Streiks in Frankreich gehen in neue Runde
In Frankreich bleibt das Reisen kompliziert. Wegen eines grossen Streiks gegen die geplante Rentenreform kommt es zu massiven Behinderungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Reisende müssen sich auch an diesem Freitag in Frankreich wieder auf Behinderungen im Nah- und Fernverkehr sowie auf Flughäfen einstellen.
Grund sind massive Streiks gegen die geplante Rentenreform, die am Donnerstag begonnen und den öffentlichen Verkehr im Land fast komplett lahmgelegt hatten.
Die französische Staatsbahn SNCF rechnet mit eine starken Störung des Verkehrs. Von zehn TGV-Hochgeschwindigkeitszügen werde lediglich einer fahren, der Verkehr mit TER-Regionalzügen sei auf 30 Prozent des normalen Aufkommens reduziert, teilte die Bahngesellschaft mit. Auch Verbindungen in die Nachbarländer wie beispielsweise Deutschland seien weiter stark eingeschränkt.
Die Rentenreform ist das Vorzeigevorhaben von Staatschef Emmanuel Macron. Seine grösste Kontrahentin, die Rechtspopulistin Marine Le Pen, forderte bereits ein Referendum zu dieser umstrittenen Reform. Am Donnerstag waren Hunderttausende Menschen im ganzen Land auf die Strasse gegangen. Etliche Lehrer traten in den Ausstand. Auch in Teilen des öffentlichen Dienstes, in Krankenhäusern und Justizstellen wurde die Arbeit niedergelegt. Bei einer Demonstration in Paris kam es am Rande zu Krawallen.
Die französische Zivilluftfahrtbehörde Direction Générale de l'Aviation Civile (DGAC) rief die Airlines auf, ihr Flugaufkommen am Freitag um ein Fünftel zu vermindern. Betroffen sind die internationalen Hauptstadt-Flughäfen Charles de Gaulle und Orly, der ausserhalb von Paris gelegene Flughafen Beauvais sowie Lyon, Marseille, Toulouse und Bordeaux.
In der französischen Hauptstadt wird der öffentliche Nahverkehr weiter bestreikt. Der Betreiber RATP kündigte an, dass zehn Metro-Linien komplett geschlossen bleiben. Vier Linien sollten nur in den Stosszeiten eingeschränkt fahren. Die automatisch betriebenen Linien 1 und 14 sollten demnach in normaler Taktung fahren. Auch für die RER-Regionalzüge im Grossraum Paris wurden starke Einschränkungen angekündigt.
Die Mitte-Regierung von Premier Édouard Philippe will mit der Rentenreform die Zersplitterung in 42 Einzelsysteme für bestimmte Berufsgruppen beenden. Sonderregeln, die von anderen oft als Privilegien gewertet werden, gibt es zum Beispiel für Eisenbahner oder Mitarbeiter der Energiewirtschaft. So können Lokführer theoretisch mit Anfang bis Mitte 50 in Rente gehen. Das normale Renteneintrittsalter liegt bei 62 Jahren. Künftig soll ein Punktesystem die Höhe der Rente mitbestimmen. Ausserdem will die Regierung Anreize geben, länger zu arbeiten.