Wo sie hinkommt, gibt es Gedränge: Bei der UN-Klimakonferenz ist Greta Thunberg ein Star. Sie nutzt die grosse Bühne aber - vorerst - anders als erwartet.
Greta Thunberg (M.) und Luisa Neubauer (2.v.l.) mit weiteren Aktivisten bei der UN-Klimakonferenz. Foto: Clara Margais/dpa
Greta Thunberg (M.) und Luisa Neubauer (2.v.l.) mit weiteren Aktivisten bei der UN-Klimakonferenz. Foto: Clara Margais/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Riesiger Andrang, Dutzende Kameras, gestresste Türsteher: Auf der UN-Klimakonferenz in Madrid ist die Aktivistin Greta Thunberg mit grossem Rummel empfangen worden.
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Die Schwedin nutzte die Aufmerksamkeit am Montag aber vor allem, um anderen Gehör zu verschaffen. Sechs junge Menschen von den Marshallinseln, den Philippinen, aus Uganda und weiteren Ländern berichteten stattdessen von den bedrohlichen Folgen des Klimawandels für ihre Heimat.

Unterdessen rangen Fachleute aus knapp 200 Staaten um Regeln, nach denen Staaten beim Klimaschutz zusammenarbeiten sollen. Beobachter zeigten sich besorgt - und setzen auf das Eingreifen der Minister.

«Wir haben bemerkt, dass wir einige Medienaufmerksamkeit bekommen», sagte Thunberg, die gemeinsam mit ihrer deutschen Mitstreiterin Luisa Neubauer eingeladen hatte. Nicht ihre Geschichte müsse erzählt und gehört werden, sondern vor allem die der Menschen im globalen Süden. «Denn der Klimanotfall ist nicht nur etwas, das uns in der Zukunft betrifft», sagte sie. «Er betrifft schon heute zahllose Menschen.»

Die jungen Aktivisten berichteten von Überschwemmungen, Dürren, Überfischung und Krankheiten in ihren Heimatländern. Wissenschaftlern zufolge wächst das Risiko solcher extremen Wetterereignisse mit dem Klimawandel stark.

«Wir bezahlen für etwas, das wir nicht verursacht haben - denn wie produzieren weniger als 0,00001 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen», sagte ein Umweltschützer von den Marshallinseln, einem der kleinsten Staaten der Erde. «Unsere Leben sind nicht verhandelbar», mahnte eine Aktivistin aus Chile. Später demonstrierten junge Leute von Fridays for Future im Freien lautstark singend und hüpfend für mehr Tempo beim Klimaschutz.

Mit den Fortschritten der Klimakonferenz dürften sie bisher kaum zufrieden sein. Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth warnte vor überzogenen Erwartungen. Viele rechneten damit, dass Staaten schon jetzt ehrgeizigere nationale Pläne zum Einsparen von Treibhausgasen vorlegten. «Das ist aber nicht wirklich auf der Agenda», sagte er. Der Zeitplan sehe vor, das zum nächsten Klimagipfel im nächsten Jahr in Glasgow zu machen.

Ziel der Konferenz ist unter anderem, letzte Lücken im Regelwerk zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu schliessen - mit diesem Abkommen soll die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad begrenzt werden. Konkret geht es um Marktmechanismen, nach denen Länder beim Klimaschutz zusammenarbeiten können sollen - so dass ein Land, aber auch Städte oder Unternehmen sich Treibhausgas-Minderungen anrechnen können, die sie in einem anderen Land finanzieren.

«Gerade dieses Thema muss absolut sorgfältig und wasserdicht ausverhandelt sein», sagte Flasbarth. Es dürften keine Schlupflöcher entstehen, sonst funktioniere der Markt für Klimaschutz nicht. Man wolle zwar diesmal zum Abschluss kommen, «aber nicht um jeden Preis».

Beobachter kommentierten die Verhandlungen besorgt. Es sei völlig unklar, ob die Länder sich einigten, sagte Klimaexpertin Ann-Kathrin Schneider vom BUND der dpa. Die Gefahr bestünde, dass Länder die Regeln nutzen könnten, um weniger Klimaschutz zu Hause zu machen.

Von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) und dem in der EU für Klimaschutz zuständigen Frans Timmermans erwarte sie, dass sie sich für Klimaschutz in Deutschland und Europa aussprächen. Die Regelung dürfe nicht zum «Verschiebebahnhof von klimapolitischer Verantwortung» werden. Schulze wollte von Dienstag an für die Bundesregierung an den Verhandlungen teilnehmen.

Auch Grünen-Klimapolitikerin Lisa Badum sah die Verhandlungen an einem «gefährlichen Punkt», wie sie der dpa sagte. Wenn sich China, Brasilien und andere mit ihren Vorstellungen durchsetzten, sei der globale Klimaschutz ernsthaft bedroht. «Sind die Regeln dort zu grosszügig, entsteht ein grosses Risiko, dass Staaten als Trittbrettfahrer ihre Klimaziele nur mit eingekauften Zertifikaten erreichen und weiter auf billige fossile Energien setzen.»

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