Cannes-Jury-Präsident Spike Lee: Welt wird von Gangstern regiert
Die Welt wird nach Ansicht von Cannes-Jury-Präsident Spike Lee von «Gangstern» regiert.
Das Wichtigste in Kürze
- New Yorker Regisseur prangert auch Polizeigewalt gegen Schwarze an.
Vor Beginn der Internationalen Filmfestspiele in der südfranzösischen Stadt sagte der New Yorker Regisseur am Dienstag: «Agent Orange, dieser Typ in Brasilien und Putin sind Gangster. Sie haben keine Moral, keine Skrupel. Das ist die Welt, in der wir leben.» Der 64-Jährige fügte hinzu: «Wir müssen uns gegen solche Gangster aussprechen.»
Lee, der erste Schwarze an der Spitze der Jury in Cannes, reagierte mit seiner Äusserung auf die emotionale Aussage einer georgischen Journalistin, die den Einfluss Russlands unter Präsident Wladimir Putin für das gewaltsame Vorgehen gegen eine geplante Pride-Parade in ihrem Heimatland verantwortlich machte.
Lee, der eine Kappe mit der Jahreszahl 1619 für die Ankunft der ersten Sklaven in Amerika trug, bezeichnet den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump aufgrund von dessen oft auffälliger Gesichtsfarbe stets als «Agent Orange». Mit dem «Typen in Brasilien» meinte er den rechtsradikalen Staatschef Jair Bolsonaro.
Auf die Frage nach seinem Film «Do the Right Thing» von 1989 verwies Lee auf die jüngsten Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA und sagte: «Man würde hoffen, dass rund 30 verdammte Jahre später Schwarze nicht mehr wie Tiere gejagt würden.» Lee hat in seinen Filmen immer wieder das Schicksal von Menschen mit dunkler Hautfarbe thematisiert.
Die 74. internationalen Filmfestspiele beginnen am Abend. Bei dem Festival an der Côte d'Azur konkurrieren 24 Filme um die Goldene Palme, die am 17. Juli verliehen wird. Lee war bereits im vergangenen Jahr für den Jury-Vorsitz vorgesehen, wegen der Corona-Pandemie fielen die Filmfestspiele aber aus.