Streit um Impfstoff-Firma - Berlin empört Trump

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Deutschland,

Versucht US-Präsident Trump, Deutschland einen möglichen Impfstoff gegen das Coronavirus wegzuschnappen oder sich die Entwicklung für die USA zu sichern? Die Reaktion: Empörung in Berlin. Die Firma versichert: kein Milliardengeschäft mit der Krise.

Forschung in einem Labor des biopharmazeutischen Unternehmens CureVac. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Forschung in einem Labor des biopharmazeutischen Unternehmens CureVac. Foto: Sebastian Gollnow/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwischen Deutschland und den USA gibt es in der dramatischen Coronavirus-Krise Streit um ein Tübinger Pharma-Unternehmen, das an einem Impfstoff arbeitet.

Auf die Frage, ob es aus der US-Regierung den Versuch gegeben habe, das deutsche Unternehmen CureVac für eine sehr hohe Geldsumme zu übernehmen, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in Berlin: «Ich kann nur sagen, dass ich heute mehrfach gehört habe von Regierungsmitgliedern, dass dies zutrifft und dass wir da morgen im Krisenstab darüber reden.»

Zuerst hatte die «Welt am Sonntag» über Auseinandersetzungen um die Tübinger Impfstoff-Firma CureVac berichtet. US-Präsident Donald Trump versuche, deutsche Wissenschaftler mit hohen finanziellen Zuwendungen nach Amerika zu locken oder das Medikament exklusiv für sein Land zu sichern, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise in Berlin. Der US-Präsident biete dem Bericht zufolge der Firma einen hohen Betrag, um sich deren Arbeit exklusiv zu sichern. Trump tue alles, um einen Impfstoff für die USA zu bekommen. «Aber eben nur für die USA», heisst es laut Zeitung dazu in der Bundesregierung.

Ein hochrangiger Vertreter der US-Regierung bestätigte den Zeitungsbericht nicht. Er teilte auf Anfrage mit, man kenne weder den Bericht der «Welt am Sonntag» noch die zugrundeliegenden Informationen.

Ein Exklusivvertrag etwa mit den USA für einen Corona-Impfstoff kommt für CureVac nach einem Bericht der Zeitung «Mannheimer Morgen» indes nicht in Frage. «Wir wollen einen Impfstoff für die ganze Welt entwickeln und nicht für einzelne Staaten», sagte der Geschäftsführer und Mitbegründer des Hauptinvestors dievini Hopp BioTech Holding, Christof Hettich.

Der SAP-Mitbegründer und Mäzen Dietmar Hopp und der Unternehmer Friedrich von Bohlen gehören demnach ebenfalls zu den Gründern und Geschäftsführern. Seit Januar forscht CureVac an einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Zudem halte Hopp entschlossen an dem Unternehmen, den Mitarbeitern und auch dem Hauptstandort in Tübingen fest, sagte Hettich weiter.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) lobte in der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin» die Tübinger Firma dafür, dass sie für die US-Avancen «nicht zur Verfügung steht. Das ist eine grossartige Entscheidung und eine grossartige Position.» Es sei eine «gute Nachricht, dass die Unternehmensleitung Klartext gesprochen hat». Deutschland stehe «nicht zum Verkauf», sagte Altmaier.

Das Bundesforschungsministerium wies eindringlich darauf hin, dass die dortige Forschung mit staatlichen Geldern gefördert werde. «Die Bundesregierung hat die finanzielle Förderung der Entwicklungen zuletzt stark ausgeweitet», sagte ein Sprecher von Ministerin Anja Karliczek (CDU) den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die Impfstoff-Entwicklung werde insbesondere über die internationale Impfstoff-Allianz CEPI vorangetrieben, die auch von der Bundesregierung mitfinanziert wird. «CEPI hat unter anderem die Firma CureVac mit der Entwicklung eines Impfstoffs beauftragt», so der Sprecher. Die Regierung stehe im intensiven Kontakt mit CureVac.

«Die Bundesregierung hat ein hohes Interesse, Wirkstoffe und Impfstoffe in Deutschland und Europa zu produzieren», zitierte die Funke Mediengruppe Bundeswirtschaftsminister Altmaier. Sein Ministerium habe auch auf die Vorgaben des Aussenwirtschaftsrechts verwiesen, wonach die Bundesregierung die Möglichkeit habe, sich Übernahmen deutscher Unternehmen aus Drittstaaten näher anzuschauen, «insbesondere wenn es um nationale oder europäische Sicherheitsinteressen geht».

Das Biotech-Unternehmen versicherte der «Schwäbischen Zeitung», eine Übernahme durch ein amerikanisches Unternehmen oder durch die USA stehe nicht im Raum. «Ein Angebot über eine Übernahme gibt es nicht», sagte Franz-Werner Haas, der für die Produktion verantwortliche Vorstand bei CureVac, dem Blatt in Ravensburg. Zwar bestehe durchaus Interesse aus den USA an der Arbeit von CureVac, aber «Corona ist ein weltweites Problem, dafür arbeiten wir». Haas fügte laut «Schwäbische Zeitung» hinzu: «Aufgrund der Erkenntnisse aus unserer klinischen Tollwut-Studie sind wir zuversichtlich, auch einen Wirkstoff gegen das Coronavirus entwickeln zu können. Wir hoffen, dass wir bis Mitte des Jahres in der Klinik sind.»

Das Bundesgesundheitsministerium verwies auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur auf Äusserungen, die ein Ministeriumssprecher bereits gegenüber der «Welt am Sonntag» gemacht habe. «Die Bundesregierung ist sehr daran interessiert, dass Impf- und Wirkstoffe gegen das neuartige Corona-Virus auch in Deutschland und in Europa entwickelt werden», zitierte die Zeitung den Sprecher. «Diesbezüglich ist die Regierung in intensivem Austausch mit der Firma CureVac.» Das Unternehmen arbeitet dem Bericht zufolge gemeinsam mit dem bundeseigenen Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel.

«Der exklusive Verkauf eines eventuellen Impfstoffes an die USA muss mit allen Mitteln verhindert werden. Der Kapitalismus hat Grenzen», schrieb der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach auf Twitter. Scharfe Kritik wegen US-Begehrlichkeiten kam auch von der Vizevorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Bärbel Bas: «Wenn es einen Impfstoff gibt, muss er allen zur Verfügung stehen. Alles andere wäre ein Skandal. Bei einer Pandemie geht es um alle Menschen und nicht um «America first».»

Die Tübinger Bundestagsabgeordnete der Linken, Heike Hänsel, schrieb: «Angesichts der schnellen globalen Verbreitung des Covid19-Virus muss die Welt geschlossen gegen diese Krankheit vorgehen. Die Firma Curevac ist aufgerufen, ihrer internationalen Verantwortung gerecht zu werden.»

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