Treibhausgas

Emissionen von stärkstem Treibhausgas SF6 stark unterschätzt

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Österreich,

Seit 2005 wurden in Europa und den USA fast doppelt so viel Schwefelhexafluorid freigesetzt wie gemeldet.

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In Europa und den USA wurden seit 2005 fast doppelt so hohe Mengen Schwefelhexafluorid freigesetzt wie offiziell angegeben. (Symbolbild) - Armin Weigel/dpa

In Europa und den USA sind seit 2005 fast doppelt so viel vom klimaschädlichsten Treibhausgas Schwefelhexafluorid freigesetzt worden, als offiziell gemeldet wurde. Schwefelhexafluorid wird unter anderem in der Elektroindustrie als Isolator verwendet. Die Emissionen sanken jüngst in Europa und Nordamerika. In China steigen sie aber stark, heisst es im «Journal Atmospheric Chemistry and Physics».

«Das Treibhausgaspotenzial von Schwefelhexafluorid (SF6) ist 24'300-mal höher als von CO2, und es verbleibt tausend Jahre in der Atmosphäre», so Martin Vojta vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien in einer Aussendung: «Das Gas sammelt sich dort also und wird das Klima für Hunderte von Jahren erwärmen.» Die jährlichen globalen SF6-Emissionen zeigen auch heute schon eine Wirkung. «Sie entspricht ungefähr viermMal jenen der jährlichen österreichischen CO2-Emissionen», erklärte er der APA.

«Im Grunde befindet sich SF6 in der gesamten Atmosphäre», berichtete Vojta. Die grössten Konzentrationen gebe es in der untersten Schicht, der Troposphäre, die in Mitteleuropa rund elf Kilometer hoch ist. Aufgrund seiner langen Lebensdauer sei aber auch viel von dem Treibhausgas in der Stratosphäre (bis 50 Kilometer) zu finden.

SF6: Ehemals in Schuhen, Reifen und Fenstern genutzt

Bis etwa zur Jahrtausendwende wurde SF6 auch in Sohlen von Laufschuhen verwendet, zum Befüllen von Autoreifen und als Isoliergas bei Fenstern mit Mehrfachverglasung. Dies ist aber heutzutage aus Umweltschutzgründen verboten.

Die Forscher ermittelten die Freisetzung von SF6 zwischen den Jahren 2005 und 2021 mittels weltweiter Messungen und Modellberechnungen. Anhand der Luftströmungen zur Zeit der Messungen verfolgten die Forscher zurück, woher das Schwefelhexafluorid jeweils hergekommen ist. Sie berechneten, wie viel an welchem Ort freigesetzt wurde.

Die Ergebnisse zeigten «eine massive Lücke zwischen Theorie und Realität», schrieben sie. «In keinem der Länder stimmen die von 2005 bis 2021 gemeldeten Emissionen mit den Messungen des Treibhausgases SF6 überein.» Man habe sie systematisch unterschätzt – und zwar massiv, so Andreas Stohl (Uni Wien).

USA und EU emittieren 80 Prozent mehr SF6 als offiziell gemeldet

In den USA seien die tatsächlichen Emissionen durchschnittlich doppelt so hoch wie die offiziell gemeldeten. In der EU habe man 40 Prozent mehr SF6 freigesetzt, als offiziell erklärt wurde. «Im Durchschnitt emittierten die USA und EU zusammen über diesen Zeitraum hinweg rund 80 Prozent mehr SF6 als angegeben», so die Forscher

Es gebe aber auch Positives zu berichten: Die (tatsächlich gemessenen) Emissionen sind in Europa und Nordamerika deutlich gesunken. In der EU betrugen sie 2005 noch 410 Tonnen, 2021 «nur» mehr 250 Tonnen. In den USA gingen sie von 1250 auf 480 Tonnen zurück.

Rückgang der SF6-Emissionen durch gesetzliche Vorgaben

Mit den Emissionen schrumpften auch die Diskrepanzen zwischen den offiziellen Angaben und den Messergebnissen, berichten die Meteorologen. Den deutlichen Rückgang der Emissionen in Europa und den USA haben offensichtlich gesetzliche Vorgaben bewirkt.

In China vervierfachten sich hingegen die Emissionen von 1280 Tonnen im Jahr 2005 auf 5160 Tonnen im Jahr 2021. Eine ähnliche Entwicklung sei auch in Indien anzunehmen. Um die Klimakrise nicht weiter anzuheizen, müsste man demnach auch in China und Indien die Verwendung von SF6 rasch beschränken und die Emissionen global besser überwachen, meinen die Forscher.

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