Deutsches Museum in München: Von Robotik bis Atomenergie
Sich mit einem kleinen Roboter unterhalten oder in die Welt der Atome eintauchen - das ist im frisch sanierten Teil des Deutschen Museums in München möglich. Das erwartet die Besucher:
Rund sieben Jahre lang wurde saniert. Es gab jede Menge Ärger, Pannen und Diskussionen über die Kosten. Nun ist der erste Teil des Deutschen Museums in München fertig - endlich, wie Museumsleiter Wolfgang Heckl mit einem Stossseufzer erklärt.
20 Ausstellungen können von Kindern und Erwachsenen entdeckt werden, inklusive Kinderreich. Eröffnet werden sollen die Räumlichkeiten am kommenden Wochenende von Freitag bis Sonntag (8. bis 10. Juli) mit einem dreitägigen Fest unter freiem Himmel und vielen Angeboten.
Publikumslieblinge wie die Starkstrom-Abteilung samt Blitzvorführung und das legendäre Bergwerk sucht man vergeblich. Sie sind seit Kurzem geschlossen, da sie in dem Teil des Hauses liegen, der nun in einem zweiten Abschnitt saniert werden soll.
Flugsimulator und humanoide Wesen aus Metall
Dafür wurde anderes auf einen neuen Stand gebracht. Die moderne Luftfahrt ab 1945 etwa wartet mit einem Flugsimulator auf. Neu ist der Ansatz, Bereiche kritisch einzuordnen, etwa die historische Luftfahrt von 1918 bis 1945. Hier wurde die dreimotorige Junkers Ju 52, bekannt als «Tante Ju», aus den 1930er Jahren wieder aufgestellt. Das robuste Flugzeug sei eindeutig mit militärischen Hintergedanken gebaut worden, sagt Kurator Andreas Hempfer. Texttafeln erklären näher, etwa dass die Wehrmacht mehr als 3000 Ju52 einsetzte und rund 10.000 Zwangsarbeiter Flugzeuge der Luftwaffe reparieren mussten.
In der Robotik warten humanoide Wesen aus Metall und vielen Drähten. Mit einigen darf man sogar Kontakt aufnehmen, etwa mit dem kleinen Nao, der zur Begrüssung auf bairisch piepst: «Griass Di!». Flüssig beherrscht er den Dialekt noch nicht, doch Museumsleiter Heckl verspricht: «Nao, Du bekommst noch einen anderen Namen.» Vielleicht Seppi oder Oskar, in Erinnerung an den berühmten Münchner Ingenieur und Gründer des 125 eröffneten Museums, Oskar von Miller.
Weiter zur Modellbahn, die dem Eisenbahn-Knotenpunkt bei Gemünden am Main (Landkreis Main-Spessart) nachempfunden ist, oder zu Abteilungen wie Energie - Motoren, Optik oder Raumfahrt. Die Atomphysik verrät nicht nur, was es mit den winzigen Teilchen auf sich hat. Man wolle auch Denkanstösse zu den Risiken etwa der Atomkraft geben, sagt Abteilungsleiter Christian Sicka.
Da war man Anfang der 1950er Jahre noch unbefangen, wie das «Atomic Energy Lab» aus den USA beweist. Ein Atomenergie-Labor fürs Kinderzimmer. Darin ein Büchlein mit Anleitung, wie Kinder in ihrer Umgebung nach dem radioaktiven Schwermetall Uranium suchen können. 10.000 US-Dollar versprach die Regierung jedem, der Vorkommen meldete.
An vielen Stellen im Museum dürfen grosse und kleine Gäste Knöpfe drücken, experimentieren, Filme sehen, Vorführungen verfolgen oder im Lokal mit Dachterrasse entspannen. Ein riesiges Angebot und ein interessanter Marathon durch Wissenschaft und Technik. Was fehlt, ist ein bisschen der rote Faden und eine Gesamtidee, die zwischen den Abteilungen eine Verbindung schafft.
Informationen an den Medienstationen
Einheitlich ist aber zumindest die Aufmachung der Medienstationen, die die Fülle an Informationen vertiefen und auch in Braille-Schrift für Blinde und mit Lautsprechern zum Hören versehen sind. Überhaupt sei das ganze Haus barrierefrei, so Dagmar Klauer, Leiterin des Museumsbetriebs. Zudem gibt es einen digitalen Führer als Handy-App oder auf Leihgeräten, die bald auch in Sprachen wie Englisch, Französisch, Italienisch und Chinesisch verfügbar sein sollen.
Ein teures Vergnügen für den Freistaat und den Bund, die das Haus fördern. Auf rund 750 Millionen Euro sind die Gesamtkosten der Mammutsanierung gestiegen. Statt zum 100-jährigen Bestehen des Hauses 2025 sollen die Arbeiten nun erst 2028 abgeschlossen sein.