Der jahrelange Streit um die Abspaltung Kataloniens war im vergangenen Jahr eskaliert. Ein Jahr nach der gescheiterten Abspaltung finden wieder Proteste statt.
Ein Unterstützer der Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens hält vier Finger als Zeichen für die vier Balken der Estelada-Flagge.
Ein Unterstützer der Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens hält vier Finger als Zeichen für die vier Balken der Estelada-Flagge. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • 2017 stimmte die knappe Mehrheit gegen die Abspaltung Kataloniens.
  • Ausgerechnet am Nationalfeiertag Kataloniens demonstrieren Menschen für Unabhängigkeit.
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Fast ein Jahr nach der gescheiterten Abspaltung von Spanien sind in Katalonien heute Dienstag hunderttausende Unabhängigkeitsbefürworter auf die Strasse gegangen. Rund eine Million Demonstranten beteiligten sich an der Kundgebung in Barcelona anlässlich des katalanischen Nationalfeiertags Diada, wie die Polizei mitteilte. Damit mobilisierten die Organisatoren ähnlich viele Menschen wie im Vorjahr.

Die alljährlichen Kundgebungen erfolgen im Gedenken an den 11. September 1714, als spanische und französische Truppen während des Spanischen Erbfolgekrieges Barcelona eroberten. Der katalanische Regionalpräsident Quim Torra bezeichnete die Demonstration als Auftakt einer neuen «Massenmobilisierung». Zum Jahrestag des Unabhängigkeitsreferendums am 1. Oktober sind weitere Protestaktionen geplant.

Selbst Befürworter finden die Aktion unangebracht

Die Opposition in Katalonien warf den Unabhängigkeitsbefürwortern vor, die Diada für ihre Zwecke zu missbrauchen. Die Gegner einer Abspaltung fänden bei den Feierlichkeiten kein Gehör, erklärte die Chefin der Partei Ciudadanos in Katalonien, Inés Arrimadas. Laut einer Umfrage im Juli sind die Katalanen in der Frage weiter gespalten: 46,7 Prozent der Befragten befürworten demnach die Unabhängigkeit, 44,9 Prozent lehnen dies ab.

Auch Spaniens Aussenminister Josep Borrell, der selbst aus Katalonien stammt, äusserte sein Unverständnis. «Wir Katalanen sollten heute unseren Nationalfeiertag begehen und nicht die Unabhängigkeit fordern, die von weniger als der Hälfte der Bevölkerung befürwortet wird.»

Der jahrelange Streit um die Abspaltung Kataloniens war im vergangenen Jahr eskaliert. Nach dem von Madrid nicht genehmigten Referendum hatte die damalige Regionalregierung einseitig die Unabhängigkeit Kataloniens ausgerufen. Sie wurde daraufhin von der spanischen Zentralregierung abgesetzt. Mehrere katalanische Unabhängigkeitsbefürworter wurden inhaftiert, der ehemalige Regionalpräsident Carles Puigdemont floh ins Ausland.

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