Das gefährlichste Tier der Welt: die Stechmücke

DPA
DPA

Deutschland,

Der Frühling ist da. Und mit ihm die Mücken. Sie sind klein und nerven, können aber auch potenziell tödliche Krankheiten übertragen. Wie gefährlich sind die Insekten wirklich - jetzt und in Zukunft?

Schon lange sind Stechmücken als Überträger potenziell tödlicher Krankheiten bekannt. Experten zufolge kosten sie jährlich rund 750.000 Menschen auf der Erde das Leben. Foto: Andreas Lander/dpa-Zentralbild/dpa
Schon lange sind Stechmücken als Überträger potenziell tödlicher Krankheiten bekannt. Experten zufolge kosten sie jährlich rund 750.000 Menschen auf der Erde das Leben. Foto: Andreas Lander/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Sie wachsen in Wasserreservoirs in Gartenkolonien, in alten Autoreifen, auf Friedhöfen und auch im Gartenteich heran: Stechmücken.

Weltweit gibt es etwa 3500 Arten, hierzulande rund 50. Meist werden die Insekten vor allem als lästig empfunden. Wegen der von ihnen übertragenen Krankheiten gelten sie aber auch als gefährlichste Tiere der Welt.

Wie bedrohlich sind Stechmücken weltweit?

Schon lange sind Stechmücken als Überträger potenziell tödlicher Krankheiten bekannt. Experten zufolge kosten sie im Zuge der übertragenen Infektionen jährlich rund 750.000 Menschen auf der Erde das Leben. Sie sind nicht per se mit gefährlichen Erregern infiziert, sondern nehmen diese während des Blutsaugens bei infizierten Tieren oder Menschen auf und geben sie weiter.

Wie sieht es in Deutschland aus?

Derzeit ist das Risiko, hierzulande von einer Mücke mit einem gefährlichen Virus infiziert zu werden, noch sehr gering. Im Jahr 2019 erfasste das Robert Koch-Institut (RKI) erstmals fünf Infektionen mit dem ursprünglich aus Afrika stammenden West-Nil-Virus bei Menschen in Deutschland, die auf eine Übertragung durch hier heimische Mücken zurückgingen. Im vergangenen Jahr registrierte das RKI 20 solche Erkrankungen, darunter einen Todesfall.

Da nur etwa ein Prozent der Infektionen zu solchen schweren neuroinvasiven Erkrankungen führen, ist allerdings von Hunderten weiteren, wegen ihres leichten Verlaufs nicht erkannten und damit auch nicht erfassten Infektionen auszugehen. Bei in Deutschland heimischen Mücken wurden den Experten zufolge auch schon Erreger wie Usutu-, Sindbis- und Batai-Virus gefunden. Diese verursachen bei Menschen allerdings nur milde Symptome.

Welche Entwicklung ist künftig zu erwarten?

Im Zuge der Klima-Krise drohen auch Deutschland ganz neue Erkrankungswellen. Heimische Arten werden immer häufiger gefährliche Erreger wie das West-Nil-Virus übertragen, erwarten Experten. Die Erderwärmung begünstigt diese Entwicklung, weil sich solche tropischen Erreger umso schneller in der Mücke vermehren, je wärmer es ist - die Gefahr einer Übertragung wächst also.

Das West-Nil-Virus etwa könnte schon recht bald auch in Deutschland grössere saisonale Erkrankungswellen verursachen. Bei einem heissen Sommer könne die Zahl erfasster Fälle von West-Nil-Fieber schon in diesem Jahr erheblich sein, befürchten Experten.

Fälle von Krankheiten wie Chikungunya, Dengue und Malaria traten zuletzt vermehrt in Südeuropa auf, auch Zika-Fälle gab es schon mehrfach - französische Behörden etwa hatten im Oktober 2019 zwei erste durch Mücken in Europa übertragene Zika-Virus-Infektionen gemeldet. Diese Krankheiten werden von nicht hier heimischen Arten übertragen, die sich im Zuge des Klimawandels aber verstärkt in Europa und auch in Deutschland ausbreiten.

Zika zum Beispiel wird von Aedes-Mücken übertragen, zu denen die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) und als Hauptüberträger die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) gehören. Gelbfiebermücken gibt es bisher europaweit wohl fast nur auf Madeira und östlich des Schwarzen Meeres. Tigermücken hingegen haben einen sehr erfolgreichen Zug gen Norden angetreten. In Italien gibt es sie überall, auch in Frankreich, Griechenland und Teilen Deutschlands breiten sich die weiss gestreiften Tiere aus.

Wie gefährlich sind solche zugewanderten Mückenarten?

Schon ihr Name klingt bedrohlich: Asiatische Tigermücke. Vor mehr als zehn Jahren wurden die ersten Exemplare der tropischen Stechmücke in Deutschland nachgewiesen. Der Kampf gegen eine unkontrollierte Verbreitung dürfte künftig zur Daueraufgabe werden. Auch die Asiatische und die Koreanische Buschmücke werden Experten zufolge wohl nicht mehr aus Deutschland zu vertreiben sein.

Doch werden mit der Ausbreitung solcher Arten auch tropische Krankheiten wie Zika, Chikungunya und Dengue Einzug halten? Für den Dengue-Erreger heisst es vom RKI, dass in Deutschland zwar regional zumindest theoretisch für dessen Verbreitung geeignete Mücken gefunden wurden, die hiesigen klimatischen Bedingungen seien jedoch für Übertragungen bisher wenig geeignet.

Nur bei Temperaturen, die bei uns bisher selbst im Sommer eher selten erreicht werden, vermehren sich solche tropischen Viren wirklich gut. Als Hotspots für mögliche Ausbrüche von Zika, Dengue und Chikungunya gelten - bisher noch - eher Italien, Südfrankreich und Griechenland.

Dengue-Fälle gab es unter anderem in Südfrankreich und Griechenland schon, grössere Chikungunya-Ausbrüche in Italien. Dieses Virus ist Experten zufolge wahrscheinlich auch das gefährlichste für Deutschland, weil es sich auch bei gemässigten Temperaturen gut in den Mücken vermehren kann. Der Erreger verursacht langanhaltende Gelenkbeschwerden etwa in der Hand, die oft als rheumatische Erkrankung verkannt werden.

Was schützt am besten vor Mücken?

Experten setzen auf konventionelle Mittel: Lange, dichte Kleidung sowie Insektenspray und -netze seien effektive Mittel gegen die lästigen Plagegeister. Wer im Haus oder Garten von den Insekten heimgesucht wird, sollte Brutstätten austrocknen oder abdecken. Dazu zählen etwa Regentonnen, Vogeltränken und Blumentopf-Untersetzer. Einen vorbeugenden medikamentösen Schutz gegen die Tiere oder die von ihnen übertragenen Krankheitserreger gibt es nicht.

Und was hilft gegen das Jucken nach einem Mückenstich?

Bloss nicht kratzen. Das verlängert nicht nur den Heilungsprozess, sondern kann Wissenschaftlern zufolge auch zu bakteriellen Infektionen führen. Experten raten dazu, die Stichwunde mit einer alkoholischen Lösung zu desinfizieren. Kühlung oder punktuelle Hitze helfen den Juckreiz zu mindern.

Mehr zum Thema:

Kommentare

User #3718 (nicht angemeldet)

gibt es dazu auch Untersuchungen aus der Schweiz

Weiterlesen

a
oeuvray kolumne
44 Interaktionen

Mehr aus Deutschland

a
8 Interaktionen
a
1 Interaktionen
Zwei Polizeibeamte laufen auf einem Weihnachtsmarkt in Frankfurt am Main (D) Streife.
6 Interaktionen
2 Interaktionen