Autorin Helga Schubert gewinnt Bachmannpreis
Helga Schubert gewinnt in Klagenfurt den renommierten Bachmannpreis. Nachdem sie vor 40 Jahren nicht aus der DDR ausreisen durfte, ist es eine späte Genugtuung.

Das Wichtigste in Kürze
- Die 80-jährige Helga Schubert gewinnt den renommierten Bachmannpreis.
- Der Preis ist mit 25'000 Euro dotiert und gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen.
Als älteste je eingeladene Teilnehmerin hat die 80 Jahre alte deutsche Autorin Helga Schubert den renommierten Bachmannpreis gewonnen. Quirlig und gerührt zeigte sie sich am Sonntag in einer ersten Reaktion.
«Ich bin unglaublich glücklich», sagte die gebürtige Berlinerin. Sie war von zu Hause aus in Neu Meteln in Mecklenburg-Vorpommern live ins österreichische Fernsehen zugeschaltet worden.
Sie werde nach einigen zurückgezogenen Jahren nun in den Literaturbetrieb zurückkehren, sagte sie der österreichischen Agentur APA. Sie haben für ihren Wettbewerbsbeitrag Teile aus einem Erzählband genommen, an dem sie arbeite. «So, wie dieser Text jetzt ist, wird er nicht im fertigen Buch stehen», sagte sie.
Ein Verlag habe bereits angefragt. «Ich baue Texte wie Mathematik, es sind lauter kleine Bausteine.»
25'000 Euro für Bachmannpreis
Der Preis ist mit 25'000 Euro dotiert und gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für deutschsprachige Literatur. Er wird seit 1977 verliehen und erinnert an die in Klagenfurt geborene Lyrikerin Ingeborg Bachmann (1926-1973).

Helga Schubert setzte sich gegen 13 andere Kandidatinnen und Kandidaten durch. In der entscheidenden Abstimmung gewann sie in einer Stichwahl gegen die etwa 50 Jahre jüngere Lisa Krusche aus Braunschweig.
Für die Diplompsychologin Schubert, die seit den 70er Jahren Erzählungen, Kinderbücher und Märchen veröffentlicht hat, war es eine späte Genugtuung. Sie war 1980 schon einmal eingeladen, am Wettlesen um den Bachmannpreis teilzunehmen. Damals bekam sie aus der DDR aber keine Ausreisegenehmigung.
Der Triumph kam nun 40 Jahre später. Helga Schubert ist überzeugt: eine Teilnahme schon 1980 hätte ihr Leben in andere Bahnen gelenkt. «Das hätte mich unheimlich ermutigt», sagte sie.
Helga Schubert: Der Text ist «nicht autobiografisch»
Schubert erzählt in «Vom Aufstehen» von einer Frau, die morgens im Bett liegt und das Aufstehen hinauszögert.
«Auf, auf, sprach der Fuchs zum Hasen, hörst du nicht die Hörner blasen? So weckte mich meine Mutter früher, als ich ein Schulkind war», beginnt der Text. Die Frau verwebt im Bett liegend Erinnerungen an ihre verstorbene, vom Krieg geprägte harte Mutter. Und die innige Beziehung zu ihrem nebenan liegenden kranken Mann.
Die Frau heisst zwar Helga, und wurde wie Schubert im Krieg geboren. Aber der Text sei «nicht autobiografisch, darauf möchte ich bestehen», sagte sie der APA.