Biontech will Produktionskapazitäten hochfahren

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Deutschland,

Die Hoffnung ist gross auf mehr verfügbaren Impfstoff in Deutschland. Biontech-Chef Ugur Sahin erklärt, woran es hakt. Der Behörde EMA zufolge ist ein Aufschieben der zweiten Dosis nur bedingt eine Option.

Ugur Sahin
Biontech-Chef Ugur Sahin plädiert für Auffrischungsimpfungen. Foto: Andreas Arnold/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Biontech-Chef Ugur Sahin geht davon aus, dass das Unternehmen Ende Januar Klarheit über die weiteren Produktionsmengen für den Corona-Impfstoff haben wird.

«Wir versuchen, neue Kooperationspartner zu gewinnen, die für uns produzieren. Aber es ist ja nicht so, als stünden überall in der Welt spezialisierte Fabriken ungenutzt herum, die von heute auf morgen Impfstoff in der nötigen Qualität herstellen könnten», sagte Sahin (55) dem «Spiegel». «Ende Januar haben wir Klarheit, ob und wie viel wir mehr produzieren können.»

Erste tragfähige Ergebnisse könnte es Ende des Monats auch dazu geben, in welchem Umfang der Biontech-Impfstoff nicht nur Covid-19-Erkrankungen, sondern auch Ansteckungen verhindert. «Wir werden dazu ungefähr Ende Januar Daten haben, zumindest indirekte», sagte die medizinische Geschäftsführerin und Biontech-Mitgründerin Özlem Türeci dem «Spiegel».

Bundesweit wurden bisher gut 130.000 Menschen mit dem Biontech-Impfstoff gegen Corona geimpft. Bis Donnerstagfrüh waren 131.626 Impfungen an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet worden. Unter den Geimpften sind 57.406 Bewohner von Pflegeheimen.

Derzeit sehe es hinsichtlich der insgesamt verfügbaren Impfstoffe gegen Covid-19 «nicht rosig» aus, «weil weitere zugelassene Impfstoffe fehlen und wir mit unserem Impfstoff diese Lücke füllen müssen», sagte Sahin. Der Impfstoff von Biontech und Pfizer war kurz vor Weihnachten in der EU zugelassen worden und wird seit einigen Tagen auch verabreicht. Weitere Zulassungen für Corona-Impfstoffe gibt es in der EU bisher nicht. Die Staatengemeinschaft hatte bei mehreren Herstellern Impfstoffdosen geordert. «Es gab die Annahme, dass noch viele andere Firmen mit Impfstoffen kommen. Offenbar herrschte der Eindruck: Wir kriegen genug, es wird alles nicht so schlimm, und wir haben das unter Kontrolle. Mich hat das gewundert», sagte Sahin dazu.

Die Idee der EU und anderer Regierungen sei gewesen, sich einen Korb aus verschiedenen Anbietern zusammenzustellen, was ein durchaus sinnvoller Ansatz sei, ergänzte Türeci. «Irgendwann stellte sich aber heraus: Viele können gar nicht zeitig liefern. Dann war es erst mal zu spät, woanders umfänglich nachzuordern.»

Nach Ansicht der SPD-Fraktion muss sich Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stärker für mehr Impfstoff einsetzen. Bei einem Gipfel mit allen in Deutschland produzierenden pharmazeutischen Unternehmen müsse Spahn klären, «welche Produktionsstätten bestehen und kurzfristig nutzbar gemacht werden können», sagte der Parlamentarische Fraktionsgeschäftsführer Carsten Schneider der Deutschen Presse-Agentur. «Der Bundesgesundheitsminister muss das Chaos um die Lieferung und Verteilung des Impfstoffes nun schnell beenden.»

Zuletzt hatte es Wirbel um die Lieferungen der Impfdosen an die Bundesländer gegeben. Die nächste Charge soll nun am 8. Januar eintreffen. «Wir haben in Deutschland auch durch die staatliche Unterstützung einen Impfstoff gegen das Virus entwickelt. Es ist nicht akzeptabel, dass dieser Impfstoff nach dem Impfbeginn nicht mal in der angekündigten Menge zur Verfügung steht», kritisierte Schneider.

Diskutiert wird in Deutschland derzeit, ob man die nötige zweite Impfdosis später verabreichen sollte, um zunächst möglichst viele Menschen mit den knappen Vorräten zu impfen. Die europäische Zulassungsbehörde EMA dämpfte nun die Erwartungen. Zwar sei eine Obergrenze für den zeitlichen Abstand zwischen den Dosen nicht explizit definiert, der Nachweis der Wirksamkeit basiere aber auf einer Studie, bei der die Verabreichung der Dosen im Abstand von 19 bis 42 Tagen erfolgte, teilte die EMA am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit.

Eine Verabreichung etwa im Abstand von sechs Monaten stehe nicht im Einklang mit den Bestimmungen. Eine solche Änderung würde demnach eine Änderung der Zulassung sowie mehr klinische Daten zur Unterstützung einer solchen Änderung erfordern.

Auch der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek, hatte am Mittwoch gesagt, aus seiner Sicht sei die bisherige Vorgehensweise sehr vernünftig und richtig. Denn dazu lägen die entsprechenden Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten vor.

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