38 Verletzte bei Krawallen am Rande von Pariser Mai-Kundgebung
Am Rande der Mai-Kundgebungen in Paris ist es am Mittwoch zu Ausschreitungen gekommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Rund 164.000 Menschen demonstrieren in ganz Frankreich weitgehend friedlich.
Die Polizisten setzten Tränengas ein, um die Randalierer auseinanderzutreiben, wie AFP-Reporter berichteten. 24 Demonstranten und 14 Sicherheitskräfte wurden dem französischen Innenministerium zufolge leicht verletzt. Nach Angaben des Innenministeriums demonstrierten in ganz Frankreich rund 164.000 Menschen, davon etwa 28.000 bei der zentralen Kundgebung der Gewerkschaften in Paris. Die Gewerkschaften sprachen von landesweit 310.000 Teilnehmern.
Medien berichteten von 40.000 Demonstranten in der Hauptstadt, Gewerkschaften von 80.000 Teilnehmern. In weiten Teilen des Landes verliefen die Kundgebungen friedlich, in Paris heizte sich die Stimmung hingegen schnell auf.
Die Auseinandersetzungen begannen, als mehrere hundert Aktivisten des sogenannten «Schwarzen Blocks» am Boulevard Montparnasse zu einer Kundgebung drängten, die zu einem Demonstrationszug durch die Stadt starten sollte. Sie warfen Flaschen sowie Stücke von Pflastersteinen nach den Sicherheitskräften und riefen: «Jeder hasst die Polizei!» Die Polizisten reagierten sofort und setzten Tränengas ein, um die Aktivisten auseinanderzutreiben.
Mitglieder des antikapitalistischen «Schwarzen Blocks» und radikale Vertreter der Protestbewegung der «Gelbwesten» hatten dazu aufgerufen, Paris am 1. Mai in die «Hauptstadt des Aufstands» zu verwandeln. Bereits im vergangenen Jahr hatte es am Mai-Feiertag in Paris schwere Ausschreitungen gegeben.
Philippe Martinez von der kommunistischen Gewerkschaft CGT musste die Spitze des Demonstrationszugs vorübergehend verlassen, nachdem er von Radikalen angegangen wurde, wie ein AFP-Reporter berichtete. Im Anschluss kritisierte er die Sicherheitskräfte scharf. Er sei von ihnen mit Tränengas besprüht worden, obwohl er eindeutig als Gewerkschaftsmitglied erkennbar gewesen sei.
Der plötzliche Gewaltausbruch überraschte viele Demonstranten. «So etwas habe ich noch nie gesehen», sagte ein Gewerkschaftsmitglied mit Tränen in den Augen. Nicht einmal bei den Studentenprotesten im Mai 1968 habe es so etwas gegeben.
Rund 7400 Sicherheitskräfte waren in Paris im Einsatz, die Viertel um den Concorde-Platz und den Prachtboulevard Champs-Elysées waren vollständig abgeriegelt. Das Innenministerium hatte zuvor mit bis zu 2000 gewaltbereiten Demonstranten gerechnet.
24 Demonstranten und 14 Sicherheitskräfte wurden nach Angaben des Innenministeriums leicht verletzt. 380 Menschen wurden vorläufig festgenommen. Emmanuel Macron hatte ein entschlossenes Vorgehen gegen Randalierer angekündigt.
Unter den Verletzten war auch eine Journalistin der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Die Polizei habe sie mit einem Schlagstock ins Gesicht und auf den Arm geschlagen, obwohl sie einen Helm und eine Armbinde getragen habe, die sie als Pressevertreterin auswiesen, sagte sie. Das russische Aussenministerium nannte den Vorfall «inakzeptabel» und forderte eine «akribische Untersuchung».
Ausser in Paris fanden in zahlreichen weiteren Städten des Landes Kundgebungen von Gewerkschaften, «Gelbwesten» und Politikern statt. Im Gegensatz zur Hauptstadt herrschte dort trotz eines hohen Polizeiaufgebots eher eine Festtags-Atmosphäre. In einigen Städten wie etwa in Caen oder Lyon hatten die Präfekturen allerdings Kundgebungen in den Innenstädten verboten.
Die Gewerkschaften fordern von der Regierung Massnahmen zur Erhöhung der Kaufkraft. Macrons Reformvorschläge von vergangener Woche wie etwa eine deutliche Senkung der Einkommensteuer und mehr direkte Demokratie, mit denen er auf die seit Monaten anhaltenden Proteste der «Gelbwesten» reagierte, stossen bei ihnen auf Kritik. Sie betonen, dass sich die Lage der sozial Benachteiligten damit nicht verbessern werde.