Dutzende Jugendliche haben wieder um den Sieg im Bundeswettbewerb «Jugend forscht» getüftelt. Hat Corona seine Spuren hinterlassen? Im Wettbewerb schon, bei den Ideen eher nicht.
Beim 56. Wettbewerb «Jugend forscht» sind die besten Nachwuchsforscher aus Deutschland ausgezeichnet worden. Foto: Uwe Anspach/dpa
Beim 56. Wettbewerb «Jugend forscht» sind die besten Nachwuchsforscher aus Deutschland ausgezeichnet worden. Foto: Uwe Anspach/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein «Löschigel» für die Feuerwehr, Webprogramme gegen resistente Keime, Exomonde und eine Studie über fliegendes Konfetti: Beim 56.
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Wettbewerb «Jugend forscht» sind am Sonntag in Heilbronn die besten Nachwuchsforscher aus Deutschland ausgezeichnet worden.

Die Forschungsergebnisse und Entdeckungen könnten dazu beitragen, dass die Welt ein bisschen besser werden könne, sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). «Von solchen Ideen hängt unsere Zukunft ab.»

Für das Bundesfinale hatten sich 169 junge Tüftler mit 113 Forschungsprojekten in den Fachgebieten wie Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik sowie Technik qualifiziert. Jubeln durften die diesjährigen Sieger aber nur am Bildschirm: Wie bereits die Präsentationen in den vergangenen Tagen wurde auch die Siegerehrung wegen der Corona-Pandemie als Livestream übertragen.

Mit Computerprogrammen, Umweltprojekten und ganz handfesten neuen Produkten konnten die Jugendlichen die Jury in diesem Jahr überzeugen. So erhielt Jakob Nolte aus Hessen den Preis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit: Der 20-Jährige wies nach, dass in der Region um das hessische Laubach in den vergangenen rund 130 Jahren bis zu 80 Prozent der Blütenpflanzenflora verschwunden sind - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird der junge Forscher im September auch persönlich treffen.

Über den Preis der Bundesbildungsministerin für die beste interdisziplinäre Arbeit freute sich der 16 Jahre alte Amon Schumann. Der Berliner hat Ansätze entwickelt, um die traditionellen Verfahren zur Wetterdatenmessung zu optimieren. Er nutzt Wetterballons mehrfach und kann eine extrem leichte Sonde mit Solarstrom betreiben.

Mit einer Art «Löschigel» holte sich Jan Heinemann (18) aus Andernach (Rheinland-Pfalz) den Sieg im Fachgebiet Arbeitswelt. Sein stachelartiger Aufsatz für Feuerwehrschläuche kann durch die Düsen Wasser grossflächig zerstäuben und den Löscheinsatz so effektiver machen. «Wer eine Idee hat, darf nicht aufgeben, er muss kreativ sein, muss sich verbessern und etwas für die Zukunft da lassen», sagte der neue Bundessieger bei der Preisverleihung.

Chemie-Bundessieger Nikola Ristic (18) aus Leipzig (Sachsen) will sein Preisgeld in Höhe von 2500 Euro fürs Studium aufheben, wie er sagt. Er hat ein Computerprogramm optimiert, um Dichte und innere Struktur von Molekülen und deren Hohlräumen berechnen und sichtbar machen zu können. Marik Müller (17) errang den Bundessieg im Fachgebiet Biologie mit einer Methode, die das Antibiotikum Florfenicol spaltet, bevor es in die Umwelt gelangt. So werde das Risiko der Entstehung resistenter Keime reduziert, erklärte der Jugendliche aus Potsdam.

Das Flugverhalten von Konfetti haben Leonard Münchenbach und Leo Neff (beide 17) aus dem baden-württembergischen Emmendingen untersucht und damit die Jury überzeugt. Mit der neuen Formel der Physik-Bundessieger lässt sich beschreiben, wie schnell Papierstreifen im freien Fall rotieren. Ebenfalls aus dem Südwesten stammt Tobias Neidhart, der Bundessieger im Fachgebiet Technik. Der 18-Jährige aus Konstanz beschleunigte einen speziellen Druckertyp, bei dem ein zähflüssiges Harz mit UV-Licht belichtet wird, um so Schicht für Schicht auszuhärten.

«Jugend forscht» gilt als Europas grösster Nachwuchswettbewerb in Mathematik, Naturwissenschaften und Technik. Im vergangenen Jahr waren wegen der Corona-Pandemie keine Projekte ausgezeichnet worden.

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