Bericht: Angebliche Pläne westlicher Ukraine-Hilfe veröffentlicht
Dokumente, die US- und Nato-Pläne für Ukraine-Hilfen beschreiben, wurden von Unbekannten veröffentlicht. Ob sie echt sind, ist jedoch unklar.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Internet wurden geheime Dokumente von Unbekannten veröffentlicht.
- Ob sie echt sind, ist derzeit noch unklar.
Angeblich geheime Dokumente über US- und Nato-Pläne zur Stärkung des ukrainischen Militärs gegen die russischen Besatzer sind im Internet aufgetaucht. Ob die Dokumente echt sind und wer sie veröffentlicht haben könnte, war zunächst unbekannt.
Das US-Verteidigungsministerium habe eine Untersuchung eingeleitet, wer hinter der Veröffentlichung stecken könnte. Dies berichtete die «New York Times» unter Berufung auf US-Regierungsvertreter. Bei Bachmut gingen die zähen Kämpfe weiter, und durch Artilleriebeschuss gab es wieder viele Opfer auch unter Zivilisten. Russlands Aussenminister Sergej Lawrow drohte in Ankara erneut mit einem Ende des Getreideabkommens.
Militärexperten zufolge seien die Unterlagen offenbar im Sinne Moskaus frisiert worden. Dies könnte auf eine Desinformationskampagne aus Russland hindeuten, schrieb die Zeitung weiter. So seien etwa US-Schätzungen über ukrainische Verluste übertrieben hoch, Angaben zu russischen Verlusten aber sehr niedrig angesetzt.
Versuche der US-Regierung, die Dokumente löschen zu lassen, seien bisher nicht erfolgreich gewesen, schrieb die Zeitung. Die Unterlagen wurden über die Social-Media-Plattformen Twitter und Telegram verbreitet.
Die Dokumente seien fünf Wochen alt und enthielten keine konkreten Pläne für Angriffe oder grössere Offensiven, hiess es. Die Nato in Brüssel wollte auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben. «Wir kommentieren nie angebliche Leaks geheimer Dokumente», sagte ein Sprecher.
Russische Militärexperten könnten aus den Unterlagen dennoch wertvolle Informationen ziehen. Wie zum Beispiel Zeitpläne für Waffenlieferungen oder ukrainische Truppenstärken, schrieb die Zeitung. Bei den veröffentlichten Dokumenten handle es sich um den ersten bekannt gewordenen Erfolg russischer Spionage seit Beginn des Krieges.
Russland spricht von Täuschungsmanöver
Auf russischer Seite wurden die geleakten Unterlagen mit Skepsis aufgenommen. Das sei womöglich ein Täuschungsmanöver, erklärte Wladimir Rogow, Mitglied der von Moskau eingesetzten Militärverwaltung im besetzten südukrainischen Gebiet Saporischschja. Aus den Dokumenten geht hervor, dass die Ukraine rund 50'000 Soldaten im Frontgebiet habe. «Aber ich denke, das ist eine klassische Desinformationskampagne, die uns in die Irre führen soll, dass sie (die ukrainischen Einheiten) noch nicht bereit seien und wir uns entspannen können», sagte er.
Einige Informationen seien sicher wahr, doch solle damit die Illusion erzeugt werden, es sei noch Zeit bis zu einem ukrainischen Angriff. «Die Lage an der Front sagt etwas ganz anderes: Die Technik kommt und ist schon bereit, die Leute daran ausgebildet, die Anzahl der Soldaten gross genug», warnte Rogow. Das Gebiet Saporischschja gilt nach Einschätzung von Experten als wahrscheinlichste Stossrichtung für eine ukrainische Gegenoffensive.
Weiter erbitterte Kämpfe um Bachmut und Opfer unter Zivilisten
Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs wurden seit Donnerstag 40 russische Angriffe in den Gebieten Donezk und Luhansk abgewehrt. Besonders schwer seien die Kämpfe weiter bei der Stadt Bachmut im Donezker Gebiet. Stärkere russische Angriffe wurden auch bei Awdijiwka nördlich und Marjinka westlich der Grossstadt Donezk verzeichnet. Bei Marjinka sei dabei ein russisches Erdkampfflugzeug des Typs Su-25 abgeschossen worden.
Russland droht mit Ende des Getreideabkommens im Mai
Lawrow drohte bei einem Besuch in der türkischen Hauptstadt Ankara erneut mit einem Ende des internationalen Getreide-Abkommens aus der Ukraine. Ohne Erleichterungen für eigene Agrarexporte werde Russland die Vereinbarung nicht verlängern, sagte Lawrow am Freitag. «Wenn es weiterhin keine Bewegung beim Abbau der Barrieren für den Export russischen Düngers und Getreides gibt, denken wir darüber nach, ob wir das Abkommen brauchen», wurde er von der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zitiert.
Die Ukraine ist einer der wichtigsten Exporteure weltweit. Durch die russische Blockade gab es in ärmeren Ländern Ängste vor einer Hungerkrise. Im Sommer wurde dann unter Vermittlung der Türkei und der UN ein Abkommen ausgehandelt. Seither gelangten nach türkischen Angaben mehr als 27 Millionen Tonnen ukrainisches Getreide auf den Weltmarkt.