Pünktlich zu seinem 76. Geburtstag wird bekannt, dass der britisch-indische Autor Salman Rushdie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält.
Salman Rushdie Friedenspreis
Salman Rushdie, hier auf der PEN America Literary Gala 2023 in New York, erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schriftsteller Salman Rushdie erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
  • Geehrt werde er «für seine Unbeugsamkeit und seine Lebensbejahung», hiess es.
  • Zur Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche wird der 76-Jährige erwartet.
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Im vergangenen Sommer entging er knapp dem Tod, als ein Mann auf einer Bühne mehrfach auf ihn einstach. Nun erhält Salman Rushdie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Geehrt werde er «für seine Unbeugsamkeit, seine Lebensbejahung und dafür, dass er mit seiner Erzählfreude die Welt bereichert». Dies teilte der Stiftungsrat mit.

Verkündet wurde die Nachricht pünktlich zu Rushdies 76. Geburtstag an diesem Montag. «Ich kann der Jury nur für ihre Grosszügigkeit danken», wird der in New York lebende Autor zitiert.

Er wisse um die Bedeutsamkeit des Preises und sei «ein wenig eingeschüchtert von der Liste der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger. Ich freue mich wirklich sehr.»

Einer der erfolgreichsten Schriftsteller unserer Zeit

Rushdie zählt längst zu den berühmtesten Schriftstellern der Welt. Geboren wurde er im Jahr der indischen Unabhängigkeit 1947 im damaligen Bombay (heute Mumbai). Über seine Kindheit sagte er einmal, sie habe ihn mit einem «Lagerhaus an fantastischen Erzählungen» beschenkt, «wundervolle Geschichten aller Art». Später studierte er Geschichte am King's College in Cambridge.

Seinen Durchbruch erlangte er mit dem Buch «Mitternachtskinder», das 1981 mit dem renommierten Booker Prize ausgezeichnet wurde. Er erzählt darin die Geschichte von der Loslösung Indiens vom Britischen Empire.

Salman Rushdie
Salman Rushdie wurde aufgrund seines Buchs «Die Satanischen Verse» mit dem Tode bedroht. - keystone

Insgesamt veröffentlichte Rushdie mehr als zwei Dutzend Romane, Sachbücher und andere Schriften. In seinen Werken verbinde er erzählerische Weitsicht mit stetiger literarischer Innovation, Humor und Weisheit, erklärte der Stiftungsrat. «Dabei beschreibt er die Wucht, mit der Gewaltregime ganze Gesellschaften zerstören, aber auch die Unzerstörbarkeit des Widerstandsgeistes Einzelner.»

Seit Attentat im vergangenen Jahr auf einem Auge blind

Denn auch Rushdie selbst, der seit Jahrzehnten von religiösen Fanatikern verfolgt wird, lebt in ständiger Gefahr. In seinem Roman «Die satanischen Verse» sehen einige Muslime eine blasphemische Provokation. 1989 rief der damalige iranische Revolutionsführer Ayatollah Chomeini dazu auf, den Schriftsteller zu töten.

Mehr als 30 Jahre später kommt es dann tatsächlich zu einem Attentat: Im August 2022 wird er während eines Vortrags im US-Bundesstaat New York angegriffen und schwer verletzt. Rushdie, der seitdem auf einem Auge blind ist, arbeitet inzwischen an einem Buch über die Attacke.

Salman Rushdie Friedenspreis
Salman Rushdie wird nach dem Attentat im August 2022 zu einem Rettungshubschrauber gebracht. - AFP

«Leidenschaftlichster Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache»

Rushdie sei «einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache», hiess es in der Begründung des Stiftungsrats. Er setze sich dabei auch für die Freiheit derer ein, deren Meinung er nicht teilt. «Unter hohen persönlichen Risiken verteidigt er damit eine wesentliche Voraussetzung des friedlichen Miteinanders.»

Zuletzt warnte er vor Angriffen auf die Meinungsfreiheit in westlichen Ländern. Die Gefahr sei so gross, wie noch nie zu seinen Lebzeiten.

Salman Rushdie wird Friedenpreis persönlich entgegennehmen

Kulturstaatsministerin Claudia Roth gratulierte am Montag zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Rushdie stehe «für den mutigen und unerschütterlichen Einsatz für die Freiheit des Wortes, und das seit mittlerweile vielen Jahrzehnten». Leider zeige sein Beispiel auch die Gefahr, der mutige und leidenschaftliche Schriftstellende weltweit ausgesetzt sein könnten. Auch das PEN-Zentrum Deutschland, deren Ehrenmitglied Rushdie ist, sprach Gratulationen aus.

Der deutsch-österreichische Bestsellerautor Daniel Kehlmann, der eng mit Rushdie befreundet ist, begrüsste am Montagabend in der 3sat-Sendung «Kulturzeit» die Entscheidung. Sie sei auch als «Zeichen der Solidarität» zu verstehen. «Wenn man so lebt, dass das Leben bedroht ist, dann ist das keine leere Geste», sagte Kehlmann.

Friedenspreis
Der vorjährige Friedenspreisträger Serhij Zhadan nach seiner Rede bei der Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche. - Keystone

Zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels am 22. Oktober wird Rushdie persönlich in der Frankfurter Paulskirche erwartet. Im vergangenen Jahr ging die mit 25'000 Euro dotierte Auszeichnung an den ukrainischen Autor Serhij Zhadan.

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