Bundesweit knapp 3500 neue Niederlassungsmöglichkeiten für Ärzte
Bundesweit werden mehrere tausend neue Niederlassungsmöglichkeiten für Ärzte geschaffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Bedarfsplanung wird angepasst - Medizinermangel damit nicht behoben.
Der Gemeinsame Bundesausschuss im Gesundheitswesen (G-BA) beschloss am Donnerstag in Berlin eine Reform der sogenannten Bedarfsplanungsrichtlinie, die 3470 neue Sitze für niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten ermöglicht. Die Krankheitslast der Versicherten in den Regionen soll bei der Planung des Medizinerbedarfs künftig stärker berücksichtigt und die Planung alle zwei Jahre angepasst werden.
Konkret soll es neue Niederlassungsmöglichkeiten für 1146 Hausärzte, 776 Psychotherapeuten, 476 Nervenärzte und 401 Kinder- und Jugendärzte geben. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) rechnet mit einem «signifikanten Anstieg der Arztsitze». Damit werde die ambulante Versorgung für 73 Millionen gesetzlich Versicherte «wieder einen Schritt besser», erklärte GKV-Vize Johann-Magnus von Stackelberg.
Der AOK-Bundesverband begrüsste, dass die «Fehlverteilung» von Ärzten etwa durch eine Mindestquote für Rheumatologen angegangen werden, dämpfte allerdings zugleich die Erwartungen. Das Grundproblem, das regional Ärzte fehlten, und die ungleiche Verteilung von Arztpraxen in Deutschland könnten auch die neuen Planungsvorgaben «nicht lösen», erklärte AOK-Chef Martin Litsch. So entstünden viele zusätzliche Kapazitäten in Regionen, in denen es schon heute offene Vertragsarztsitze gebe. Nach Angaben des G-BA gibt es derzeit bundesweit rund 3440 offene Arztsitze.
Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des G-BA, räumte ein, der Bundesausschuss könne das Problem des Ärztemangels oder fehlender Bewerber auf freie Arztsitze nicht lösen. «Mit den neuen Niederlassungsmöglichkeiten haben wir noch keinen einzigen neuen Arzt am Patienten oder in der Versorgung», erklärte Hecken. Hier seien Länder, Kreise und Kommunen mit attraktiven Angeboten für Ärzte vor allem in ländlichen Gebieten gefordert.
Der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, Dietrich Munz, warf den Kassen eine Blockadehaltung vor. Die Reform der Bedarfsplanung bleibe deutlich hinter den Erwartungen zurück. Statt der nun zu erwartenden rund 800 zusätzlichen Sitze für niedergelassene Psychotherapeuten wären mehr als 2400 notwendig gewesen. Psychisch kranke Patienten müssten in vielen Regionen auch in Zukunft unzumutbar lange auf einen Therapieplatz warten.