Blogger Protassewitsch meldet sich - Opposition besorgt
Einen Tag nach der erzwungenen Landung eines Flugzeugs in Belarus hat sich der festgenommene Blogger Roman Protassewitsch in einem Video zu Wort gemeldet.
Das Wichtigste in Kürze
- Der in Minsk festgenommene Blogger Protassewitsch hat sich aus der U-Haft gemeldet.
- Die Opposition zeigt sich besorgt, dass der Regierungskritiker unter Druck gesetzt wurde.
Es wurde in einem regierungsnahen Nachrichtenkanal bei Telegram am Montagabend verbreitet. Darin bestätigte der gezeichnete Blogger, dass er im «Untersuchungsgefängnis Nr. 1» in der Hauptstadt Minsk sei.
Zu Berichten über einen angeblichen Krankenhausaufenthalt wegen Herzproblemen sagte er: «Ich kann erklären, dass ich keine gesundheitlichen Probleme habe, auch nicht mit dem Herzen und anderen Organen.» Er sei gesetzeskonform behandelt worden, er arbeite mit den Ermittlern zusammen und wolle weiter Geständnisse ablegen.
"Guten Tag, ich heiße Roman Protasevich und wurde gestern vom Innenministerium am Flughafen von Minsk festgenommen.
— Anne Gellinek (@a_gellinek) May 24, 2021
Im Moment setze ich die Zusammenarbeit mit den Behörden fort, sage aus und gebe zu, das ich an der Organisation von Massenunruhen in Minsk beteiligt war." https://t.co/Xbv2QLZJIr
Nach Einschätzung der Opposition ist das Video unter Druck zustande gekommen. «Roman hat nie freiwillig gesagt, was er jetzt in die Kamera gesagt hat», hiess es bei Telegram. Er sehe zudem «ziemlich gefoltert» aus. «Sein Gesicht ist geschminkt, Spuren von Schlägen sind sichtbar, seine Nase ist gebrochen.»
Protassewitsch ist Mitbegründer von Nexta
Behörden der autoritär regierten Republik hatten am Sonntag ein Flugzeug auf dem Weg von Athen nach Vilnius zur Landung gezwungen. An Bord der Maschine war nach Angaben von Menschenrechtlern auch der von Lukaschenko international gesuchte Blogger. Einen Tag nach der erzwungenen Landung bestätigte das belarussische Innenministerium, dass der Blogger festgenommen wurde.
Protassewitsch gehört zu den Mitbegründern des regierungskritischen Nachrichtenkanals Nexta. Die Behörden in Belarus stufen Nexta als extremistisch ein. Der Kanal hatte im vergangenen Jahr nach der Wahl immer wieder zu den Massenprotesten gegen Machthaber Alexander Lukaschenko aufgerufen.