Mehrere Experten gehen davon aus, dass Putin Prigoschin liquidieren will. Vorerst ist der Wagner-Boss aber noch in Sicherheit.
Putin
Wladimir Putin will Prigoschin töten lassen, darüber sind sich mehrere Experten einig. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Experten gehen davon aus, dass Putin Prigoschin töten lassen wird.
  • Der Kremlchef will aber zuerst die Wagner-Truppe umstrukturieren und übernehmen.
  • «Bauer Prigoschin» müsse im Schachspiel geopfert werden, um «König Putin» zu retten.
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Während des Aufstands bezeichnete Wladimir Putin den Chef der Wagner-Söldner als «Verräter». Er scheint Jewgeni Prigoschin aber zu einem gewissen Grad verziehen zu haben: Der «Koch Putins» konnte ins Exil nach Belarus ziehen. Doch mehrere Experten gehen davon aus, dass der Kremlchef seinen ehemaligen Vertrauten eliminieren will.

Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR berichtet, dass der russische Geheimdienst FSB den entsprechenden Befehl erhalten habe. HUR-Leiter Kyrylo Budanov sagte dies gegenüber dem Medium «The War Zone». Der FSB werde nun Zeit brauchen, um geeignete Ansätze zu enwickeln. Es sei aber unklar, ob der Geheimdienst den Auftrag wirklich durchführe und ob er Erfolg haben werde.

Wagner
Die Wagner-Truppe kontrollierte zwischenzeitlich die russische Stadt Rostow am Don. - keystone

Auch Politikwissenschaftler Herfried Münkler sagt im «Spiegel»: «Ich gehe davon aus, dass die Russen Prigoschin über kurz oder lang liquidieren werden.» Alexander Lukaschenko, der dem Wagner-Boss Exil gewährt, werde dem Geheimdienst kaum im Weg stehen.

Vorerst sei Prigoschin sicher, schreibt Militäranalyst Sean Bell in einem Gastbeitrag bei «Sky News». Denn Putin wolle ihn nicht zu einem Märtyrer machen. Doch die Sicherheit werde nicht lange währen, es sei unwahrscheinlich, dass Putin seinem «Koch» je wieder vertraue.

Jewgeni Prigoschin
Jewgeni Prigoschin betrieb nach einer 13-jährigen Haftstrafe ein Restaurant und kam zu mit Wladimir Putin in Kontakt. So zumindest lautet die Version des 61-Jährigen. - Keystone

Bell bezeichnet Prigoschin deshalb als «wandelnden toten Mann». Putin werde zuerst die Wagner-Truppe unter dem Verteidigungsministerium umstrukturieren und umbenennen. Deren ehemaligen Anführer werde er von seinem Geschäftsimperium isolieren und seine Autorität einschränken.

Dadurch würden seine Zukunftsperspektiven immer prekärer. Bell verweist auf die sich häufenden Fälle von Putin-Vertrauten, die in Ungnade gefallen sind. Viele von ihnen sind dann unter teils mysteriösen Umständen gestorben.

Prigoschin sei nun ein «verfügbarer Bauer» im Schachspiel des Kremlchefs. Er werde ihn wahrscheinlich opfern, um den «König Putin» zu retten.

Experte: Russland will Wagner-Gruppe und Prigoschin trennen

Russland- und Militärexperte Gerhard Mangott sagt gegenüber «n-tv» Ähnliches: «Der Kreml will die Wagner-Truppe erhalten.» Er wolle die gut ausgebildeten und gut ausgerüsteten Kämpfer weiterhin in der Ukraine, in Afrika und im Nahen Oste einsetzen. Die Regierung werde aber versuchen, die Truppe von Prigoschin zu trennen.

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Nach dem Aufstand bot Russland den Kämpfer an, einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium zu unterschreiben. Es sei aber unklar, wie viele das Angebot angenommen haben und wie viele es noch annehmen wollen, sagt Mangott. Auch wisse man nicht mit Sicherheit, wie viele Söldner nach Belarus geflohen seien. Eine weitere Frage sei, wo sich denn Jewgeni Prigoschin aufhalte.

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