Bild von Piet Mondrian hängt wohl seit 75 Jahren auf dem Kopf

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Deutschland,

Piet Mondrian war berühmt für seine geometrischen Raster-Bilder. Da kann man schon mal durcheinander kommen, wie so ein Bild aufzuhängen ist.

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Das Bild «New York City I» von Piet Mondrian hängt in Düsseldorf (D). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Bild von Piet Mondrian hängt wohl seit Jahrzehnten verkehrt herum.
  • Eine Kunstsammlung in Düsseldorf ehrt den niederländischen Künstler.
  • Richtig aufgehängt wird das Bild nicht mehr.

Strenge Linien, waagerecht und senkrecht, und immer wieder die Grundfarben Blau, Rot und Gelb: Ein Bild von Piet Mondrian ist für Kunstinteressierte leicht zu erkennen. Aber hängen die abstrakten Kompositionen eigentlich auch immer richtig herum?

Bei einem Hauptwerk des niederländischen Avantgarde-Malers sind daran jetzt Zweifel aufgekommen. Zur Eröffnung der Ausstellung «Mondrian. Evolution» zum 150. Geburtstag Mondrians (1872–1944) enthüllte die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen: Das berühmte Klebestreifenbild «New York City 1» hängt wohl seit Jahrzehnten auf dem Kopf.

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Die Kunstsammlung «Mondrian. Evolution» in Düsseldorf (D). - Keystone

Gleich mehrere Indizien für ihre Annahme präsentierte Kuratorin Susanne Meyer-Büser am Donnerstag bei der Pressekonferenz zur Jubiläums-Ausstellung. Die Schau zeichnet anhand von 90 Bildern die markante Entwicklung Mondrians vom Landschaftsmaler zum Meister der Abstraktion nach.

Schwesterbild in Paris hängt richtig herum

Das 1941 entstandene Bild «New York City 1» ist der Höhe- und Endpunkt der Präsentation. Ausgerechnet dieses bekannte Bild aus roten, gelben, blauen und schwarzen Klebestreifen, die sich waagerecht und senkrecht kreuzen, hängt falsch herum?

Seit 1980 gehört es zum Bestand der NRW-Kunstsammlung. Das fast zeitgleich entstandene und identisch grosse Schwesterbild in Öl im Pariser Pompidou hängt angeblich richtig herum. Das Klebebild werde aber seit dem Tod Mondrians 1944 um 180 Grad gedreht gezeigt, sagte Susanne Meyer-Büser.

Auffällig ist zudem: Auf einem Foto, das wenige Tage nach seinem Tod entstand, ist das Klebebild in anderer Ausrichtung zu sehen: Die dichteren Streifen befinden sich am oberen Rand und verlaufen damit exakt wie beim Ölbild in Paris. «Könnte es sein, dass die auf dem Foto gezeigte Ausrichtung die eigentliche ist, die Piet Mondrian intendiert hatte?», fragte Meyer-Büser.

Piet Mondrian signierte Bild nicht

Auch der Verlauf der Klebebänder erhärtet ihre Annahme. Meyer-Büser glaubt, dass Mondrian von oben nach unten geklebt hat. Oben am Bild habe er noch Kontrolle über die Streifen gehabt und sie präzise angesetzt, «nach unten labbert es aus.» Dort seien die Streifen unsauber abgeknipst, sodass immer ein halber Zentimeter fehle.

In der Düsseldorfer Hängung aber sind die unsauberen Kanten nun oben. Die Richtung der Klebestreifen habe letztlich auch die Restauratoren überzeugt, so die Kunsthistorikerin. «So ist festzuhalten: Das Gemälde New York City 1 aus der Kunstsammlung steht auf dem Kopf.»

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Weitere Werke von Piet Mondrian in der Kunstsammlung in Düsseldorf (D). - Keystone

Das Problem ist, dass Piet Mondrian das Bild nicht signiert hatte. Eventuell diente es auch nur als Studienobjekt. Vielleicht sei der Hängungsfehler schon 1945 passiert. Damals wurde das Bild erstmals im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt, so Meyer-Büser.

«War es Zufall, war es ein Versehen?» Vielleicht sei es schon beim Auspacken der Transportkisten umgedreht worden. Der Nachlassverwalter Harry Holtzman habe später gross «Mondrian» auf den Holzrahmen geschrieben. Habe auch er «nicht richtig hingeguckt»?

Klebestreifenbild wird nicht mehr umgedreht

Das Bild sei jedenfalls so ins Werksverzeichnis eingegangen und damit kunsthistorisch akzeptiert, sagt Meyer-Büser. Umdrehen werde die Kunstsammlung das Klebestreifenbild jetzt nicht mehr. «Das werden wir nicht tun», so Meyer-Büser.

Schliesslich habe es über 75 Jahre auf dem Kopf gestanden und bestehe aus empfindlichen Klebestreifen. «Drehe ich das Werk um, riskiere ich, dass es zerstört wird.» Die verkehrte Hängung gehöre nun ja auch zur Geschichte des Bildes. «Und sie erzählt viel über das Hinsehen und das Akzeptieren von Autorität.»

Würden Sie ein seit Jahrzehnten verkehrt hängendes Bild in einem Musem noch umkehren?

«New York City 1» gibt noch viel Anlass zu Spekulationen. Piet Mondrian habe sich mit Spiegelungen beschäftigt, um seine eigene und die Wahrnehmung der Betrachter zu schärfen, sagte Meyer-Büser. «Vielleicht gibt es überhaupt keine richtige oder falsche Ausrichtung?» Das Klebebild funktioniere letztlich wie ein Stadtplan: «New York City 1» verlaufe in alle Richtungen – wie der «Boogie-Woogie», den Mondrian so liebte.

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