EU gibt mehr für russisches Öl und Gas aus als für Ukrainehilfen
Im dritten Jahr des Ukraine-Kriegs gaben die EU-Staaten mehr Geld für russisches Öl und Gas aus, als sie der Ukraine Finanzhilfen schickte.

Das Wichtigste in Kürze
- Im dritten Jahr des Ukraine-Kriegs gab die EU 21,9 Milliarden Euro für russisches Öl aus.
- Diese Summe übersteigt die 18,7 Milliarden Euro, die die EU 2024 der Ukraine gab.
- Russland umgeht Sanktionen: Fossile Brennstoffe werden via «Schattenflotte» exportiert.
Die EU hat im dritten Jahr des Ukraine-Kriegs mehr für russische fossile Brennstoffe ausgegeben als für Finanzhilfen für die Ukraine.
Das zeigt ein Bericht des «Centre for Research on Energy and Clean Air» (Crea). Ihm zufolge haben EU-Mitgliedsstaaten im dritten Kriegsjahr rund 21,9 Milliarden Euro (20,5 Milliarden Franken) für russisches Öl und Gas ausgegeben.
Diese Summe übersteigt die 18,7 Milliarden Euro (17,5 Mia. Franken), die die EU 2024 der Ukraine als Finanzhilfe schickte. Diese Zahl stammt vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW Kiel).
Kurz: Die EU hat 3,2 Milliarden Euro oder 3 Milliarden Franken mehr für russisches Öl als für Ukraine-Hilfe ausgegeben.
Vaibhav Raghunandan vom Crea und Mitautor sagt zu dem neuen Bericht: «Der Kauf russischer fossiler Brennstoffe ist ganz einfach gesagt eine finanzielle Unterstützung des Kremls und ermöglicht seine Invasion.»
Das sei «eine Praxis, die sofort gestoppt werden muss, um nicht nur die Zukunft der Ukraine zu sichern, sondern auch Europas Energieversorgung».
«Viele Länder waren in vergangenen Konflikten grosszügiger»
Christoph Trebesch, ein Ökonom am IfW Kiel, bemerkt, dass der Ukraine im Vergleich zu früheren Kriegen weniger geholfen werde.
Europäische Geberländer gäben durchschnittlich weniger als 0,1 Prozent ihres BIP pro Jahr aus.
Er erklärt gegenüber dem «Guardian»: «Viele Länder waren in vergangenen Konflikten grosszügiger. Deutschland mobilisierte viel mehr Hilfe für Kuwaits Befreiung in den Jahren 1990/91, als es das jetzt für die Ukraine tut.»
Russlands «Schattenflotte» umgeht Sanktionen
Russland umgeht die Sanktionen, indem es fossile Brennstoffe mit seiner «Schattenflotte» von alten und unterversicherten Tankern transportiert.
Laut der Zeitung stammt fast die Hälfte der Steuereinnahmen Russlands aus dem Öl- und Gassektor.
Die «Schattenflotte» ist laut Crea für etwa ein Drittel der russischen fossilen Brennstoffexporteinnahmen verantwortlich. Die Schiffe werden auch der Sabotage auf Unterseekabel verdächtigt.
Letzten Mittwoch stimmte die EU neuen Sanktionen zu, die unter anderem die russische Schattenflotte ins Visier nehmen. Diese traten gestern, am dritten Jahrestag des Ukraine-Kriegs, in Kraft.