Der Rüpel und die Royals: Trump im Buckingham-Palast

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Grossbritannien,

Tradition, Klasse, Noblesse - all das wird nicht unbedingt mit Donald Trump verbunden. Bei seinem Besuch in England versucht der US-Präsident, etwas vom Glanz des Königshauses abzubekommen. Und doch macht er vor allem seinem Image als Rüpel alle Ehre.

Trump in London
Ein grosser Wunsch des US-Präsidenten geht in Erfüllung: Die britische Königin Elizabeth II. und Donald Trump im Buckingham Palace. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Spektakel beginnt um kurz nach 12.

Der Helikopter von Donald Trump schwebt herab auf den gepflegten Rasen hinter dem Buckingham-Palast. Prinz Charles und seine Frau Camilla nehmen den US-Präsidenten und die First Lady in Empfang. Dann begrüsst die Queen ihren Gast.

Trump wirkt dabei ein wenig ungelenk. Doch die Königin lächelt höflich. Die Ehrengarde des Palastes läuft auf. Erst kommt die amerikanische Nationalhymne, später die britische, zwischendurch darf Trump die Ehrengarde abschreiten. Im Hintergrund donnern dazu Salutschüsse. Trumps eigener Hofstaat, darunter Tochter Ivanka, Schwiegersohn Jared Kushner und diverse enge Mitarbeiter aus dem Weissen Haus, beobachten das Schauspiel vom Balkon des Palastes aus.

Es ist der grosse Auftritt, den sich Trump gewünscht hat. Der frühere Baumogul hat viel Geld angehäuft in seinem Leben und es bis ins Weisse Haus geschafft, aber zur noblen Elite mit Tradition und Klasse hat er nie gehört. Seine Vergangenheit hängt ihm nach. An Trump haftet bis heute das Image eines TV-Unterhalters, eines - bisweilen windigen - Geschäftsmannes mit einem Faible für Wrestling und Frauen. Bei diesem dreitägigen Staatsbesuch in Grossbritannien mit vollem royalen Programm besteht für ihn die Chance, dass ein klein wenig Glanz dieses traditionsreichen Königshauses auf ihn abfärbt. Das Haus Windsor trifft quasi auf das Haus Trump. Ein Zusammenprall zweier Welten.

Draussen vor dem Palast sorgt das Spektakel weniger für Verzückung. Viele Touristen sind hier, um Fotos zu machen. Trumps Empfang hinter dem Palast bekommen sie nicht zu Gesicht. «Wir haben von dem Trump-Besuch nichts gewusst», sagt ein Paar aus Neuseeland. Der Argentinier Alfredo Kock, der mit seiner Schwester in der Stadt ist, meint: «Ich glaube, die ganze Welt mag Trump nicht.»

Für den US-Präsidenten ist es eine bildreiche Visite. Trump im Prunk des Buckingham-Palastes, Trump in der Westminster Abbey, Trump mit der Queen oder beim Tee mit Prinz Charles - dem Präsidenten kommen derlei staatsmännische Bilder sehr gelegen. Er hat einen Wahlkampf vor sich, will 2020 für eine zweite Amtszeit antreten. Ein wenig internationale Noblesse kann er gebrauchen.

Das britische Königshaus rollt ihm den roten Teppich aus, auf Bitten der britischen Regierung. Das sorgt für Unmut. Kritiker meinen, die Royals werteten sich dadurch selbst ab. Sie befürchten, dass nicht der Glanz des Königshauses auf Trump abfärbt, sondern dessen Image auf den Hof.

Das Urteil des britischen «Guardian» etwa fällt insgesamt vernichtend aus: Trump zum Staatsbesuch einzuladen, sei ein «schwerer Fehler» und angesichts der innerbritischen Krise ein «Akt krasser Verantwortungslosigkeit». Wer Trump und dessen Familie von der Queen als Gäste ehren lasse, «der riskiert, seine zerstörerische Politik, seine Vetternwirtschaft und seine Neigung zu Autokratentum zu legitimieren».

Trump ist wahrlich kein gern gesehener Gast in Grossbritannien. In einer Petition sprachen sich Millionen Briten gegen Trumps Visite aus - erfolglos. Der Staatsbesuch hätte eigentlich schon früher stattfinden sollen. Die britische Premierministerin Theresa May überbrachte die Einladung dazu schon kurz nach Trumps Amtsantritt 2017.

Damals schien die Welt noch einigermassen in Ordnung - und auch die als so besonders gepriesene Beziehung - «special relationship» - beider Länder. Heute ist die Beziehung auf andere Weise speziell. Trump hat die Briten in den vergangenen zwei Jahren mehrfach vor den Kopf gestossen. Und das tut er auch diesmal.

Kurz vor seinem Besuch mischte sich Trump über zwei Interviews mit britischen Zeitungen in die Brexit-Debatte ein - ein diplomatisches No Go. Er kritisierte May, die ohnehin schon demontiert ist und kurz nach Trumps Besuch ihre Macht in der Konservativen Partei und danach auch in der Regierung abgeben will. Er pries den umstrittenen Brexit-Hardliner Boris Johnson als optimalen May-Nachfolger. Und er gab den Briten auch sonst ungebetene Ratschläge, wie sie den Brexit angehen sollten (am liebsten ohne Deal).

Ein paar Minuten vor seiner Landung in London folgte dann der nächste Affront: Trump setzte noch aus der Regierungsmaschine einen Tweet ab, in dem er den Bürgermeister der britischen Hauptstadt, Sadiq Khan, wüst beschimpfte. Noch dazu schrieb er Khans Namen darin falsch. Eine eigenwillige Form von Ankunfts-Honneurs.

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump einen Auslandsbesuch mit einem wenig schmeichelhaften Tweet über seine Gastgeber einläutet. Er bricht regelmässig die Gepflogenheiten von Diplomatie und Protokoll, manchmal auch die Regeln des Anstands.

Vor seinem Besuch äusserte er sich noch dazu abschätzig über die Ehefrau von Prinz Harry, Herzogin Meghan. Konfrontiert mit deren Kritik an seiner Politik sagte Trump da, er habe gar nicht gewusst, dass sie «fies» gewesen sei. Angesichts allgemeiner Irritationen über die Aussage behauptete der Präsident später schlicht, er habe das nie gesagt. Womöglich hat seine Aussage aber doch bleibenden Eindruck hinterlassen. Beim Empfang im Buckingham-Palast jedenfalls schien Prinz Harry sich in etwas räumlicher Distanz zu Trump zu halten.

Der US-Präsident bemühte sich vorab zwar auch um warme Worte an die Briten. Er liebe Grossbritannien, verkündete Trump da. Ob die Botschaft zwischen den vielen anderen Keilereien ankam, ist fraglich. Ob seine Liebe erwidert wird, auch.

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