Nawalnys Frau will Putin zu Rechenschaft ziehen
Der Kremlkritiker Alexej Nawalny soll bei einem Spaziergang zusammengebrochen und gestorben sein. Zuvor wandte er sich mit einem Post an seine Frau Julia.
Das Wichtigste in Kürze
- Alexej Nawalny soll am Freitag bei einem Spaziergang zusammengebrochen und gestorben sein.
- Nur zwei Tage zuvor wandte er sich mit einem Post auf X an seine Ehefrau Julia.
- Der 47-jährige Kremlkritiker sass in einem russischen Straflager in Isolation.
Kremlkritiker Alexej Nawalny ist gemäss der Gefängnisverwaltung am Freitag bei einem Spaziergang zusammengebrochen und gestorben. Der 47-Jährige befand sich seit Dezember im Straflager IK-3 in Sibirien. Russischen Medienberichten zufolge starb er an einem Blutgerinnsel.
Nur zwei Tage zuvor wandte sich der Russe noch mit einer herzzerreissenden Botschaft zum Valentinstag an seine Ehefrau Julia. Auf X (vormals Twitter) postete sein Account ein Bild Nawalnys mit seiner Frau.
Dazu schrieb er: «Baby, mit dir ist alles wie in dem Lied: Städte, Flugplatzlichter, blaue Schneestürme und Tausende von Kilometern zwischen uns. Aber ich habe das Gefühl, dass du jede Sekunde bei mir bist und ich liebe dich immer mehr.»
Nawalnys Frau: Putin muss sich verantworten
Julia Nawalnaja hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. In einer kurzfristig anberaumten Rede an der Münchner Sicherheitskonferenz sagte sie: «Ich weiss nicht, ob wir den schrecklichen Nachrichten glauben sollen, die wir ausschliesslich aus staatlichen russischen Quellen erhalten.»
Sollte die Nachricht stimmen, müsse sich Putin für den Tod ihres Mannes verantworten, sagte Julia Nawalnaja sichtlich angespannt. Putin und seine Unterstützer dürften nicht straflos davonkommen für das, «was sie unserem Land, meiner Familie und meinem Mann angetan haben».
Am selben Tag meldete Nawalny in einem weiteren Post: «Sie haben mir wieder 15 Tage Isolationszelle erteilt. Es ist schon das vierte Mal in weniger als zwei Monaten. Sie sind hart.»
19 Jahre Lagerhaft
Nawalny wurde vor etwas mehr als drei Jahren – schon vor der Eskalation im Ukraine-Krieg – festgenommen. Wegen Extremismus erhielt der Kreml-Kritiker insgesamt 19 Jahre Lagerhaft.
Zuletzt verlegten ihn die Behörden in das entlegene Straflager Polarwolf in der Jamal-Region. Nawalny vermutete, dass er dort vor der anstehenden Präsidentenwahl im März möglichst isoliert werden sollte.
2020 überlebte Alexej Nawalny nur knapp einen Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok. Nachdem er in Deutschland von den Folgen des Giftanschlags behandelt worden war, kehrte Nawalny am 17. Januar 2021 nach Russland zurück – und wurde noch am Flughafen verhaftet.
