England: Teure Quarantäne für Rückkehrer aus 33 Ländern
Um gefährlichen Corona-Varianten keine Chance zu geben, verschärft Grossbritannien die Massnahmen an seinen Grenzen. Für manche Rückkehrer ist das ein langwieriges und teilweise ziemlich teures Unterfangen.
Das Wichtigste in Kürze
- In England haben die ersten Rückkehrer ihre verpflichtende zehntägige Hotel-Quarantäne angetreten.
Die betroffenen Passagiere seien vom Flughafen Heathrow von Sicherheitsbeamten zu Reisebussen begleitet und in Hotels in der Nähe gebracht worden, berichtete die Nachrichtenagentur PA.
Rückkehrer aus 33 auf einer «Roten Liste» stehenden Ländern nach England müssen seit Montag verpflichtend und auf eigene Kosten die vorgeschriebene Zahl von Nächten in einem von der Regierung organisierten Hotel verbringen. Das gilt für Briten, Iren und in Grossbritannien lebende Bürger - ansonsten gilt aus den Hochrisikogebieten ein Einreisestopp.
Die Massnahme soll das Land vor einer Verbreitung von Corona-Varianten schützen. Aus Europa ist nur Portugal betroffen, dazu kommen alle südamerikanischen Länder sowie Staaten des südlichen Afrikas und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Für Passagiere, die wegen der neuen Bestimmung in Quarantäne müssen, reservierte die Regierung zunächst 4600 Zimmer in 16 Hotels in Flughafennähe. Der Aufenthalt kostet pro Person 1750 Pfund. Bei Verstoss drohen drakonische Strafen: Wer nicht in eines der vorgegebenen Hotels eincheckt, muss bis zu 10.000 Pfund bezahlen. Für falsche Angaben auf dem verpflichtenden Einreiseformular sind sogar bis zu zehn Jahre Haft möglich.
Betroffene berichteten der Nachrichtenagentur PA, sie hätten versucht, vor Eintreten der Massnahmen nach England zurückzukehren, doch Flüge seien voll gebucht gewesen oder storniert worden. Dennoch hätte er für die Arbeit aus Brasilien zurückkehren müssen, erzählte der 23-jährige Roger Goncalves. «Ich bin traurig, mir geht es nicht gut, ich muss jetzt zehn Tage in diesem Raum bleiben», sagte der Londoner im Gespräch mit PA.
In Schottland gilt die Massnahme sogar für alle Einreisenden aus dem Ausland. Die oppositionelle Labour-Partei, der das Grenzregime in England nicht weit genug geht, befürwortet, dass - wie in Schottland - alle Einreisenden in überwachte Quarantäne geschickt werden und es höchstens Ausnahmen für Länder auf einer «grünen» Liste gibt. Das lehnte Aussenminister Dominic Raab am Sonntag ab.
In England hingegen müssen sich alle Einreisenden aus nicht auf der «Roten Liste» stehenden Ländern, also auch die aus Deutschland, weiterhin zehn Tage nach Ankunft selbst isolieren. Neu ist für alle, dass sie zusätzlich zu einem Corona-Test vor der Abreise nach Grossbritannien nun auch zwei Tests im Land machen müssen - spätestens am 2. und frühestens am 8. Tag nach Einreise. Dafür werden insgesamt 210 Pfund (240 Euro) für jeden fällig, der Nachweis über die Terminbuchung muss bei Ankunft vorgezeigt werden.
Die Regierung verteidigte die neuen Bestimmungen. Die britische Öffentlichkeit erwarte harte Massnahmen, sagte Verkehrsminister Grant Shapps. Die Höchststrafe spiegele die Schwere des Verbrechens wider. Hingegen kritisierten Rechtsexperten, für schwere Verbrechen wie sexuellen Missbrauch seien teils niedrigere Strafen vorgesehen.
Der grösste Londoner Flughafen Heathrow hatte vor der Einführung der Hotel-Quarantäne vor langen Warteschlangen und Problemen bei der Ankunft der Reisenden gewarnt. Berichten zufolge könnte es dabei sogar zur Vermischung von zur Hotel-Quarantäne verpflichteten Einreisenden und anderen kommen. Gesundheitsminister Matt Hancock betonte im «Times Radio» jedoch, Grenzbeamte, Flughäfen und Regierung hätten zusammengearbeitet, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.