Experten bewerten Emirates erneut als sicherste Airline
Das zweite Corona-Jahr in Folge war für die Weltluftfahrt in vielfacher Hinsicht ein Problemjahr. Der Flugsicherheit kam es zugute. Die Auswertung der sichersten Airlines war dennoch schwierig.
Das Wichtigste in Kürze
- Luftfahrtexperten des Hamburger Flugunfallbüros JACDEC haben auch in diesem Jahr wieder die Golf-Airline Emirates zur sichersten Fluggesellschaft der Welt gekürt.
Der weltgrösste Betreiber des doppelstöckigen Verkehrsflugzeugs A380 - dem grössten Passagierjet überhaupt - behält in einer JACDEC-Auswertung fürs Luftfahrtmagazin «Aero International» (Februar-Ausgabe) seine Spitzenposition. Auch ein riskanter Zwischenfall kurz vor dem Jahresende beim Start einer Boeing 777 in Dubai änderte nichts an dieser positiven Gesamtwertung. Mit einem Risiko-Index von 95,05 Prozent liegt Emirates unter den 25 weltgrössten Airlines vor der niederländischen KLM (93,31 Prozent), den US-Fluggesellschaften Jetblue Airways (91,61) und Delta Air Lines (91,55) sowie der britischen Easyjet (91,28). Der theoretisch erreichbare Bestwert liegt bei 100 Prozent, heisst es in dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Ranking.
Erstmals wurden auch regionale Ranglisten veröffentlicht
Die Air Canada (90,9) folgt auf Rang sechs, vor den US-Airlines Southwest (90,11) und Spirit Airlines (89,73) sowie der irischen Ryanair (89,41) und der arabischen Qatar Airways (89,24). Die Lufthansa landete mit einem Index von 87,9 auf Rang 17. Erstmals veröffentlichten die Hamburger Flugunfalluntersucher auch regionale Ranglisten, die einen Vergleich der jeweils grössten Fluggesellschaften innerhalb ihrer Regionen darstellen. Statt einer einzigen Auflistung mit 100 Airlines gibt es somit nun vier einzelne Listen, geordnet nach Weltregionen.
Dabei rutscht Emirates regional hinter eine andere Golf-Airline, die Etihad Airways. Die tauchte aufgrund mangelnder Verkehrsleistung aber nicht im Top-Ranking der 25 weltgrössten Fluggesellschaften auf. In der Region Europa liegt die niederländische KLM (93,31) an der Spitze, vor der Finnair (93,16), der spanischen Air Europa (93,12), der niederländischen Transavia (92,83) sowie der britischen Easyjet (91,28) und der Norwegian (90,95). Auf den weiteren Plätzen folgen Wizzair (Ungarn/89,78), TAP (Portugal/89,63), Ryanair (Irland/89,41) sowie die Rossiya Airlines (Russland/88,92). Die Swissair landete auf Rang 11 (88,34), die Lufthansa (87,9) auf Position 15 der Rangliste.
«Der Grund dieser Neuordnung lag in erster Linie an den veränderten Grössenverhältnissen, die sich zugunsten vieler Fluglinien mit starken Binnenmärkten wie China oder den USA verschoben hatten», erklärte JACDEC-Gründer Jan-Arwed Richter. Da es 2021 angesichts einer nur zaghaften Wiederbelebung der Flugaktivitäten erneut coronabedingt zu Einbrüchen im Luftfahrtgeschäft kam, fielen alte Unfälle der Airlines diesmal auch stärker ins Gewicht. Weil sie in diesem Jahr keine ausreichende Passagierkilometerleistung erreicht haben, tauchen etwa bekannte Fluggesellschaften wie Austrian Airlines, Eurowings und Condor nicht unter den europäischen Top 25 auf. Für sie berechneten die Experten einen Risikoindex von 85,7, 89,71 und 88,54 Prozent.
Industrie setzt bis 2023 wieder auf Gewinn
Denn die Corona-Pandemie verdarb vielen Fluggesellschaften erneut das Geschäft - zuletzt lähmte dann Ende 2021 noch die neue Variante Omikron den erhofften Aufwind. Vor deren Auftauchen und den erneuten Beschränkungen hatte der Generaldirektor des Airline-Verbandes IATA, Willie Walsh, noch Anfang Oktober die Branchenverluste durch die Pandemie mit gut 200 Milliarden Dollar beziffert. Für 2021 erwartete er ein Minus von 52 Milliarden Dollar (44,7 Mrd Euro), für 2022 dann noch rote Zahlen von 12 Milliarden Dollar - bis die Industrie 2023 unterm Strich wieder auf Gewinn setzt. Mit dem drastischen Einbruch des Luftverkehrs im Jahr 2020 verbuchten die Fluggesellschaften weltweit zusammen einen Verlust von 138 Milliarden Dollar.
In Europa erreichte der gesamte kommerzielle Flugverkehr im vergangenen Jahr nach Angaben der Flugsicherheitsorganisation Eurocontrol 56 Prozent des Volumens aus dem Vor-Corona-Jahr 2019. Für das Jahr 2022 hofft die Organisation auf eine Erholung auf 70 bis 90 Prozent des Volumens von 2019.
Die JACDEC-Bewertung beruht auf der Unfallhistorie der Fluglinie in den vergangenen 30 Jahren, der länderspezifischen Umgebung, in der sie operiert, sowie auf spezifischen Risiko-Faktoren der Fluglinien.
Für die Bewertung sind die von den Airlines geflogenen Passagierkilometer eine wichtige Grösse: Je mehr davon eine Fluggesellschaft unfallfrei zurücklegt, umso risikoärmer und damit sicherer gilt sie in diesem Ranking. Erfasst werden im Definitionsrahmen lediglich die grossen Airlines. Angesichts der coronabedingt stark reduzierten Flugaktivitäten hat die Tabelle aber diesmal erneut nur eine begrenzte Aussagekraft.