Börsen-Chef warnt: «Deutschland auf Weg zu Entwicklungsland»
Der Chef der deutschen Börse wettert gegen die Regierung. Deutschland sei ein Ramschladen geworden und auf dem Weg zu einem Entwicklungsland.

Das Wichtigste in Kürze
- Der deutsche Börsen-Chef wettert gegen die Ampel-Regierung.
- Treffen mit Wirtschaftsminister Habeck seien eine «schiere Katastrophe».
- Er will Fachkräfte ins Land holen und nicht Bürgergeldempfänger.
Als Chef der Deutschen Börse kennt sich Theodor Weimer mit der Wirtschaft aus. Eine Rede von ihm sorgt deshalb für Aufsehen – und wegen Widersprüchen auch für Stirnrunzeln.
Mitte April sprach der 64-Jährige auf einer Tagung, Videos davon wurden nun im Internet geteilt. Der Börsenboss wettert gegen die deutsche Ampelregierung: Anfänglich sei er noch voller Begeisterung über die Regierung und Wirtschaftsminister Habeck gewesen, diese sei mittlerweile verflogen. Denn «Fundamentalisten kommen immer mehr durch». Die Treffen mit Habeck beschreibt er als «schiere Katastrophe».

Er warnt auch von den Folgen der Ampel-Politik: «So schlecht wie jetzt war unser Ansehen in der Welt noch nie», behauptet Weimer. Internationale Investoren würden nur noch in Deutschland investieren, «weil es so günstig ist». Deutschland sei zum «Ramschladen» geworden. In Singapur werde er gefragt: «Was leistet ihr euch eigentlich da für eine Regierung?»
Weimers Fazit: «Wir sind ökonomisch gesprochen auf dem Weg zum Entwicklungsland.» Gründe dafür seien unter anderem der Niedergang der Automobilindustrie und die Absage an den Verbrenner-Motor. «Das tut mir in der Seele weh.»
Auch Zahlen zeigen, dass es der deutschen Wirtschaft nicht sonderlich gut geht. Im letzten Jahr schrumpfte die Wirtschaftsleistung, seit Jahresbeginn gibt es aber ein kleines Wachstum. Doch Weimer ist sich sicher: «Der Staat wird es nicht richten.» Man müsse hin zu einer Private Economy, die Wirtschaft müsse sich über den Staat hinwegsetzen.
Weimer will Fachkräfte holen und keine Bürgergeld-Empfänger
Kurz darauf aber lobt er die USA für ihren «Inflation Reduction Act», mit dem die Regierung Milliarden-Subventionen verteilt hat. Der Börsenboss lobt also genau das Gegenteil von dem, was er kurz zuvor noch gefordert hatte.
Auch bei seiner Kritik der Migrationspolitik nimmt es Theodor Weimer nicht so genau. Er sagt, man müsse Fachkräfte holen und nicht Menschen, die «zu fünfzig Prozent Bürgergeld abkassieren». Laut «Focus» gehen aber fast zwei Drittel aller Ausländer einer Arbeit nach, bei den Deutschen sind es 77,2 Prozent. Weimer sagt auch: «Unsere Ausrichtung am Gutmenschentum wird nirgends geteilt.»