Erneut Zusammenstösse bei Protesten im Libanon
Bei den Protesten im Libanon gegen Korruption und den Umgang der Regierung mit der massiven Wirtschaftskrise ist es erneut zu gewalttätigen Zusammenstössen gekommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Sicherheitskräfte setzen Tränengas gegen Demonstranten ein.
Im Zentrum der Hauptstadt Beirut setzten die Sicherheitskräfte am Donnerstagabend Tränengas gegen Demonstranten ein, wie das libanesische Fernsehen berichtete. Aus den Reihen der Protestteilnehmer wurden Steine geworfen.
Eine wichtige Strasse im Zentrum der Hauptstadt wurde von Demonstranten blockiert. Angaben zu möglichen Verletzten in Beirut lagen zunächst nicht vor. Auch in vielen anderen Landestielen blockierten Demonstranten Verkehrsverbindungen. In der nördlichen Hafenstadt Tripoli feuerten die Sicherheitskräfte ebenfalls Tränengas auf Demonstranten ab. Diese hatten versucht, eine Filiale der Zentralbank zu stürmen, wie die staatliche Nachrichtenagentur ANI berichtete. Acht Menschen seien verletzt worden.
Der Wert des libanesischen Pfund war am Donnerstag auf dem Schwarzmarkt auf ein Rekordtief gesunken. Die Regierung hatte vergeblich versucht, den Absturz der Währung zu bremsen. Offiziell ist das libanesische Pfund zwar an den US-Dollar gekoppelt. Doch der Schwarzmarktpreis lag am Donnerstag 70 Prozent unter der offiziellen Rate.
Bereits am Wochenende war es bei Demonstrationen im Libanon zu Zusammenstössen mit dutzenden Verletzten gekommen. Die Proteste von hunderten Menschen am Samstag in Beirut waren die grössten, seit die Regierung die Mitte März wegen der Corona-Pandemie verhängten Ausgangsbeschränkungen gelockert hatte.
In den vergangenen Monaten hatte es im Libanon immer wieder Demonstrationen gegen Misswirtschaft und Korruption gegeben. Das Land steckt in seiner schlimmsten Wirtschaftskrise seit dem Bürgerkrieg von 1975-1990. Die Einschränkungen wegen des Coronavirus haben die Krise noch verschärft. Offiziellen Angaben zufolge leben inzwischen mehr als 45 Prozent der Libanesen unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 35 Prozent.