Auf der Kreuzfahrt: Was passiert bei Todesfällen?

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Deutschland,

Es ist ein Tabu-Thema: Wie gehen Reedereien mit Todesfällen an Bord einer Kreuzfahrt um?

Kreuzfahrt "Europa"
Das Schiff "Europa" läuft im Hafen von Palma bei einer Kreuzfahrt ein. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Reedereien vermeiden es häufig über Todesfälle auf Kreuzfahrten zu reden.
  • Aber: Es ist davon auszugehen, dass jedes Jahr mehrere Dutzend Passagiere an Bord sterben.

Ein Passagier erleidet einen medizinischen Notfall: Einen Tag vor dem Ende einer zweiwöchigen Ostseekreuzfahrt am 12. Juli.

Die Reederei will über den konkreten Fall am liebsten gar nichts sagen. Die Branche reagiert bei Sterbefällen an Bord schmallippig – offensichtlich ein Tabu-Thema.

Hochglanzprospekte versprechen Entdeckungen, Exotik, Spass, Gourmetfreuden und Wellness auf den Weltmeeren. Mehr als zwei Millionen Deutsche buchen jedes Jahr eine Kreuzfahrt, ein expandierender Markt. Es ist davon auszugehen, dass jedes Jahr mehrere Dutzend Passagiere an Bord bei einer Kreuzfahrt sterben. Doch die genaue Zahl nennt die Branche nicht.

Eine Ausnahme ist Tui Cruises: «Bei Tui Cruises gab es von April 2018 bis April 2019 insgesamt elf Todesfälle an Bord von sieben Kreuzfahrtschiffen.» Das sagt ein Tui Cruises-Sprecher. Nur ein einziger Suizid sei seit Gründung des Unternehmens 2008 bekannt – und das bei inzwischen mehreren Millionen Gästen.

Todesfälle auf einer Kreuzfahrt

«Natürlich versuchen wir, aus Respekt vor den Angehörigen so diskret wie möglich mit der Situation umzugehen», sagt der Tui-Cruises-Sprecher. Über das Vorgehen in einem Todesfall heisst es lediglich: «Die Abläufe an Bord sind durch unser Qualitätsmanagement geregelt.» Costa-Kreuzfahrten teilt nur mit, solche Fälle seien «äusserst selten».

Bei Cunard sind die Schiffscrews «für verschiedenste Vorkommnisse aller Art vorbereitet und geschult, so auch für Todesfälle». Das teilt eine Sprecherin mit. «Das organisatorische Procedere ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Es ist stets der Situation angepasst, so dass wir dieses nicht im Detail erläutern können.»

kreuzfahrt
Passagiere stehen an Bord des Schiffes «Aida Sol» und machen eine Kreuzfahrt. - dpa

Aida Cruises – nach eigenen Angaben Marktführer für Kreuzfahrten in Deutschland – bleibt ebenfalls allgemein: «Bei Todesfällen an Bord unserer Kreuzfahrtschiffe haben wir ein festes Procedere, nach dem wir vorgehen. Wir sind natürlich gut vorbereitet, um in diesen Fällen in angemessener Art und Weise zu reagieren.»

CLIA wird konkreter

Der Branchenverband Cruise Lines International Association (CLIA) Deutschland wird konkreter. Er nennt unter anderem Leichensäcke: «An Bord von Kreuzfahrtschiffen gibt es in der Regel Body Bags sowie für diese Fälle vorgesehene Kühlfächer.» Diese Fächer befinden sich, wie der Mitarbeiter der Schiffsagentur ergänzt, in der Regel im Hospitalbereich der Schiffe.

«Die alte Mär, Leichen würden neben den Kühlräumen für Lebensmittel aufbewahrt, ist natürlich Unfug.» Der Tui-Cruises-Sprecher betont, die Mitarbeiter im Hospital von Kreuzfahrtschiffen seien geschult und erfahren in der Betreuung Verstorbener und deren Angehörigen.

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