Dänen bereuens: Psychologin warnt vor iPads und Handys in der Schule

Dominik Neuhaus
Dominik Neuhaus

Dänemark,

Die zunehmende Digitalisierung macht auch vor den Schulzimmern nicht halt. Übermässiger Handykonsum führt bei Jugendlichen aber auch zu Problemen.

Schule Tablet
Ein Schüler lernt mit seinem Tablet. Immer mehr Schulen wollen davon wegkommen. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Psychologin warnt vor den Folgen von übermässigem Handykonsum bei Jugendlichen.
  • Sie kritisiert die ihrer Meinung nach übertriebenen Digitalisierung an Schulen.
  • In Dänemark, woher die Psychologin stammt, führen immer mehr Schulen Handyverbote ein.

Bei der Digitalisierung des Schulunterrichts hatte Dänemark lange eine Vorreiterrolle inne. Die dänische Psychologin Aida Bikic spricht gegenüber dem «Tagesanzeiger» gar vom «meistdigitalisierten Land in Europa».

Die Kinder würden heute bereits bei der Einschulung mit iPads ausgestattet, sagt sie. Bücher seien fast komplett aus den Klassenzimmern verschwunden. Doch die Forscherin warnt die Schweiz: «Machen Sie es nicht so wie wir!»

aida bikic
Die dänische Psychologin Aida Bikic warnt vor den Folgen des hohen Handykonsums bei Kindern und Jugendlichen. - aidabikic.dk

Bikic erklärt, was die aus ihrer Sicht übertriebene Digitalisierung für die Kinder in dem skandinavischen Land bedeutet: «In der vierten Klasse ist 63 Prozent der Kinder die Zeit auf ihrem Handy wichtiger als die mit ihren Freunden. Gar 73 Prozent sind es in der siebten Klasse.»

Das Problem: Games und Social-Media-Plattformen hätten süchtig machende Mechanismen, so die Psychologin. «Diese sind für Kinder und Jugendliche, deren Hirn noch nicht ausgereift ist, schädlich.»

Befürwortest du Handyverbote an Schulen?

Die Mechanismen könnten die kognitive Entwicklung und das Belohnungssystem beeinträchtigen, erklärt sie. Und: «Sie führen zu Konzentrationsproblemen. Viele Kinder schaffen es heute nicht mehr, sich auf eine längere Aufgabe oder einen Film zu konzentrieren.»

Social-Media-Plattformen wie Tiktok leben laut Aida Bikic von «kurzen und schnellen Inhalten». Die Kinder seien darauf konditioniert.

Jugendliche kommen auf Social Media mit extremen Inhalten in Kontakt

Das noch viel grössere Problem sieht die Forscherin aber in der schlechten Regulierung von Diensten wie Tiktok oder Instagram. Junge Menschen kämen sehr schnell mit extremen Inhalten, etwa zu Suizidgedanken oder zur Selbstschädigung in Kontakt.

Und: «Hat man erst ein solches Filmchen gesehen, empfiehlt der Algorithmus immer mehr ähnliche Videos in den nächsten Tagen.» Gerade für Jugendliche, die in einer Krise steckten, sei dies höchst gefährlich, so die Dänin.

Für sie ist klar: «Wir müssen ins Handeln kommen. Wenn wir die Handynutzung unserer Kinder und Jugendlichen nicht drastisch regulieren, sind die Folgen verheerend.»

Schulen führen Handyverbote ein

Vor allem in Dänemark findet aktuell tatsächlich ein Umdenken statt. Immer mehr Schulen führten auf Empfehlung des Bildungsministeriums Handyverbote ein, sagt Aida Bikic. SRF berichtete kürzlich von einer schwedischen Schule, die seit dem Schulanfang wieder auf Papier und Stift setzt.

Auch in der Schweiz sind Einschränkungen oder Handyverbote an Schulen ein Thema – oder sogar schon umgesetzt.

Kommentare

rodix

Medienkompetenz! Für Eltern, die ihrem Kind das Smartphone in die Hand drücken. Verschiedene städtische Fachstellen bieten verschiedene Angebote zu digitalen Medien an. Die Schulen übernehmen auch noch die „Medien-“ Erziehung dieser Kinder,! Die Eltern bevorzugen es, mit den Medien zu sprechen, als mit ihren Kindern.

Luxy-1

Joooo waaaaas? Schon in den 90ern wusste man dass zuviel am PC rum zu hängen schmecht für die Entwicklung ist und nun braucht es Psychologen um das Offensichtliche erneut feststellen zu können? Weit haben wirs gebracht

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