Ein Gericht in Frankreich verurteilt 18 Mitglieder einer grossen Schleuserbande zu hohen Haftstrafen.
Migranten versuchen in einem Schlauchboot den Ärmelkanal zu überqueren.
Migranten versuchen in einem Schlauchboot den Ärmelkanal zu überqueren. (Symbolbild) - Home Office/PA/dpa

Nach einem internationalen Schlag gegen eine der grössten Schleuserbanden Europas mit zahlreichen Festnahmen auch in Deutschland hat ein Gericht in Frankreich 18 Angeklagte zu teils hohen Haftstrafen verurteilt. Der mutmassliche Chef des irakisch-kurdischen Schleusernetzes, das die Überfahrt von Migranten über den Ärmelkanal nach Grossbritannien organisiert haben soll, wurde vom Gericht im nordfranzösischen Lille zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Dies berichtete die Zeitung «Le Monde». Die übrigen Angeklagten, darunter eine Frau, erhielten zwischen einem und zwölf Jahren Haft und Geldstrafen bis zu 150'000 Euro.

«Händler des Todes»

Die Staatsanwältin hatte die angeklagten Schleuser als «Händler des Todes» bezeichnet. Sie füllten die für die Überfahrten genutzten Schlauchboote bis zum Fünfzehnfachen ihres eigentlichen Fassungsvermögens mit Menschen. Von den Flüchtlingen hätten sie zwischen 2500 und 3500 Euro für die Überfahrt kassiert.

Damit hätten sie «phänomenale Summen» mit ihrem Schleusergeschäft eingestrichen. Der Gewinn mit einem einzigen Boot habe sich auf bis zu 74'000 Euro summiert. In diesem Jahr sind laut französischen Medien bereits 60 Menschen bei der gescheiterten Überfahrt Richtung Grossbritannien ums Leben gekommen, darunter Kinder und Babys.

Internationale Polizeiaktion gegen Menschenschmuggel

Bei einer internationalen Polizeiaktion gegen den Menschenschmuggel über den Ärmelkanal waren im Juli 2022 in Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Grossbritannien 39 Menschen festgenommen worden. 18 davon in vier deutschen Bundesländern. Mehr als 50 Wohnungen und Lagerräume wurden durchsucht .

Fast 150 Schlauchboote, etwa 1200 Schwimmwesten und etwa 50 Aussenbordmotoren wurden beschlagnahmt. Die deutschen Zellen des Schleusernetzwerkes lieferten nach den Ermittlungen Boote, Schwimmwesten und Aussenbordmotoren.

Im Ort Lotte bei Osnabrück entdeckten die Polizisten ein Bauernhaus, in dem Schwimmwesten und anderes Material gefunden wurden. Andere Mitglieder der Schleuserbande wurden bereits im Januar zu Haftstrafen verurteilt. Drei weitere kommen im kommenden Jahr in Belgien vor Gericht, wie «Le Monde» schrieb.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

GerichtEuroHaft