Bauernverband beklagt unterdurchschnittliches Erntejahr

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Deutschland,

Das zu trockene vergangene Jahr steckt vielen Bauern noch in den Knochen - und in den Bilanzen. Auch 2019 waren die Bedingungen auf den Feldern nicht ideal. Die Erntebilanz ist deshalb sehr gemischt.

Im Vergleich zur «Missernte» im vergangenen Jahr stieg das Ertragsniveau der Bauern wieder - aber nur leicht. Foto: Henning Kaiser
Im Vergleich zur «Missernte» im vergangenen Jahr stieg das Ertragsniveau der Bauern wieder - aber nur leicht. Foto: Henning Kaiser - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die deutschen Bauern haben nach der extremen Dürre 2018 wieder eine etwas bessere Ernte eingefahren - vor allem im Osten gab es aber erneute Einbussen wegen Trockenheit.

Insgesamt fällt die Getreideernte mit 45 Millionen Tonnen «leicht unterdurchschnittlich» aus, wie Bauernpräsident Joachim Rukwied in Berlin sagte. Das war mehr als bei der regelrechten «Missernte» von 38 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr, lag aber unter dem Schnitt der Jahre 2013 bis 2017 von rund 48 Millionen Tonnen. Zu schaffen machen vielen Betrieben nun auch noch knappes Grasfutter und niedrigere Preise.

Was die Mähdrescher hereinbringen, unterscheidet sich erneut stark regional. So sieht es im Süden besser aus, wo Bauern etwa in Bayern und Baden-Württemberg auf Durchschnittserträge kommen dürften. In anderen Regionen fiel aber wieder zu wenig Regen - teils ausgerechnet da, wo schon die Dürre 2018 Schäden angerichtet hatte. Dort müssen Höfe zum zweiten Mal in Folge eine «miserable Ernte» verkraften, wie Rukwied erläuterte. Betroffen waren etwa Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen sowie Teile Sachsens und Niedersachsens. Von grosser Trockenheit verschont blieb diesmal demnach etwa Schleswig-Holstein.

Die Ernte ist laut Bauernverband inzwischen «auf der Zielgeraden». Ein Überblick über Ergebnisse nach Daten der Landesbauernverbände:

GETREIDE: Bei Winterweizen als wichtigster Getreideart in Deutschland kamen 23 Millionen Tonnen herein - fast neun Prozent weniger als im Schnitt von 2013 bis 2017. In manchen Regionen schlug im Juni und Juli auch eine Hitzewelle mit Temperaturen von 40 Grad ins Kontor und beeinträchtigte die wichtige Kornbildung. Auch bei Roggen fiel die bundesweite Erntemenge mit 3,3 Millionen Tonnen schlechter aus als in diesem Fünf-Jahres-Mittel, bei Gerste dagegen etwas besser.

RAPS: «Raps ist mittlerweile unser Sorgenkind», sagte Rukwied. Und das fing schon vor der Ernte an. Da die Vorjahres-Dürre die Aussaat auf trockenen Böden erschwerte, schrumpfte die Anbaufläche deutlich. Auch deswegen sackte die Erntemenge auf 2,8 Millionen Tonnen ab und damit deutlich unter den Schnitt von 2013 bis 2017 mit 5,2 Millionen Tonnen. Der für die Fruchtfolge auf den Feldern wichtige Rapsanbau werde zusehends unattraktiv, warnte der Bauernverband. Daher sollten zumindest Absatzmärkte gesichert werden, etwa bei Biokraftstoffen.

OBST UND GEMÜSE: Bei Äpfeln zeichnet sich wieder eine gute Ernte von 912.000 Tonnen ab, auch wenn das hinter dem Spitzenergebnis von 2018 mit 1,2 Millionen zurückbleibt. Durch Hitze hätten manche Früchte Sonnenbrand bekommen, so der Bauernverband. Am Bodensee, im Alten Land und in Sachsen habe es Hagelschäden gegeben. Zu Buche schlugen erneut hohe Bewässerungskosten bei Obst und Gemüse. Teils gab es Probleme, Saisonarbeiter aus Polen, Rumänien und Bulgarien zu finden. Beim Weinjahrgang 2019 zeichnet sich erneut gute Qualität ab.

DIE PREISE: Was sie gerade für ihre Produkte erzielen können, macht den Bauern zusätzliche Sorgen - denn die weltweiten Lagerbestände wachsen. Für eine Tonne Brotweizen sind derzeit zum Beispiel 160 Euro drin - nach fast 200 Euro vor einem Jahr um diese Zeit. Unter Druck geraten sind demnach etwa auch Preise für Bioroggen. Denn der Markt wachse nicht so schnell, wie Bauern auf Öko-Erzeugung umstellen, sagte der Bauernpräsident. Insgesamt sei nicht von Auswirkungen der Ernte auf die Verbraucherpreise für Brot und Brötchen auszugehen.

DER KLIMAWANDEL: Folgen des Klimawandels bekommen Landwirte nun im dritten Jahr zu spüren, wie Rukwied sagte. 2017: zu viel Regen. 2018: Dürre. 2019: Hitze und regional wieder Dürre. Dieser Wechsel mache es schwierig, mit widerstandsfähigeren Pflanzensorten gegenzusteuern. Nachwehen der Krise von 2018 sind auch noch zu spüren. Höfe in akuter Finanznot wegen der damalige Dürre bekamen inzwischen 228 Millionen Euro Staatshilfen. Futtervorräte sind aber teils noch knapp. Wo es wieder trocken war, wächst nicht genug Gras nach. Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) will es daher wieder erleichtern, ausnahmsweise Flächen mit Umweltbeschränkungen für Futter zu nutzen. Den amtlichen Erntebericht will das Ministerium am kommenden Donnerstag vorlegen.

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