Ex-Söldner der Wagner-Gruppe gegen Auslandseinsätze Russlands
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Ex-Söldner der russischen Wagner-Gruppe spricht sich gegen Auslandseinsätze aus.
- Russland hätte sich mehr auf innere Probleme konzentrieren müssen, so Gabidullin.
- Die Wagner-Gruppe gilt als Putins rechtsextreme Schattenarmee.
Ein ehemaliger Söldner der russischen Wagner-Gruppe hat sich für ein Ende der russischen Auslandseinsätze ausgesprochen. «Wir hätten uns besser auf unsere inneren Probleme konzentrieren sollen.» Das sagte Marat Gabidullin am Donnerstag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Der 55-Jährige, der nach eigenen Angaben 2015 in der Ukraine und später in Syrien im Einsatz gewesen war, hat ein Buch über seine Erfahrungen veröffentlicht.
«Wir hätten dafür arbeiten sollen, dass die Menschen uns respektieren und bewundern und dass wir ein Beispiel für die Ukraine werden», sagte Gabidullin. Nach seinem ersten Einsatz in der Ost-Ukraine sei er «frustriert und enttäuscht» gewesen. Das «ehrenwerte Ziel, russische Interessen zu schützen», sei letztlich ein «Täuschungsmanöver» gewesen, sagte er.
Auch in Syrien habe der russische Einsatz keine Wende zum Besseren gebracht. «Die Menschen in Syrien haben immer noch weder Strom noch Benzin, sie hungern und frieren. So gesehen hat der Einsatz nichts gebracht», fügte er hinzu.
Der Wagner-Gruppe werden diverse Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen
Der berüchtigten Söldnertruppe, die als Schattenarmee der russischen Regierung gilt, werden in Ländern wie Mali, Libyen und Syrien Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Gabidullin betonte, dass er selbst nicht Zeuge von Kriegsverbrechen gewesen sei. «In einigen Fällen wurden Söldner aber in einer Weise eingesetzt, die allen Normen und moralischen Werten widerspricht», sagte er, ohne Details zu nennen. Er bereue seinen Einsatz nicht, er habe lediglich seinen Job gemacht, sagte er.
Die Wagner-Gruppe ziehe ehemalige Soldaten, aber auch ehemalige Verurteilte an, die in der Armee keine Chance mehr hätten, sagte Gabidullin, der selber drei Jahre in einer Strafkolonie verbracht hatte. «Was man dort verdient, bekommt man nirgendwo anders in Russland», sagte er. Pro Einsatz sollen die Söldner etwa 1500 bis 2200 Euro verdienen.
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow bestätigte Anfang Mai den Einsatz von Wagner-Söldnern in Mali und Libyen «auf kommerzieller Basis». Die Gruppe habe jedoch «nichts mit dem russischen Staat zu tun». Nach westlichen Schätzungen setzt Russland auch im Ukraine-Krieg zwischen 10'000 und 20'000 Mitglieder der Wagner-Gruppe ein.