Billigairline wirbt schon frühmorgens für Alkohol
Schon morgens um 7 Uhr werden in Fliegern von Easyjet die Alkohol-Angebote schmackhaft gemacht. Man wolle den Passagieren einen Mehrwert bieten, heisst es.
Das Wichtigste in Kürze
- Easyjet macht seinen Gästen die Alkohol-Karte im Flieger schmackhaft.
- Im Prospekt an Bord gibt es zahlreiche Kombi-Angebote, die Drinks promoten.
- Die Airline sagt, man schenke Passagieren, die den Flug gefährden, keinen Alk mehr aus.
Kevin B.* steigt am Freitagmorgen früh in die volle Easyjet-Maschine. Vier Tage Hamburg sind geplant. Als alle Passagiere platzgenommen haben, hebt der Flieger ab – und schon erklingt die Durchsage über die Lautsprecher.
«Haben Sie schon Lust auf einen Aperitif? Bestellen Sie bei unserem Bord-Personal einen Champagner, Prosecco oder ein Bier. Natürlich haben wir auch Kaffee und Gipfeli.»
Kevin* und seine Reisegruppe schauten sich verwundert an, wie er bei Nau.ch schildert. «Es ist doch gerade einmal sieben Uhr am Morgen?»
Auch bei der Rückreise, die wird dann am Montagabend durchgeführt, geht es so weiter. «Nun wurden wir über die Lautsprecher gefragt, ob wir Whisky-Cola, Gin Tonic und Wodka bestellen wollen. Ganz am Schluss der Durchsage wurde dann auch noch erwähnt, dass es natürlich auch Süssgetränke gebe. Die Getränkekarte besteht aber zum Grossteil aus alkoholhaltigen Getränken.»
Was zudem auffällt: Wer alkoholische Getränke kaufen will, bezahlt weniger, wenn gleich zwei davon bestellt werden. Für Kevin ist klar: «Die Airlines wollen ihre Passagiere abfüllen.»
Der Easyjet-Mediensprecher Manuel Guenin streitet dies auf Nachfrage von Nau.ch ab. «Wir weisen konsequent jede Behauptung zurück, dass unsere Angebote einen erhöhten individuellen Alkoholkonsum fördern.»
Fluggäste wollen Ferien einläuten
Die Angebote seien so konzipiert, dass sie Fluggästen, die gemeinsam reisen, einen zusätzlichen Mehrwert bieten. Wenn ein Passagier, der unter Alkoholeinfluss steht, den Ablauf des Fluges gefährden könnte, würde ihm der Alkoholausschank verweigert.
Marketing-Experte Felix Murbach glaubt hingegen an eine clevere Verkaufsstrategie: «Die sehr gut platzierte Aktion ist eine interessante und vor allem kostengünstige Möglichkeit, Flugpassagiere zum Kauf eines alkoholischen Getränkes oder Snacks zu animieren.»
Wenn man im Flugzeug sitze, dann beginne für Passagiere die Ferien oder der Kurztrip. «Also lässt man es sich gutgehen und fragt nach alkoholischen Getränken, um die kommenden Tage unbeschwert einzuläuten.»
Murbach sagt, dass die Fluggesellschaften das Service-Angebot an Board «praktisch risikofrei» ausbauen könnten. Zum Beispiel mit länderspezifischen Angeboten. Unter anderem sei die erhöhte Nachfrage in der Nach-Corona-Zeit ausschlaggebend.
«Kaum in der Luft in Richtung Ibiza liesse es sich sehr entspannt bereits zu einem ersten Sangria anstossen. So können die Ferien beginnen», nennt Marbach ein Beispiel.
Übrigens: Auch Kevin liess sich von den Durchsagen und der Karte beeinflussen. «Plötzlich hatte ich Lust auf ein Bier – und bestellte mir eines.»
*Name der Redaktion bekannt