Bundestag gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus
Das Wichtigste in Kürze
- Im Bundestag findet am Mittwoch eine Gedenkveranstaltung zum Holocaust statt.
- Unter anderem sind auch Reuven Rivlin und Frank-Walter Steinmeier dabei.
Yad Vashem und Auschwitz: An diesen beiden historischen Orten haben die Präsidenten Deutschlands und Israels bereits gemeinsam an den Holocaust erinnert. Jetzt reden beide im Deutschen Bundestag. Dieser gedenkt heute – 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz – der Millionen Opfer des Nationalsozialismus.
Erinnern an die Opfer
Erstmals werden die Präsidenten Deutschlands und Israels, Frank-Walter Steinmeier und Reuven Rivlin, gemeinsam an der Gedenkstunde teilnehmen und Reden halten. Zum Auftakt wird Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) an die Opfer des NS-Unrechtsregimes erinnern.
Allein im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz im von der Wehrmacht besetzten Polen ermordete die SS mindestens 1,1 Millionen Menschen. In ganz Europa fielen dem Holocaust rund 6 Millionen Juden zum Opfer. Im Zweiten Weltkrieg starben mindestens 55 Millionen Menschen.
Steinmeier und Rivlin hatten vergangene Woche bereits am Holocaust-Forum in Yad Vashem und am Montag am Gedenken in Auschwitz teilgenommen. In Yad Vashem durfte Steinmeier als erstes deutsches Staatsoberhaupt reden. Er bekannte sich zur deutschen Schuld am Holocaust und lehnte jeden Schlussstrich unter das Erinnern daran ab.
Antisemitismus auch heute noch ein Problem
Er betonte die Verpflichtung, dem neuen Antisemitismus auch in Deutschland entschieden entgegenzutreten. Zeit, Worte und Täter seien heute nicht dieselben wie damals, sagte Steinmeier in Yad Vashem. «Aber es ist dasselbe Böse.»
Rivlin hatte bei einer Diskussionsrunde mit Schülern eines jüdischen Gymnasiums am Dienstag gesagt: «Wir haben jetzt die vierte, fünfte, sechste Generation nach dem Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg. Wir müssen einen Weg finden, um Euch und Eure Kinder wissen zu lassen, was passiert ist. Wir müssen vermeiden, dass sich dies wiederholt.»
Der CDU-Innenpolitiker Mathias Middelberg verlangte neue Ansätze für die Bekämpfung von Judenfeindlichkeit in Deutschland. «Der Antisemitismus in Deutschland wächst, aber er wandelt sich auch», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Nicht jeder Antisemit von heute passe in das klassische Neonazi-Schema.
«Das Thema Juden darf nicht nur ein Thema für den Geschichtsunterricht sein», forderte Middelberg. Es bleibe zwar wichtig, Gedenkstätten zu besuchen und die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten. Hinzukommen müssten aber Kontakte zu aktiven Gemeinden, damit junge Menschen die Erfahrung machten, dass jüdisches Leben selbstverständlich dazu gehöre.