USA, China, Brexit und der Nahe Osten: Internationale Konflikte belasten zunehmend die Wirtschaft in Europa. Nach Einschätzung der EU-Kommission behauptet sie sich noch. Aber die Aussichten sind bedenklich.
«Sämtliche EU-Staaten werden 2019 und 2020 wachsen», sagte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. Foto: Francisco Seco/AP/dpa
«Sämtliche EU-Staaten werden 2019 und 2020 wachsen», sagte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. Foto: Francisco Seco/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die zunehmenden internationalen Spannungen bedrohen aus Sicht der EU-Kommission immer stärker das Wachstum in Europa.
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Handelspolitische Konflikte und politische Ungewissheit stellten die europäischen Volkswirtschaften auf die Probe, sagte EU-Finanzkommissar Valdis Dombrovskis in Brüssel.

«Sämtliche EU-Staaten werden 2019 und 2020 wachsen», sagte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. Dies werde vor allem durch einen starken Arbeitsmarkt gestützt, der die Nachfrage ankurbele.

Anhand zahlreicher Risiken müssten die einzelnen Volkswirtschaften und die Eurozone insgesamt jedoch widerstandsfähiger werden.

Für das laufende Jahr erwartet die Brüsseler Behörde nun nach wie vor ein Wachstum von 1,2 Prozent in den 19 Staaten des gemeinsamen Währungsgebiets. Für das kommende Jahr senkte sie den Ausblick gegenüber ihrer Prognose im Mai von 1,5 auf 1,4 Prozent. EU-weit rechnet sie 2019 mit 1,4 Prozent und 2020 mit 1,6 Prozent.

Zwischen den einzelnen Staaten gibt es allerdings deutliche Unterschiede. «Mittel- und osteuropäische EU-Staaten wachsen schneller als Kernmitgliedstaaten», erklärte Moscovici. Überdurchschnittliche Wachstumsraten erwartet die Brüsseler Behörde im laufenden Jahren etwa in Ungarn und Polen (jeweils 4,4 Prozent) sowie Rumänien (4,0 Prozent). In Deutschland - der grössten europäischen Volkswirtschaft - rechnet die Brüsseler Behörde mit einem Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,5 Prozent, in Italien von 0,1 Prozent.

Vor allem den Produktionssektor sieht die EU-Kommission unter Druck. Die grössten Sorgen bereitet hier ein andauernder Handelskonflikt zwischen den USA und China. Dieser könne auch Auswirkungen auf andere Sektoren und Regionen nach sich ziehen, warnte die EU-Kommission. Spannungen im Nahen Osten könnten die Ölpreise in die Höhe treiben. Innerhalb Europas trübe der unklare EU-Austritt Grossbritanniens die Aussichten.

Die USA und China liefern sich seit einem Jahr einen erbitterten Handelskrieg. Er bremst das Wachstum in beiden Ländern und belastet auch die globale Konjunktur. Auslöser war der Ärger von US-Präsident Donald Trump darüber, dass China deutlich mehr in die USA exportiert als umgekehrt. Er belegte die Hälfte der Importe aus China mit 25-prozentigen Sonderzöllen, China reagierte mit Gegenzöllen.

Auch bei der Inflation sieht die EU-Kommission nun eine schwächere Entwicklung. Wegen derzeit noch niedriger Ölpreise und schwacher Weltwirtschaft rechnet sie in der Eurozone mit einer Teuerungsrate von 1,3 Prozent, in der gesamten EU von 1,5 Prozent. Das entspricht jeweils 0,1 Prozentpunkten weniger als im Mai.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht eine Inflationsrate von knapp 2 Prozent als erstrebenswert an. Sind Preise dauerhaft niedrig oder sinken gar, können Unternehmen und Verbraucher verleitet werden, Investitionen aufzuschieben. Dies kann dann das Wirtschaftswachstum schwächen.

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