Nach der Pleite des Touristikkonzerns Thomas Cook kämpfen die deutschen Ableger getrennt ums Überleben. Während der Ferienflieger Condor einen staatlichen Millionenkredit erhält, verdunkeln sich die Aussichten für das Veranstaltergeschäft rund um die Marke Neckermann.
Das Firmenlogo steht vor der Zentrale des Reisekonzerns der deutschen Thomas Cook. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/Illustration
Das Firmenlogo steht vor der Zentrale des Reisekonzerns der deutschen Thomas Cook. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/Illustration - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der insolvente Reiseveranstalter Thomas Cook GmbH muss vorerst ohne staatliche Hilfe ums Überleben kämpfen.
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Die deutsche Tochter des ebenfalls zahlungsunfähigen britischen Touristikkonzerns Thomas Cook hat ihren Antrag auf einen staatlichen Brückenkredit zurückgezogen, wie die vorläufigen Insolvenzverwalter an diesem Mittwoch erklärt haben.

Als Grund wurden «insolvenzrechtliche Schwierigkeiten» angegeben. Weitere Details wurden nicht genannt. «Der bereits vorliegende Antrag kann daher in dieser Form nicht weiter betrieben werden», hiess es in einer knappen Mitteilung. Dem Vernehmen nach bestand das Hauptproblem darin, dass der Antrag nicht von der Gesellschaft selbst hätte gestellt werden dürfen.

Die Bundesregierung und das Land Hessen müssen somit zunächst nicht über das Hilfeersuchen der Touristiker aus Oberursel entscheiden, die im September in den Insolvenzstrudel ihres Mutterkonzerns geraten waren. Die ebenfalls zu Thomas Cook gehörige Fluggesellschaft Condor hat hingegen am Montag aus Brüssel grünes Licht für einen Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro über die Staatsbank KfW erhalten. Hier bürgen Bund und Land Hessen zu jeweils gleichen Teilen.

Ob es einen verbesserten oder neuen Antrag auf staatliche Beihilfe geben wird, liessen die Verwalter offen. Die tatsächlichen und rechtlichen Voraussetzungen würden weiter überprüft, hiess es. Auch den laufenden Investorenprozess treibe man gemeinsam mit der Geschäftsführung «unter Hochdruck» voran.

Die deutsche Thomas Cook GmbH mit rund 2000 Beschäftigten hatte am 25. September beim Amtsgericht Bad Homburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Als vorläufige Verwalter wurden die Rechtsanwälte Fabio Algari, Ottmar Hermann und Julia Kappel-Gnirs eingesetzt. Management und Belegschaft hatten auf einen staatlichen Überbrückungskredit gesetzt nach dem Vorbild der Thomas-Cook-Schwester Condor.

Thomas Cook hat mit seinen Marken wie Neckermann, Bucher und Öger sämtliche Reisen für dieses Jahr abgesagt. 140.000 Touristen müssen nun auf Entschädigungen hoffen, für die die Zurich-Versicherung mit einem Volumen von 110 Millionen Euro zuständig ist. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind früheren Angaben zufolge bis Ende November 2019 durch das Insolvenzgeld gesichert.

Anders als der Reiseveranstalter hat die Condor ihren Betrieb nicht unterbrochen und auch keinen Insolvenzantrag gestellt. Sie hat damit Zeit gewonnen, in einem so genannten Schutzschirmverfahren über den Winter einen neuen Investor zu finden. Mehrere konzernfremde Veranstalter hatten sich für einen Fortbestand des Ferienfliegers ausgesprochen, um auf dem Airline-Markt eine gewisse Konkurrenzsituation zur Lufthansa und den Billigfliegern zu bewahren. Das deutsche Veranstaltergeschäft der Thomas Cook Group würden die Konkurrenten hingegen liebend gerne selbst übernehmen und haben ihre Hotelkapazitäten bereits entsprechend ausgeweitet.

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