Coronavirus: Frankreichs Massnahmen treffen vor allem Junge
Das Wichtigste in Kürze
- In Frankreich gelten ab Samstag wieder Ausgangssperren.
- Die neuen Massnahmen treffen eher die junge Bevölkerung.
- Daniel Voll, SRF-Korrespondent in Paris, ordnet ein.
Frankreich zieht die Schraube im Kampf gegen das Coronavirus wieder an. Ab Samstag gilt im Nachbarland der Gesundheitsnotstand. Den Massnahmen-Hammer verkündete Präsident Emmanuel Macron am Mittwochabend in einem TV-Interview.
Der Notstand beinhaltet auch eine Ausgangssperre zwischen 21 und 6 Uhr. Diese gilt für neun grosse Städte, unter anderem Paris, Grenoble und Lille.
Das öffentliche Leben wird damit wieder stark eingeschränkt – trägt die Bevölkerung solche Massnahmen überhaupt wieder mit?
Massnahmen zielen auf das junge Partyvolk
«Es ist hart im Jahr 2020 20 zu sein», kommentierte Macron im Interview die neuen Massnahmen. Denn diese treffen das junge Partyvolk stärker als Andere – und das nicht ganz unbeabsichtigt.
«Es ist auffällig, dass das Virus gerade in den grossen Universitäts-Städten stark um sich greift», kommentiert SRF-Frankreich Korrespondent Daniel Voll die Situation. Die Universitäten in Frankreich haben erst vor wenigen Wochen wieder aufgemacht.
Bereits im Frühling galt in Frankreich eine strikte Ausgangssperre, man durfte das Haus nur maximal eine Stunde verlassen. «Jetzt ist die Situation eine andere, es wird der Abend massiv verkürzt. Sicher mit der Idee, private Partys zu verhindern», so Voll. Diese Einschränkungen treffen eher die Jüngeren.
Coronavirus belastet das Gesundheitssystem
Die Entwicklungen in Frankreich und der Schweiz war lange ähnlich. Im Moment sind die Fallzahlen in Frankreich etwa ein Drittel höher. Vor allem aber: Das Gesundheitswesen ist im Nachbarland schon mehr beansprucht als bei uns: Mediziner warnten vor kurzem, dass bereits im November die Spitäler ausgelastet seien.
«Die Ausgangssperre trifft sicher die Jüngeren mehr. Aber es trifft auch den Teil der städtischen Bevölkerung, der in engen Wohnungen lebt», so Voll. «Oder Leute, die aus finanziellen Gründen in die Agglomeration gezogen sind und jetzt abends nicht mehr in die Stadt können.»
«Die Moral ist natürlich langsam schon ein bisschen angeknackst, gerade viele Restaurateure sind sehr wütend», so Voll zu Nau.ch. Die Beizen befürchten starke Umsatzeinbussen und auch die Kulturbetriebe müssen sich entscheiden, ob sie mit diesen Regeln überhaupt noch öffnen wollen.
Doch es habe sich auch eine gewisse Gelassenheit eingespielt, die Masken würden beispielsweise konsequent getragen. «Viele Franzosen haben eingesehen, dass diese Massnahmen notwendig sind. Nach Umfragen unterstützen rund zwei Drittel der Bevölkerung die neuen Massnahmen.»