verteidigung verweist er darauf, dass ihn ein unabhängiges Gutachten zum Umgang des Erzbistums mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Pflichtverletzungen freigesprochen habe. Gerade diese formale Argumentation, bei der sich Woelki auf juristische Positionen zurückzieht, soll im Vatikan aber gar nicht gut ankommen.