Die Ära von Horst Seehofer bei der CSU geht zu Ende
Bayerns Christsoziale sind seit den jüngsten Wahlschlappen verunsichert. Unter einer neuen Führung geht es um den Machterhalt.

Das Wichtigste in Kürze
- CSU-Chef Horst Seehofer gibt nächsten Samstag seinen Vorsitz ab.
- Damit endet die Ära des Innenministers – wenn auch unfreiwillig.
Der Freistaat Bayern im Süden Deutschlands war schon immer etwas anders als der Rest der Republik. In Bayern gibt es auch eine eigene Volkspartei, die Christlich-Soziale Union (CSU). Sie regiert Deutschlands reichstes Bundesland seit Jahrzehnten, mischt aber auch in der nationalen Politik mit. Eine neue Führung soll nun die CSU durch schwierige Zeiten führen.
Beim Sonderparteitag am nächsten Samstag in München gibt Horst Seehofer (69) nach mehr als zehn Jahren den CSU-Vorsitz ab. Einziger Kandidat für die Nachfolge ist Markus Söder (52), der Seehofer im vorigen März schon als bayerischer Ministerpräsident abgelöst hatte. Seehofer hatte das Amt nicht freiwillig hergegeben. Er wurde von seinen Parteifreunden nach dem schlechten Abschneiden der CSU bei der Bundestagswahl 2017 gedrängt.

Jahrzehntelang hatten die Christsozialen Bayern mit absoluter Mehrheit regiert, doch diese Zeiten sind vorbei. Trotz der guten wirtschaftlichen Lage im flächenmässig grössten deutschen Bundesland liefen ihnen die Wähler zuletzt in Scharen davon: Nach rechts zur fremdenfeindlichen Alternative für Deutschland (AfD) als Folge der Flüchtlingskrise, aber auch nach links, zu den Grünen.
Bei der Landtagswahl im Oktober stürzte die CSU um mehr als zehn Punkte auf 37,2 Prozent ab. Söder hatte Glück, dass mit den Freien Wählern ein ideologisch ähnlich tickender Partner bereit stand, mit dem er sich schnell auf eine Koalition einigen konnte. Drei Ministerposten musste die CSU abtreten.

Mit Seehofer zieht sich eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Politik allmählich zurück. Er war in den 90er Jahren schon Gesundheitsminister unter Kanzler Helmut Kohl, später Agrarminister unter Angela Merkel, 2008 übernahm er die Führung von Partei und Landesregierung. Nach dem Aus als Ministerpräsident wurde er Bundesinnenminister im Kabinett Merkel.
Im Ringen um den künftigen Kurs der nach den Stimmenverlusten verunsicherten Partei forderte der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, sich nicht nur auf die politische Mitte zu orientieren. «Unser klarer Anspruch muss es sein, allen Bürgern von der Mitte bis zur demokratischen Rechten eine politische Heimat zu bieten», sagte er in einem Interview und machte sich für eine «Revitalisierung der Volksparteien» stark.