Coronavirus: Ist es gefährlich, sich 87-mal impfen zu lassen?

In Deutschland hat sich ein Mann fast 90-mal gegen das Coronavirus impfen lassen. Der Schweizer Virologe Andreas Cerny meint: Das ist mit Risiken verbunden.

Impfung
Eine Frau lässt sich gegen das Coronavirus impfen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • 87-mal liess sich ein Deutscher in Magdeburg gegen das Coronavirus impfen.
  • Ein Arzt sagt dazu: Nützt es nicht, so schadets nicht.
  • Nau.ch hat bei einem Schweizer Arzt nachgefragt.

Ein Mann liess sich in Magdeburg (D) 87-mal gegen das Coronavirus impfen. An einigen Tagen wurden dem 60-jährigen Mann bis zu drei Spitzen injiziert. Es besteht der Verdacht, dass er die Impfausweise an Dritte weiterverkauft haben soll.

Doch welche Auswirkungen auf die Gesundheit kann eine solche exzessive Impfbereitschaft mit sich bringen? Gesundheitliche Schäden muss der Massen-Impfling Experten nach nicht fürchten, sagt nun ein Arzt gegenüber «Focus». Infektiologe Dietmar Baier, Mitglied der Sächsischen Impfkommission, sagt: «Im Gegenteil. Es nützt nichts und es schadet nichts.»

Würden Sie sich ein viertes Mal gegen Corona impfen lassen?

Aber: Der Mann hat auf jeden Fall keinen höheren Schutz vor dem Coronavirus. Das Impfen in kurzen Abschnitten bringe keinesfalls einen besseren Schutz. Der Impfstoff werde schnell wieder abgebaut, denn das Immunsystem passe sich der andauernden Auffrischung an, so Baier.

Und was sagt Andreas Cerny dazu? Der Schweizer Infektiologe sieht das Ganze etwas kritischer. Die Aussage des deutschen Arztes sei «so nicht richtig», sagt er gegenüber Nau.ch.

Coronavirus Virologe Andreas Cerny
Andreas Cerny ist Virologe in der Privatklinik Moncucco in Lugano TI. - Screenshot SRF

Denn: Ein solches Impfverhalten sei mit gewissen Risiken verbunden.

«Die häufige wiederholte Anwendung nach kurzen Zeitintervallen wurde nicht untersucht», so der Virologe. Das sei «bei Impfungen nicht üblich und damit mit Risiken behaftet».

So könnten zu häufige Impfungen bei manchen Personen zu Allergien führen, erklärt Cerny. Diese überschiessende Reaktion des Immunsystems könne Hautreaktionen, Fieber, Schwellungen im Mund und den Atemwegen und sogar Kreislaufkollapse zur Folge haben. Auch Autoimmunreaktionen mit Entzündungen der inneren Organe und des Nervensystems seien denkbar.

Schutz gegen Coronavirus kann bei zu häufigem Impfen nachlassen

Auch der Impfschutz gegen das Coronavirus könne durch zu übereifriges Impfen beeinträchtigt werden. Denn es sei möglich, dass die Immunreaktion sich dabei abschwächt. «Das Immunsystem wird tolerant gegenüber dem injizierten Impfstoff und bildet keine Antikörper mehr.»

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Nach der Impfung gegen das Coronavirus kommt ein Pflaster auf die Impfstelle. Foto: Christian Charisius/dpa - dpa-infocom GmbH

Diesen Effekt mache die Medizin sich etwa bei Desensibilisierungs-Behandlungen von Bienenstichallergikern zunutze: Das Bienengift wird dabei mehrmals in kleinen Dosen injiziert, um Allergiker von ihrer Allergie zu befreien. In diesem Fall macht die mehrmalige Injektion also Sinn – bei der Corona-Impfung jedoch eher nicht.

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