Erneute Ausschreitungen in französischer Stadt Dijon
In Dijon ist es am Montag in der vierten Nacht in Folge zu Ausschreitungen gekommen. Auch heute Dienstag beruhigt sich die Lage noch nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- In Dijon herrschen seit einigen Tagen bürgerkriegsähnliche Zustände.
- Hintergrund sind Auseinandersetzungen zwischen Tschetschenen und Vorstadt-Bewohnern.
- Die Regierung in Paris schickte heute Verstärkung für die Polizei nach Dijon.
Nach Angaben aus Polizeikreisen versammelten sich rund 150 Menschen am frühen Montagabend in der ostfranzösischen Stadt. Mehrere Mülleimer und ein Auto wurden in Brand gesteckt, zudem wurden mehrere Schüsse in die Luft abgegeben. Die Regierung hat inzwischen Verstärkung für die Polizei angeordnet.
Es seien zwei Einheiten eines Spezialeinsatzkommandos zur Unterstützung der Polizei vor Ort im Einsatz, sagte Innenstaatssekretär Laurent Nuñez am Dienstag in Dijon. Er habe keinen Zweifel, dass durch die eingeleitete Untersuchung der Vorfälle die Täter ermittelt würden.
Bewaffnete Auseinandersetzungen mitten im Stadtzentrum
Hintergrund der Unruhen sind nach Angaben aus Polizeikreisen gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Tschetschenen und Bewohnern der Vorstadt Grésilles mit nordafrikanischen Wurzeln. Dabei ging es offenbar um Rache für einen aus Tschetschenien stammenden 16-Jährigen, der brutal angegriffen worden sein soll. Bei den Zusammenstössen wurde der Inhaber einer Pizzeria durch Schüsse schwer verletzt.
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— ساشتی (@Sashtyani) June 16, 2020
Die Tschetschenen hätten ab Freitag in sozialen Netzwerken gegen die andere Gruppe mobil gemacht, erklärte der Staatsanwalt von Dijon, Eric Mathais, im Radiosender France Bleu. Drei Abende in Folge seien deshalb bis zu 140 Menschen nach Grésilles gekommen, so Mathais. Mehrere Personen seien verletzt worden.
Bürgermeister Rebsamen sagte, in der Nacht zu Samstag habe er rund hundert mit Baseballschlägern bewaffnete und teils vermummte Menschen im Zentrum von Dijon gesehen. Er sprach von «inakzeptablen und absolut beispiellosen Vorfällen». Der Bürgermeister stellt sich Ende Juni zur Wiederwahl.
Ein ungewöhnlicher Schauplatz
Dijon ist ein eher ungewöhnlicher Schauplatz für gewalttätige Auseinandersetzungen in Frankreich. Während es in den Vorstädten der Hauptstadt Paris oder der Küstenmetropole Marseille häufiger zu Zusammenstössen mit der Polizei kommt, gilt die Stadt in der ostfranzösischen Region Burgund als ruhiges Pflaster. Er verstehe, dass die Bevölkerung nun verunsichert sei, sagte Nuñez. Bei der Ermittlung der Täter gebe es Hinweise, so der Staatssekretär.
Die Einsatzkräfte hätten es teilweise mit 50 bis 100 Menschen zu tun gehabt, die «mit Schlagstöcken, Sturmgewehren und Kriegswaffen» ausgerüstet gewesen seien, sagte der regionale Vorsitzende der Gewerkschaft der Nationalpolizei Alliance PN, Stéphane Ragonneau, der Nachrichtenplattform Franceinfo. Der Vorfall könne nicht mit anderen Auseinandersetzungen in Vororten verglichen werden.