Coronavirus könnte Aufschwung bei Konjunktur verzögern

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Deutschland,

Die Konjunktur in Deutschland ist schon länger zweigeteilt: Dienstleistungen boomen, die Industrie schwächelt. Nun könnte der Coronavirus vor allem das Leiden der Exporteure verlängern.

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Export-Container im Hamburger Hafen (D). (Symbolbild) - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Auswirkungen des Coronavirus in China könnten eine Erholung der Konjunktur in Deutschland und neue Impulse für den Arbeitsmarkt verzögern.

Davon gehen Volkswirte führender deutscher Finanzinstitute aus, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

«Die Frühjahrsbelebung fällt erwartungsgemäss schwach aus», sagte Marc Schattenberg von der Deutschen Bank. Seine Kollegin Katharina Utermöhl von der Allianz-Gruppe hält sogar ein leichtes Schrumpfen der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal für möglich. Für das Gesamtjahr sieht sie nur noch ein Wachstum von 0,5 Prozent.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte am Wochenende seine Wachstumsprognose für China. Der Fonds erwarte nun für 2020 ein Wirtschaftswachstum von 5,6 Prozent statt der noch im Januar vorhergesagten 6,0 Prozent, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Samstag. Das Wachstum der Weltwirtschaft werde wegen des Coronavirus voraussichtlich 0,1 Prozent geringer ausfallen. Hier hatte der IWF vor kurzem noch von 3,3 Prozent Zuwachs im laufenden Jahr erwartet.

Man gehe bei diesem Szenario davon aus, dass die chinesische Wirtschaft im zweiten Quartal zur Normalität zurückkehrt, sagte Georgiewa. Die chinesischen Behörden arbeiteten daran, die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft abzumildern. Die Folgen für die Weltwirtschaft könnten so relativ gering und von kurzer Dauer sein.

Die IWF-Chefin räumte ein, es gebe noch grosse Unsicherheiten: «Viele Szenarien können sich abspielen, je nachdem, wie schnell das Virus eingedämmt wird und wie schnell sich die chinesischen und anderen betroffenen Volkswirtschaften wieder normalisieren», sagte Georgiewa. Die Top-Wirtschaftsmächte erklärten nach der Tagung der G20-Finanzminister in Saudi-Arabien, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krankheit würden genau beobachtet. «Wir sind bereit, weitere Massnahmen zu ergreifen, um diesen Risiken zu begegnen», betonten sie.

Volkswirte rechnen allerdings damit, dass die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Februar zurückgeht. Schattenberg und Utermöhl rechnen saisonbereinigt mit einem Rückgang um 5000 auf 2,272 Millionen Menschen bundesweit. Der Beschäftigungsaufbau spiele sich aber ausschliesslich im Dienstleistungssektor ab, sagte Utermöhl. Die Bundesagentur für Arbeit gibt die offizielle Arbeitsmarktstatistik für Februar am Freitag (28.2.) bekannt.

Die Industrie kranke noch immer und könnte unter Lieferengpässen in Folge des Coronavirus aus China noch mehr leiden. «Das ist ein Nackenschlag für die Erholung der Konjunktur», sagte Schattenberg. Ein Ende der konjunkturellen Talsohle, das eigentlich im ersten Quartal 2020 erwartet worden war, könnte sich somit bis ins zweite oder dritte Quartal verzögern.

Mit Sorge dürfte die Entwicklung in Italien beobachtet werden. Die Zahl bestätigter Infektionen stieg hier am Wochenende auf über 100. Um die weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen, hat die Regierung rund ein dutzend kleinerer Städte vor allem in der Lombardei und Venetien abgeriegelt.

Insgesamt sehen die Volkswirte die konjunkturelle Situation in Deutschland schwieriger als noch vor wenigen Monaten. «So gut wie alle Frühindikatoren zeigen abwärts», sagte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Das Wachstum sieht er nur noch bei 0,4 Prozent für das Gesamtjahr.

«Die Konjunkturschwäche kommt zunehmend am Arbeitsmarkt an», betonte die Chefvolkswirtin der Bankengruppe KfW, Fritzi Köhler-Geib. Das Gesundheitswesen, der Immobiliensektor und der Bereich Information und Kommunikation wiesen weiter die grössten Beschäftigungsgewinne aus. Vom Arbeitsplatzabbau besonders betroffen seien dagegen Beschäftigte von Zeitarbeitsunternehmen. Hier habe es Ende 2019 rund 80.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte weniger als im Vorjahr gegeben - das entspreche einem Rückgang um zehn Prozent. Der private Konsum bleibe angesichts steigender Reallöhne stabil.

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