England streitet um todgeweihtes Alpaka Geronimo

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Grossbritannien,

Geronimo soll eingeschläfert werden. Er sei positiv auf Rindertuberkulose getestet worden sein. Das Urteil löst Proteste aus.

Das Alpaka mit dem Namen «Geronimo» steht auf der Shepherds Close Farm. Foto: Jacob King/PA Wire/dpa
Das Alpaka mit dem Namen «Geronimo» steht auf der Shepherds Close Farm. Foto: Jacob King/PA Wire/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Alpaka Geronimo soll wegen zwei positiven Tuberkulose-Tests eingeschläfert werden.
  • Das löst einen Aufstand bei der Besitzerin und bei Tierschützern aus.

Im Streit um ein dem Tode geweihtes Alpaka wird es in England persönlich. Die Regierung begehe einen «mörderischen Fehler», wenn sie Geronimo ohne weitere Tests einschläfern lasse. Das schrieb ein prominenter Tierschützer in der Zeitung «The Sun» (Montag).

Sein Name: Stanley Johnson - Vater des britischen Premierministers Boris Johnson. Auch die Ehefrau des Regierungschefs wird wohl in die Debatte hineingezogen. Er werde an Carrie Johnson, die für ihr Tier-Engagement bekannt ist, appellieren, sich bei ihrem Ehemann für Geronimo einzusetzen. Dies sagte Dominic Dyer von der Tierschutzorganisation Born Free Foundation der Zeitung «Telegraph».

Die Regierung beharrt auf ihrer Position: Geronimo müsse sterben, weil er an der ansteckenden Rindertuberkulose erkrankt sei. Das hätten zwei Tests bestätigt. Ein Gericht hat sich in der vergangenen Woche hinter die Entscheidung gestellt. Die Regierung hat nun 30 Tage Zeit, um Geronimo einzuschläfern.

Rindertuberkulose bereitet britischen Landwirten grosse Probleme, zumal die Erreger auf Menschen überspringen können. «Jede Woche müssen allein in England 500 Rinder aus Herden entfernt werden, um die Ausbreitung zu stoppen». So der Umweltminister George Eustice in der Zeitung «Mail on Sunday». «Hinter jedem dieser Fälle steht ein Bauer, der Verluste und Tragödien erlitten hat.»

Falsch-positive Tuberkulose-Tests

Doch Geronimos Besitzerin Helen Macdonald ist sich sicher: Die Tests hätten falsche Resultate gezeigt. «Das Umweltministerium weiss seit Jahren, dass Tuberkulose-Hauttests bei Alpakas zu falsch-positiven Ergebnissen führen können», sagte Tierschützer Dyer. Statt Geronimo mit einem genaueren Bluttest zu untersuchen, ordne Eustice den Tod des sechsjährigen Tieres an. Das «um eine stärkere Überprüfung der zahlreichen Versäumnisse bei der Bekämpfung der Rindertuberkulose bei Rindern, Alpakas und Dachsen zu vermeiden».

Im Londoner Regierungsviertel protestierten Tierschützer am Montag gegen die Pläne der Regierung. Eigentlich sollten lebende Alpakas den Protest vom Umweltministerium zu Johnsons Amtssitz in der Downing Street begleiten. Sie blieben aber wegen des Stressfaktors doch weg.

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Demonstranten protestieren vor dem Umweltministerium gegen die angeordnete Einschläferung von Alpaka Geronimo. Mit einem Protestmarsch in London wollten Unterstützer für die Rettung des mutmasslich an Rindertuberkulose erkrankten Alpakas Geronimo demonstrieren. Foto: Benedikt von Imhoff/dpa - sda - Keystone/dpa/Benedikt von Imhoff

An die 100'000 Menschen unterzeichneten eine Petition, die Johnson zum Einschreiten auffordert. Geronimos Besitzerin Macdonald aus der Nähe von Bristol in Westengland weiss die Stimmung auf ihrer Seite.

Kulleraugen und flauschiges Fell

Ursprünglich stammen Alpakas aus den Anden. Doch mittlerweile werden die Klein-Kamele in Europa gezüchtet, auch in Deutschland sind Alpaka-Wanderungen und Urlaube auf Alpaka-Höfen keine Seltenheit mehr.

Die Tiere gelten vielen Menschen als Inbegriff von Niedlichkeit: Wegen ihren grossen Kulleraugen, dem flauschigen Fell, langen Hals und einem Mund, der immer aussieht, als würde er lächeln. Wohl auch deshalb sorgt der Streit um Geronimo, benannt nach einem Apachen-Häuptling, bei den bekanntlich tierliebenden Briten für Empörung.

alpakas
Junge Alpakazwillinge. - keystone

Der Fall «Geronimo» könnte ein Wendepunkt sein

Den Tierschützern geht es um mehr. «Der Fall von Geronimo könnte sich als wichtiger Wendepunkt bei der Verbesserung der Bekämpfung der Rindertuberkulose erweisen. Das um Rinder, Alpakas und die Zukunft unserer wertvollen Tierwelt besser zu schützen», sagte Dyer.

So dürfen jedes Jahr zahlreiche Dachse gekeult werden, da die Tiere ebenfalls Rindertuberkulose übertragen können. Die Praxis soll von 2022 an auslaufen - zu spät, kritisieren Tierschützer. Sie fordern andere Massnahmen wie etwa Impfungen für Rinder.

Die Regierung gab sich trotz des lautstarken Protests gelassen. Die Politik müsse sich an die Regeln halten, trotz aller Emotionen. Dies sagte Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng dem Sender Sky News. «Ich denke, dass es eine Sommerlochgeschichte ist.»

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