Asbest: Stephan Schmidheiny muss in Italien vor Gericht
Der Schweizer Unternehmer Stephan Schmidheiny steht wegen fahrlässiger Tötung in Italien vor Gericht. Die 392 Todesfälle sind auf Asbest zurückzuführen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Unternehmer Stephan Schmidheiny steht in Italien vor Gericht.
- Ihm wird fahrlässige Tötung in 392 Fällen vorgeworfen.
- Die Todesfälle gehen alle auf eine Asbestzement-Fabrik in Italien zurück.
Ein Gericht in Vercelli (I) hat am Freitag die Eröffnung eines neuen Prozesses gegen Stephan Schmidheiny wegen fahrlässiger Tötung beschlossen. Dabei geht es um den Tod von 392 Arbeitnehmern, der laut Anklage auf asbestbedingte Krankheiten zurückzuführen ist.
Die von Schmidheiny geführte Schweizer Eternit-Gruppe SEG war von 1973 bis 1986 grösster und später Hauptaktionär der Eternit Italia SpA. Allerdings war der Industrielle nie Verwaltungsrat oder Manager des italienischen Unternehmens, wie seine Verteidiger betonen.
Prozess gegen Stephan Schmidheiny in Novara
Der neue Prozess, der nach Justizangaben am 27. November 2020 in der piemontesischen Stadt Novara beginnt, ist eines mehrerer Verfahren, die in Italien seit Jahren gegen Eternit laufen.
«Wir sind über den Beschluss enttäuscht, ein neues Verfahren gegen Schmidheiny zu eröffnen. Wir vertrauen der Justiz», sagte der Anwalt des Schweizer Unternehmers, Astolfo Di Amato am Freitag. Und Lisa Meyerhans, Sprecherin von Stephan Schmidheiny, schreibt in einer Mitteilung, alle Eternit-bis-Prozesse (übersetzt: «Eternit zum Zweiten») seien «sowohl formal als auch inhaltlich krass widerrechtlich».
Schmidheiny war im Mai in Turin erstinstanzlich der fahrlässigen Tötung von zwei Personen schuldig gesprochen worden. Damit wurde er ebenfalls zu vier Jahren Haft verurteilt.
Zement-Fabrik mit Asbest schuld an Todesfällen
Laut der Anklage stehen die beiden Todesfälle im Zusammenhang mit einer von der Eternit SpA betriebenen Asbestzement-Fabrik. Diese wurde 1982 geschlossen. Schmidheinys Verteidigung ging in Berufung.
Ein weiterer Prozess, der von 2009 bis 2014 dauerte, hatte mit einem Freispruch für Schmidheiny geendet. Und im Mai 2018 wies das oberste Gericht Italiens den Vorwurf vorsätzlichen Handelns als rechtlich unhaltbar zurück.
Stephan ist der jüngere Bruder von Thomas Schmidheiny, dem Grossaktionär des Schweizer Zementherstellers Lafarge-Holcim.