Ceuta: Mehr als 5000 Migranten in spanischer Exklave angekommen
Mindestens 5000 Migranten haben am Montag durch das Mittelmeer schwimmend oder bei Ebbe laufend die spanische Nordafrika-Exklave Ceuta erreicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Marokko hat am Montag offenbar die Grenzkontrollen zu Ceuta ausgesetzt.
- Seither sind in 24 Stunden mindestens 5000 Migranten in der Nordafrika-Exklave angekommen.
- Die Menschen schwammen übers Mittelmeer oder liefen bei Ebbe am Strand entlang.
Die Zahl der Migranten aus Marokko, die binnen 24 Stunden in der spanischen Nordafrika-Exklave Ceuta angekommen sind, ist nach Angaben des Radiosenders Cadena Ser auf mehr als 5000 gestiegen.
Die Menschen schwammen von der marokkanischen Stadt Fnideq aus durch das Mittelmeer oder liefen bei Ebbe auch am Strand entlang, wie spanische Medien berichteten. Die in Ceuta erscheinende Zeitung «El Faro» bezeichnete die Lage als chaotisch. Mindestens einer der Migranten, bei denen es sich überwiegend um Marokkaner handele, sei ertrunken.
1.08 Uhr: Immer mehr Menschen schaffen es am Grenzzaun El Tarajal vorbei nach #Ceuta, Spanien. @welt pic.twitter.com/e8MGZ44AKh
— Tim Röhn (@Tim_Roehn) May 17, 2021
Das Aufnahmelager der Exklave sei völlig überfüllt und viele der Migranten irrten in der Stadt mit 85'000 Einwohnern herum, hiess es in den Berichten. Die Behörden wurden von der Massenflucht völlig überwältigt.
Erste Migranten wurden bereits abgeschoben
Die spanische Militärbasis in Ceuta habe logistische Hilfe angeboten und den Schutz ihrer eigenen Einrichtungen verstärkt. Die Zentralregierung in Madrid kündigte die Entsendung von 200 zusätzlichen Polizisten an.
Die Behörden der spanischen Nordafrika-Exklave Ceuta begonnen, die Erwachsenen in einem Stadion unterzubringen. Sie sollten anschliessend nach Marokko zurückgebracht werden, berichtete «El Faro» am Dienstag. Etwa 300 der Ankömmlinge seien bereits abgeschoben worden.
«El País» schreibt über «Autobahn auf dem Meer»
«Am Sonntag waren ungefähr 70 Menschen in dem Aufnahmelager für illegale Migranten. Ich weiss nicht, was wir mit den Menschen machen oder wo wir sie unterbringen sollen», zitierte die Zeitung einen Verantwortlichen in der Exklave.
Die Zeitung «El País» schrieb, nie zuvor seien so viele Menschen auf einmal nach Ceuta gekommen. Es sei wie eine «Autobahn auf dem Meer». Die meisten der Ankommenden seien Männer, aber es seien auch Frauen und Familien dabei.
📹 Around 5000 people swam from #Morocco to enter the neighbouring Spanish enclave of Ceuta on Monday#Spain pic.twitter.com/Jcq5YnMp5H
— Mete Sohtaoğlu (@metesohtaoglu) May 17, 2021
Etwa 1500 von ihnen seien Minderjährige, schrieb «EL Faro». Nach unbestätigten Medienberichten machten sich auch in der Stadt Tanger Migranten aus Ländern südlich der Sahara auf in Richtung Ceuta.
Viele Marokkaner haben ihre Arbeit und Einkommen verloren, seit Marokko die Grenze zu Ceuta und der anderen spanischen Nordafrika-Exklave Melilla im März 2020 wegen Corona geschlossen hat. Immer wieder demonstrierten Menschen für eine Öffnung der Grenze.
Die meisten der Ankommenden seien Männer, aber es seien auch Frauen und Familien dabei.
Bereits am 26. April hatten 128 Marokkaner schwimmend Ceuta erreicht. Die meisten wurden bald darauf nach Marokko abgeschoben. Auch dieses Mal wurde erwartet, dass viele der Migranten bald nach Marokko zurückgebracht würden.
Marokko hat offenbar Grenzkontrollen ausgesetzt
Marokko hatte am Montag offenbar die Grenzkontrollen zu dem spanischen Gebiet auf nordafrikanischem Boden ausgesetzt. Hintergrund dürfte nach Angaben spanischer Medien die Verärgerung der Regierung in Rabat über die Tatsache sein, dass Spanien die medizinische Behandlung des Chefs der Unabhängigkeitsbewegung Polisario für Westsahara, Brahim Ghali, erlaubt hat. Er wird seit April in einem spanischen Krankenhaus wegen einer Corona-Erkrankung behandelt. Die Regierung in Madrid hatte humanitäre Gründe geltend gemacht.
Westsahara an der nordafrikanischen Atlantikküste war bis 1975 spanische Kolonie. Marokko kontrolliert grosse Teile des dünn besiedelten Gebiets an seiner Südgrenze. Die Polisario strebt nach Unabhängigkeit für die Westsahara. Marokko will der Region nur Autonomie zugestehen.
Im Dezember hatte der damals bereits abgewählte, aber noch amtierende US-Präsident Donald Trump Marokkos Souveränität über Westsahara anerkannt. Seither nehmen die Spannungen zwischen Marokko und europäischen Ländern, die Trumps Entscheidung kritisiert hatten, zu. So rief Rabat Anfang Mai seine Botschafterin aus Berlin zurück.