Corona-Jahr 2020: Stärkster Exporteinbruch seit Finanzkrise

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Deutschland,

Der Export von «Made in Germany» bricht in der Corona-Krise ein. Doch es hätte noch schlimmer kommen können. Vor allem die anhaltende Erholung der vergangenen Monate macht Hoffnung.

Die Sonne scheint hinter den Kränen des Hamburger Containerterminals Burchardkai. Die Corona-Krise hat der deutschen Exportwirtschaft im vergangenen Jahr schwer zugesetzt. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa
Die Sonne scheint hinter den Kränen des Hamburger Containerterminals Burchardkai. Die Corona-Krise hat der deutschen Exportwirtschaft im vergangenen Jahr schwer zugesetzt. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Folgen der Corona-Pandemie haben im vergangenen Jahr die tiefsten Löcher in die deutsche Exportbilanz seit der Finanzkrise gerissen.

Dennoch sei es nicht ganz so schlimm gekommen wie befürchtet, erläuterte Anton Börner, Präsident des Aussenhandelsverbandes BGA am Dienstag. Trotz erschwerter Bedingungen durch die angespannte Coronalage habe sich der Aussenhandel zum Jahresende leicht stabilisiert. Vor allem die Nachfrage aus China schob die Geschäfte im Laufe des Jahres an. Ökonomen sind zuversichtlich, dass die deutsche Wirtschaft besser durch den aktuellen Lockdown kommt als im Frühjahr 2020.

Die Warenausfuhren sanken nach Angaben des Statistische Bundesamtes gegenüber 2019 um 9,3 Prozent auf 1204,7 Milliarden Euro. Es war der stärkste Rückgang seit der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2009 mit einem Minus von damals 18,4 Prozent. Der Aussenhandelsverband BGA hatte zuletzt mit einem Exporteinbruch von mindestens 12 Prozent für 2020 gerechnet. Das Import-Volumen verringerte sich im vergangenen Jahr um 7,1 Prozent auf 1025,6 Milliarden Euro.

Zeitweilige Grenzschliessungen, Störungen in der Logistik und Unterbrechungen der Lieferketten zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 hatten das Export-Geschäft deutlich ausgebremst. Im Laufe des Jahres arbeitete sich der Aussenhandel schrittweise aus dem Tief. Doch es reichte nicht, um den Einbruch auszugleichen.

Für dieses Jahr ging der BGA zuletzt von einem deutlichen Plus aus. Das Vorkrisenniveau soll demnach spätestens im Sommer 2022 wieder erreicht werden. Hoffnung macht, dass sich die Erholung im Dezember trotz des zweiten Lockdowns in vielen Ländern fortsetzte.

Die Ausfuhren stiegen gegenüber dem Vormonat leicht um 0,1 Prozent. Gegenüber Dezember 2019 legten sie um 2,7 Prozent auf 100,7 Milliarden Euro zu. Die Einfuhren sanken im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozent. Binnen Jahresfrist stiegen sie um 3,5 Prozent auf 85,9 Milliarden Euro.

«Der deutsche Aussenhandel hat sich seit dem historischen Einbruch im Frühjahr 2020 schneller erholt als erwartet», analysierte DZ-Bank-Chefvolkswirt Michael Holstein. Der Export ist neben dem Privatkonsum eine wichtige Konjunkturstütze der grössten Volkswirtschaft Europas.

Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung, sieht in den Dezember-Zahlen ein weiteres Indiz dafür, «dass die deutsche Wirtschaft den zweiten Lockdown wesentlich besser verkraftet als die Kontaktbeschränkungen im Frühjahr 2020.» Die grenzüberschreitenden Lieferketten seien weitgehend intakt, die Industrieproduktion laufe derzeit nahezu unbeeinträchtigt weiter.

Vor allem die Nachfrage aus China schob zuletzt die Geschäfte an. Die deutsche Exportwirtschaft habe im vergangenen Jahr wie kaum eine andere von der anhaltenden Erholung Chinas und anderer asiatischer Staaten profitiert, erläuterte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. China habe Frankreich als zweitwichtigsten Markt für Exporte «Made in Germany» abgelöst. Die USA behaupteten sich trotz eines deutlichen Rückgangs der deutschen Ausfuhren um 12,5 Prozent als bedeutendster Einzelmarkt. Die Exporte in die Staaten der Europäischen Union sanken um 9,2 Prozent.

Neben den Folgen der Corona-Pandemie belasteten Börner zufolge auch politische Entscheidungen den Aussenhandel im vergangenen Jahr. Die transatlantischen Beziehungen hätten unter dem in diesem Januar aus dem Amt geschiedenen US-Präsidenten Donald Trump schwer gelitten. «Zudem schlagen sich die immensen Auswirkungen des Brexits in den Handelszahlen mit dem Vereinigten Königreich nieder.»

Die Exporte nach Grossbritannien brachen 2020 um 15,5 Prozent ein. Bereits seit Ende Januar 2020 war das Land nicht mehr Mitglied der Europäischen Union, zum Jahreswechsel verliess Grossbritannien auch den EU-Binnenmarkt und die Zollunion.

Die Aussenhandelsbilanz schloss das vergangene Jahr mit einem Überschuss von 179,1 Milliarden Euro ab, das waren 44,9 Milliarden Euro weniger als im Vorjahr. Deutschland exportiert seit Jahren mehr als es einführt. Das sorgt bei Ländern für Kritik, die besonders viel importieren, weil so Ungleichgewichte im Welthandel zunehmen. Besonders harsche Töne hatte Trump angeschlagen.

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