«Bild»-Chefredakteurin fordert Mathias Döpfner zu Entschuldigung auf
Nach Berichten über abfällige Kommentare des Axel-Springer-Vorsitzenden Mathias Döpfner fordert die «Bild»-Chefredakteurin eine Entschuldigung von ihrem Chef.
Das Wichtigste in Kürze
- Marion Horn, «Bild»-Chefredakteurin, fordert eine Entschuldigung von Mathias Döpfner.
- Dies nach Berichten über abfällige Kommentare des Axel-Springer-Vorstandsvorsitzenden.
- Zudem verteidigt Horn die Freiheit der «Bild»-Zeitung.
«Bild»-Chefredakteurin Marion Horn fordert ihren Chef, den Axel-Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner, zu einer Entschuldigung für umstrittene Äusserungen auf.
In einem Kommentar, der auf der «Bild»-Webseite veröffentlicht wurde, schrieb Horn: «Ja, Mathias Döpfner hat Sätze gesimst, die so wie sie dastehen, absolut nicht in Ordnung sind. Aber das ist nicht, was wir bei Bild oder in diesem Verlag denken. Eigentlich ist eine Entschuldigung fällig, Chef!»
Abfällige Kommentare über Ostdeutsche
Die Wochenzeitung «Die Zeit» hatte zuvor über Nachrichten berichtet, die bei Springer konzernintern verschickt worden seien sollen. Das Blatt berief sich auf Dokumente, die aus den vergangenen Jahren stammen sollen. Es handele sich um E-Mails und Chatnachrichten aus dem engsten Führungskreis des Medienkonzerns, viele seien vom Springer-Chef selbst.
Die Zeitung listete Zitate auf. Es ging zum Beispiel um abfällige Kommentare über Ostdeutsche oder um Kritik an Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Und Döpfner soll sich vor der Bundestagswahl eine FDP-freundliche Berichterstattung von der «Bild» gewünscht haben.
Horn: «Unser erster Grundsatz ist das Eintreten für die Freiheit.»
Horn, seit vergangenem Monat Vorsitzende der «Bild»-Chefredaktionen, räumte in ihrem Kommentar ein: «Die Veröffentlichung von privaten Nachrichten unseres Vorstandschefs verunsichern das Bild-Team, unsere Familien, Freunde und unsere Leser. Viele sind wütend, weil er sich zum Beispiel respektlos über Ostdeutsche geäussert hat. Mir gefällt das auch nicht.»
Der Kommentar trägt die Überschrift: «Ich lasse mir von niemandem sagen, was «Bild» zu schreiben hat». An anderer Stelle schreibt Horn über Döpfner, der auch einen grösseren Teil der Konzernanteile hält: «Unser erster Grundsatz ist das Eintreten für die Freiheit.» Das bedeute auch, dass «Bild» frei darin sei, so zu berichten, wie es die Zeitung für richtig halte. «Und diese Freiheit verteidigt Mathias Döpfner jeden Tag, auch gegen Widerstände aus Politik, Wirtschaft und Kultur.»
Nach Veröffentlichung des «Zeit»-Artikels hatte sich Döpfner im betriebseigenen Intranet zu Wort gemeldet: «Wie ich denke, zeigen meine über vier Jahrzehnte publizierten Artikel. Für jedes veröffentlichte Wort lasse ich mich in die Verantwortung nehmen. Aus dem Zusammenhang gerissene Text- und Gesprächsschnipsel können nicht als mein «wahres Denken» dagegengesetzt werden.»
