Debatte um Beschaffung von Schutzkleidung geht weiter
Schutzmasken werden in der Corona-Krise dringend gebraucht. Für ihre Beschaffung fordert die FDP eine Luftbrücke. Die CSU setzt auf eine nationale Notfallproduktion. Andere bitten die Bundeswehr um Hilfe.
Das Wichtigste in Kürze
- FDP-Chef Christian Lindner will mit einer «nationalen Luftbrücke» die Beschaffung von Schutzmasken in der Corona-Krise erleichtern.
«Warum schaffen wir nicht pragmatisch eine nationale Luftbrücke, um in China produzierte Materialien zu uns zu transportieren? Stattdessen stehen viele Maschinen der Lufthansa am Boden und die Zulassung von Importprodukten dauert», sagte Lindner der «Welt am Sonntag». Er habe erwartet, dass der deutsche Staat für solche Notlagen Reserven hat. «Wir haben das bei Getreide und Erbsen und Öl - warum also nicht auch bei Schutzmasken und Medikamenten?» Er habe nichts gegen eine regionale Produktion, aber dann müsse man die Standortbedingungen dafür verbessern.
Das Präsidium des Deutschen Städtetages zeigte sich besorgt über den anhaltenden Mangel an dringend benötigten Beatmungsgeräten, Schutzkleidung und Atemschutzmasken. Die Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass diese im ganzen Land zur Verfügung stehen und sachgerecht verteilt werden.
Für die bessere Ausstattung mit Schutzmasken bedarf es nach Angaben von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder «einer nationalen Notfallproduktion», sagte er der «Bild am Sonntag». «Es ist auf Dauer nicht akzeptabel, dass wir uns auf dem Weltmarkt gegen die Wildwest-Methoden einiger Länder beim Aufkaufen von Schutzausrüstung zur Wehr setzen müssen.» Das alles sei ein grosser Charaktertest - auch für internationale Beziehungen.
Engpässe gibt es in Deutschland vor allem bei Schutzkleidung und Atemmasken. Sie müssen zu grossen Teilen auf dem Weltmarkt beschafft werden, auf dem enorme Konkurrenz herrscht. Immer wieder gibt es auch Berichte, dass die USA anderen Staaten bestelltes Schutzmaterial zum mehrfachen Preis vor der Nase wegkaufen.
Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) will die Bundeswehr zum Transport von Schutzmasken von China nach Deutschland einsetzen. Sie habe ein entsprechendes Amtshilfeersuchen gestellt, sagte Kalayci der «Berliner Morgenpost» (Sonntagausgabe). «Wir beschaffen gerade neue Masken und erwarten eine Lieferung aus China», sagte sie. «Das Problem ist, dass wir diese nicht nach Berlin transportiert bekommen.» Sie appellierte an Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), dem Ersuchen zuzustimmen. «Die Bundeswehr müsste den Transport übernehmen - und die Schutzkleidung nach Berlin ausfliegen.»
Derzeit wartet der Berliner Senat auf die Lieferung von 400.000 bestellten Schutzmasken aus Asien. Doch eine erste Charge von 200.000 Masken ist nach Senatsangaben auf dem Flughafen der thailändischen Hauptstadt Bangkok verschwunden. Der Grund war am Samstag unbekannt, der Senat forsche nach, hiess es.
Am Samstagabend ist nach Angaben von Airbus ein Flugzeug aus China mit rund vier Millionen Schutzmasken in Hamburg gelandet. Das im Rahmen einer inzwischen eingerichteten, regelmässigen «Airbus- Luftbrücke» eingeflogene Material solle nun an Spanien, Frankreich, Deutschland und Grossbritannien zum Kampf gegen die Corona-Pandemie übergeben werden, wie der Luftfahrtkonzern mitteilte. In den vergangenen Tagen habe das Unternehmen bereits mehrere Flüge zwischen Europa und China organisiert, um zahlreiche europäische Krankenhäuser mit rund sechs Millionen Masken auszurüsten, hiess es.
In Deutschland wurden bis Samstagabend mehr als 91.100 Infektionen mit dem Coronavirus registriert (Vortag Stand 20.15 Uhr: mehr als 85.100 Infektionen). Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die neuesten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt. Mindestens 1316 mit Sars-CoV-2 Infizierte sind den Angaben zufolge bislang bundesweit gestorben (Vortag Stand 20.15 Uhr: 1150). Mehrere Deutsche starben im Ausland im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.