Deutscher Buchpreis 2022 veröffentlicht Longlist

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Am Dienstag wurde die Longlist für den Deutschen Buchpreis veröffentlicht. Die Liste spiegelt den aktuellen Zeitgeist wider.

Deutscher Buchpreis
In diesem Jahr umfasst die Shortlist für den Deutschen Buchpreis vier Autorinnen und zwei Autoren, wie die Jury in Frankfurt bekanntgab. (Symbolbild) - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Longlist für den Deutschen Buchpreis wurde veröffentlicht.
  • Darauf finden gleich zwei Personen aus der Schweiz ihren Platz.
  • Die Bücher der Liste spiegeln den Wechsel in der Gesellschaft wider.
  • Am 17. Oktober wird der Preis auf der Frankfurter Buchmesse verliehen.

Zwanzig Romane haben es auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis geschafft. Die Jury hat diese Vorauswahl am Dienstag veröffentlicht. Aus der Schweiz können sich Yael Inokai und Kim de l'Horizon Hoffnungen machen. Die beiden könnten die Auszeichnung für den besten Roman des Jahres erhalten.

«In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur rumoren die grossen Fragen unserer Zeit: nach Herkunft und Identität, nach Formen und Zukunft unseres Zusammenlebens.» Dies sagte Jury-Sprecherin Miriam Zeh am Dienstag.

«Blutbuch» von Kim de l'Horizon

Perfekt in dieses Muster passt Kim de l'Horizon. In der Saison 2021/22 Hausschreibkraft am Berner Stadttheater, hat es Kim de l'Horizon auf die Longlist geschafft. L'Horizon brilliert mit dem Debütroman «Blutbuch», er wurde bereits mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung ausgezeichnet.

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Kim de l'Horizon präsentiert auf Instagram den Debütroman «Blutbuch» - Instagram /@kimdelhorizon

Die Erzählfigur darin ist wie Kim de l'Horizon selbst genderfluid. Dieses Fliessen ist denn auch eine bestimmende Metapher für den Roman: Alle Hindernisse umfliessen, keine feste Form annehmen. Dahinter steht die Frage, wie sich die Menschen weiterentwickeln können, wie sie ihre Gespaltenheit in zwei Geschlechter schliessen können.

Yael Inokai mit «Ein simpler Eingriff»

Ebenfalls zum Zeitgeist passt «Ein simpler Eingriff» von der Basler Autorin Yael Inokai. In ihrem Roman erzählt sie eine Befreiungsgeschichte von zwei Frauen, die sich ineinander verlieben und sich aus erstickenden Verhältnissen freikämpfen.

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Auch Yael Inokai darf sich über einen Platz auf der Longlist freuen. - Keystone

Angesiedelt ist die Geschichte in unbestimmter Vergangenheit vor dem Hintergrund einer Klinik. In dieser führt ein Arzt neuartige chirurgische Eingriffe am Hirn von aufmüpfigen oder randständigen Frauen durch. So will er sie zu nützlichen Gliedern der Gesellschaft machen.

Bereits diese beiden Beispiele zeigen, wie weit gefächert die zwanzig Werke auf der Longlist insgesamt sind. Sie spielen in der norddeutschen Provinz oder in Nordkorea, in der Ostberliner Vorwendezeit oder in einer herannahenden Dystopie.

Viele Debüts auf der Longlist

Auf der Liste finden sich weitere neue Stimmen. Neben Kim de l'Horizon schafften es gleich drei weitere Debüts auf die Longlist.

In «Freudenberg» schickt Carl-Christian Elze seinen Teenager-Helden in die polnische Provinz. «153 Formen des Nichtseins» von Slata Roschal beschäftigt sich mit Identität, Migration, Weiblichkeit und der Frage nach dem Sein. «Kangal» von Anna Yeliz Schentke erzählt vor dem Hintergrund der Proteste in Istanbul von einer Freundschaft in instabilen Zeiten.

Zu den etablierten Stimmen auf der Auswahlliste zählen etwa Esther Kinsky («Rombo»), Kristine Bilkau («Nebenan») und Reinhard Kaiser-Mühlecker («Wilderer»). Auch dabei sind Theresia Enzensberger («Auf See»), Fatma Aydemir («Dschinns») und Dagmar Leupold («Dagegen die Elefanten!»). Heinz Strunk («Ein Sommer in Niendorf») ist sogar zum zweiten Mal in Folge mit dabei.

Heinz Strunk
Heinz Strunk wurde zum zweiten Mal in Folge nominiert. - Keystone

Der Generationenwechsel zeichnet sich ab

Darüber hinaus verdeutliche die Liste, «dass es im Literaturbetrieb einen Generationenwechsel gibt», sagte Zeh. Wenn man sich die Auswahl anschaue, sei ziemlich viel dabei. Ein Roman, der gendere («Blutbuch») sei auf der Liste. Auch zu finden sei ein Roman, der ganz selbstironisch zerbrechliche Männlichkeit in den Wind halte («Ein Sommer in Niendorf»).

Ein Trend, der bereits seit Jahren zu beobachten ist, ist der zum autofiktionalen Schreiben. Er macht sich auch auf der aktuellen Liste bemerkbar. «Wie diese Form weiterentwickelt werden kann, zeigen etwa Daniela Dröscher mit 'Lügen über meine Mutter' oder Jan Faktor mit 'Trottel'.» Das erklärte Jury-Sprecherin und Literaturkritikerin Zeh (Deutschlandfunk Kultur).

Auf der diesjährigen Longlist versammeln sich zwölf Autorinnen und sieben Autoren. Insgesamt hatte die siebenköpfige Jury mehr als 200 Titel gesichtet.

Preisverleihung auf der Frankfurter Buchmesse

Am 22. September wird die Longlist auf sechs Titel, die Shortlist, verkürzt. Wer letztlich den Buchpreis erhält, wird erst bei der Preisverleihung am 17. Oktober, zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse, verkündet.

Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wird seit 2005 verliehen. 2021 ging er an die Schriftstellerin Antje Rávik Strubel für ihren Roman «Blaue Frau». Der Preis ist mit insgesamt 37'500 Euro dotiert: Der Sieger oder die Siegerin erhält 25'000 Euro, die übrigen Autorinnen und Autoren der Shortlist jeweils 2500 Euro. Vergeben wird die Auszeichnung von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

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