Drogenbericht: Corona-Krise beeinträchtigt Rauschgift-Handel kaum
Ein offizieller Bericht gelangt zum Schluss: Der Drogenhandel in Europa nahm während der Coronakrise nicht ab, verlagerte sich jedoch teilweise ins Netz.

Das Wichtigste in Kürze
- Während der Corona-Krise verlagerte sich der Drogenhandel zunehmend ins Darknet.
- Unter dem Strich verringerten sich weder Handel noch Konsum illegaler Substanzen.
Der Drogenhandel in Europa ist durch die Corona-Pandemie kaum beeinträchtigt worden. Der Strassenhandel habe wegen der Corona-Beschränkungen zwar abgenommen. Konsumenten und Dealer hätten sich jedoch zunehmend dem Handel im Darknet, in Online-Netzwerken und via Heimlieferungen zugewandt. Dies heisst es im am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA).
Zudem wurde im Untersuchungszeitraum 2018 so viel Kokain in Europa beschlagnahmt wie noch nie.

Kein Anzeichen für verringerten Drogenkonsum
2018 wurden europaweit 181 Tonnen Kokain sichergestellt – rund 40 Tonnen mehr als im Vorjahr. Dies deute auf eine «hohe Verfügbarkeit» von Kokain auf dem europäischen Markt hin, heisst es in dem Bericht. Zudem scheine die Droge zunehmend auch in Ländern verfügbar zu sein, in denen sie früher nicht üblich war. Die Menge des in der EU sichergestellten Heroins verdoppelte sich zwischen 2017 und 2018.
Im laufenden Corona-Jahr 2020 deute nichts auf eine «unmittelbare grössere Störung» des Drogenhandels hin. Weder die Menge der beschlagnahmten Drogen, noch Geheimdienstinformationen, so die Experten.
Weniger «soziale» Drogen
Auch die Herstellung synthetischer Drogen und der Anbau von Cannabis scheinen durch die Pandemie «nicht ernsthaft beeinträchtigt worden zu sein».
Die Nachfrage nach Drogen, die gewöhnlich in sozialem Kontext genommen werden nahm aber während der Corona-Krise ab. Beispielsweise MDMA oder Kokain können zu dieser Gruppe gezählt werden.

Allerdings seien neuere Drogen wie die psychoaktiven Benzodiazepine stärker nachgefragt worden. Dies sei möglicherweise zum Teil bedingt durch den Mangel an etablierten Drogen
Die organisierte Kriminalität habe «ihre modi operandi» schnell an die Corona-Pandemie «angepasst», so der Befund der Experten. Der Schmuggel per Flugzeug habe nachgelassen, der Handel per Schiff sei hingegen auf gleichbleibendem Niveau geblieben.
Langfristige Auswirkungen auf Drogenkriminalität erwartet
In dm Bericht heisst es: «Die Ereignisse des Jahres 2020 werden wahrscheinlich langfristige Auswirkungen auf künftige Herausforderungen im Drogenbereich haben.»
Die Experten befürchten demnach: Kriminelle Banden könnten ihr Ware zunehmend in legalen Lieferungen verstecken. Auch könnten sie vermehrt Schiffsverbindungen und grosse Häfen für ihren Schmuggel nutzen.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, forderte eine stärkere Zusammenarbeit der europäischen Strafverfolgungsbehörden bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität. «Der Europäische Drogenbericht zeigt, dass der zunehmende Kokain-Konsum nicht nur ein deutsches, sondern auch ein europäisches Problem ist», erklärte sie.