Coronavirus: Geht Schweden jetzt den «Schweizer Weg»?
Schweden konnte die Zahl der Todesfälle besonders deutlich senken – auch ohne Lockdown. Doch während die Schweiz öffnet, kommen in Schweden neue Massnahmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweden hat die zweite Welle ohne Lockdown überstanden.
- Wie in der Schweiz folgt jetzt eine Massnahmen-Verschärfung trotz gesunkenen Zahlen.
Verschiedene Wege führen zum Ziel – in der Corona-Pandemie ging Schweden von Anfang an einen eigenen. Als einziges Land in Europa verzichtet Schweden weitgehend auf einschneidende Massnahmen.
Die Zahlen scheinen den Erfolg zu belegen: Seit Beginn des Jahres konnte Schweden die Todeszahlen deutlich senken – auch ohne einen Lockdown. Doch während die Schweiz wieder lockert, greifen in Schweden die bisher strengsten Massnahmen.
Schweden: Empfehlungen statt Vorschriften
Anstelle von Vorschriften rücken in Schweden eindringliche Empfehlungen zum Umgang mit dem Coronavirus. «Persönliche Verantwortung» ist der oberste Punkt auf den Informationsseiten des schwedischen Gesundheitsamts. Es folgt eine Reihe von Verhaltensempfehlungen – diese ähneln dem, was in der Schweiz mit verpflichtenden Massnahmen durchgesetzt wird: Abstand, Reduktion der Kontakte, Homeoffice.
Der Rückgang der Todeszahlen scheint den Erfolg der Strategie zu belegen. Zu Jahresbeginn war die Situation vergleichbar mit dem Höhepunkt der Schweizer Welle Anfang November. Der Anstieg bis zum Höhepunkt war in Schweden deutlich langsamer als in der Schweiz – der Rückgang deutlich schneller.
Schweiz: Abkehr vom «schwedischen Weg»
International wurde die Schweiz lange als das «Schweden der zweiten Welle» angesehen: Auch in der Schweiz gelang die Trendwende ohne einen Lockdown. Der Teil-Lockdown mit Ladenschliessungen und Homeoffice-Pflicht wurde erst beschlossen, als die Zahlen bereits seit längerem sanken.
Grund für den späten Lockdown war in der Schweiz die Sorge vor steigenden Infektionszahlen durch die ansteckenderen Mutationen des Coronavirus. Der Bundesrat war der Meinung, dass die Empfehlungen nicht genügen würden, um den erneuten Zahlenanstieg zu verhindern.
Coronavirus: Geht Schweden jetzt den «Schweizer Weg»?
Wie in der Schweiz konnte in Schweden der akute Engpass im Gesundheitssystem ohne Lockdown abgewendet werden. Doch während die Zahlen in der Schweiz derzeit stagnieren, nehmen die Fälle in Schweden wieder zu.
Seit der zweiten Welle konnten die Fallzahlen in Schweden weniger deutlich gesenkt werden als in der Schweiz. Dennoch ist die Zahl der Neuinfektionen in Schweden im Februar wieder deutlich gestiegen.
Nun sieht sich Schweden mit dem «Schweizer Weg» konfrontiert: Nachdem die Zahlen bereits gesunken sind, kommt in Schweden nun die Massnahmen-Verschärfung.
Neue Massnahmen in Schweden
Während der 1. März in der Schweiz der Tag der Lockerung war, traten in Schweden neue Massnahmen in Kraft.
Für schwedische Verhältnisse sind es einschneidende Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus: Restaurants müssen um 20.30 Uhr schliessen. Ein Verkaufsverbot von alkoholischen Getränken ab 20.00 Uhr bleibt weiterhin in Kraft.
Von einem Lockdown bleibt Schweden dennoch weit entfernt: Läden bleiben offen, Events bleiben mit Einschränkungen erlaubt.